Karl Lauterbachs Endgegner: Die tödliche Gefahr wartet auf dem Grill

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Sie sind in der Regel zwischen 16 und 18 Zentimeter lang, rundlich und haben einen Umfang von drei Zentimetern. Sie gedeihen besonders gut in großer Hitze und warten darin, um als tödliche Gefahr auf die Menschen niederzukommen und sie pandemieartig in den Tod zu reißen. Die Rede ist von Bratwürsten. Ihnen sagt die Bundesregierung nun der Kampf an.

Satire? Ein Witz? Nun, zugegeben, die Aufmachung ist ein wenig zugespitzt. Aber im Kern geht die Bundesregierung nun tatsächlich gegen die tödliche Gefahr vor, die von der gemeinen Haus- und Wiesenbratwurst ausgeht. Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) einen “Musterhitzeschutzplan” vorgestellt, den ihr Haus zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund entwickelt hat.

In dem Musterhitzeschutzplan heißt es laut NOZ: Wenn es heiß ist, sei „auf Ausschank von alkoholischen, stark zuckerhaltigen, koffein- oder taurinhaltigen Getränken zu verzichten“. Außerdem gelte es „offenes Feuer / Grill (zu) vermeiden“. Wer kennt das Phänomen schließlich nicht? Bei Außentemperaturen von 35 Grad Celsius scharen sich die Besucher eines Fußballspiels rund um das Grillfeuer und sterben nach einem Daueraufwärmen von 37 bis 52 Stunden an Durst oder Erschöpfung. Gut, dass die Regierung da jetzt endlich was unternimmt.

Warken muss den Plan jetzt vorstellen. Schließlich hat ihr Ministerium diesen in jahrelanger bürokratischer Arbeit entwickelt und eine Ministerin muss sich in der Öffentlichkeit vor ihre Mitarbeiter stellen. Doch gediehen ist dieser Mix aus Panikmache und übertriebenem staatlichen Aktionismus unter – Favoritensieg – ihrem Vorgänger Karl Lauterbach (SPD). Als dessen Corona-Publikum sich nicht einmal mehr vor “absoluten Killervarianten” gruseln wollte, hat der ehemalige Gesundheitsminister den Hitzeschutz als neuen Spielplatz für Aktionismus und Panikmache entdeckt.

Nach dem Virus, das über Toiletten verbreitet wird, hat Karl Lauterbach nun in der Bratwurst seinen Endgegner gefunden. Was wird die Gesundheitspolitik nur ohne ihn machen? Dafür sorgen, dass es genug Medikamente für Kinder gibt? Genug Krankenhausbetten? Pfleger? Termine bei Fachärzten? Oder – verrückte Idee – die Kassenbeiträge sinken statt rekordartig steigen lassen? Alles wichtige Aufgaben, für die Lauterbach in den letzten drei Jahren verantwortlich war. Und mit denen der Talkshow-Dampfplauderer in allen Belangen hoffnungslos überfordert war.

Der “Musterhitzschutzplan” besteht aus an und für sich banalen und persönlichen Schutzmaßnahmen, gegen die sich nichts sagen lässt, wenn sich jeder für sich darum kümmert. Um die sich jetzt aber die Veranstalter verpflichtend kümmern sollen. Der Staat hat Veranstaltungen durch erhöhten Sicherheitsaufwand bereits so teuer gemacht, dass sie kaum noch durchführbar sind – nun sattelt er mit dem “Musterhitzeschutzplan” noch einen drauf. So sollen die Veranstalter künftig Eimer oder Gießkannen mit kühlem Wasser bereitstellen oder kostenlose Sonnencreme und Sonnenbrillen für Kinder. Wer das bezahlen soll? Das hat Karl Lauterbach noch nie interessiert, solange es nicht Karl Lauterbach selber war.

Die Gefahrenlage, die Ministerium und Olympischer Sportbund konstruieren, atmet ohnehin den Geist der Pandemiepolitik. Alle sollen kollektiv mitmachen, damit einzelne tatsächlich Gefährdete gesichert werden. “Jedes Jahr sterben Vorerkrankte, ältere Menschen, aber auch Sportler oder Menschen, die draußen arbeiten, wenn die Temperaturen Rekorde brechen”, sagt Warken in der NOZ. Nun sollte ein 70-jähriger Herzpatient seine Aktivität bei 35 Grad Celsius Außentemperatur vielleicht wirklich besser einschränken. Warum aber ein 25-Jähriger auf seine Bratwurst während des Frauen-Fußballspiels verzichten soll oder die 30-jährige Stürmerin auf ihr Radler nach dem Abpfiff? Aktionismus à la Lauterbach, den Warken sich besser eher weniger als mehr zu eigen machen sollte.

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