
Nach Caren Miosga in der ARD kann offenbar auch Talkmasterin Maybrit Illner im ZDF mit ihrer Zuneigung für den grünen Kanzlerkandidaten Robert Habeck nicht hinterm Berg halten: In ihrer Sendung am Donnerstagabend spielte Illner einen 60-sekündigen Beitrag über Habeck und das Ampel-Aus ab, der mehr Liebeserklärung denn kritischer Journalismus war.
Darin wird der Noch-Wirtschaftsminister als „Last Man Standing“ der drei Ampel-Spitzen betitelt – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der noch immer im Amt ist und aller Voraussicht auch als Spitzenkandidat der Sozialdemokraten ebenso wie Christian Lindner für die FDP ins Rennen gehen wird, müssen nach Einschätzung der Illner-Redaktion demnach gefallen sein.
Habeck sei „staatstragend, seriös, der Erwachsene im Raum eben“, heißt es wörtlich in dem Beitrag.
Und weiter: Habecks Politik sei „ein Hammer“, heißt es unter Zuhilfenahme eines kurzen Zitats von Christian Lindner, das jedoch komplett sinnentstellt worden war. Als Habeck vor einigen Wochen seinen Plan für einen „Deutschlandfonds“ vorgestellt hatte, der mit mindestens 700 Milliarden Euro neuer Schulden alle Probleme in Deutschland lösen sollte, hatte Lindner diesen Vorschlag – und nicht Habecks Politik – im negativen Sinne als „einen Hammer“ beschrieben.
Robert Habeck: Für die Redaktion von Maybrit Illner der „Last Man Standing“
Zum Abschluss der schwer verliebten 60 Sekunden sagt die Off-Stimme wörtlich „Da braucht’s nur noch die Richtlinienkompetenz“, was übersetzt so viel bedeutet wie: Robert Habeck soll zur Vollendung der grünen Kandidatur Bundeskanzler werden, denn nur der hat die Richtlinienkompetenz.
NIUS hat das ZDF gefragt, inwiefern der Einspieler den journalistischen Standards des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entspricht und warum das Lindner-Zitat derart sinnentstellend zum Einsatz gekommen ist.
Einer Sprecherin teilte mit, dass es sich dabei um Ironie handele. Wörtlich heißt es: „Der kurze Einspielfilm der Sendung ,maybrit illner‘ befasste sich mit Wirtschaftsminister Habeck, der an diesem Abend Gast der Sendung war. Mit der Formulierung ,Robert Habeck gibt den Last Man Standing‘ wird auf ironische und zugespitzte Weise die Selbstinszenierung seiner Person während und nach dem Bruch der Ampelkoalition angesprochen.“
„Ebenso“, heißt es weiter, thematisiere „der Einspielfilm die Krise der Partei Bündnis90/Die Grünen, die Habeck dennoch mit einem eindeutigen Ergebnis zum Spitzenkandidaten gewählt hatten. Auch der O-Ton von Finanzminister Lindner ist eine ironische Einordnung der Regierungsleistung des Wirtschaftsministers. Die Bemerkung zur Richtlinienkompetenz ist vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse für die Grünen zu sehen. Die Partei steht im aktuellen ZDF-Politbarometer bei 14 Prozent und ist damit derzeit ohne ‚Richtlinienkompetenz‘ nicht in der Lage, eine künftige Bundesregierung anzuführen.“
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