
Ein Brand in einem Kabelkanal hat am Donnerstagmorgen den Bahnverkehr auf einer der wichtigsten Strecken Europas lahmgelegt. Zwischen Duisburg und Düsseldorf, nördlich des Flughafens, kam es zu massiven Störungen, die Tausende Pendler und den Güterverkehr trafen. Die Polizei sprach schnell von Sabotage, der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Nun hat sich eine linksextreme Gruppe mit dem Namen „Kommando Angry Birds“ zu der Tat bekannt – in einem philosophisch aufgeladenen Schreiben auf der linksextremen Plattform Indymedia, das die Industrie als Unterdrücker der Natur brandmarkt.
Der Vorfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden des 31. Juli 2025. Ein Feuer in einem Kabeltunnel beschädigte Signalanlagen und Stromversorgung, was die Nord-Süd-Hauptstrecke der Deutschen Bahn vollständig sperrte. Fernzüge aus dem Ruhrgebiet nach Köln und weiter südlich wurden umgeleitet oder fielen aus, Nahverkehrslinien standen still. Die Deutsche Bahn rechnet mit Beeinträchtigungen bis Freitagmittag, während Reparaturteams vor Ort arbeiten. „Jede Störung hier hat weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Rhein-Alpen-Korridor“, erklärte ein Bahnsprecher. Dieser Korridor verbindet Häfen wie Rotterdam und Amsterdam mit Industriestandorten in Duisburg, Köln, Frankfurt und bis hin nach Mailand und Genua – eine der wichtigsten Verbindungsstrecken des europäischen Wirtschaftsraums, die jährlich Milliarden an Gütern transportiert.
Durch die Sabotage kam es zu zahlreichen Zugverspätungen.
Ermittler fanden zudem bereits am Donnerstag Hinweise auf Brandstiftung wie etwa die Reste eines improvisierten Zündmechanismus, der auf eine gezielte Attacke hindeutet. „Wir gehen von einem Sabotageakt aus“, bestätigte die Polizei in Duisburg. Und sollte damit Recht behalten.
Nur Stunden nach dem Vorfall tauchte auf der linken Online-Plattform Indymedia ein Bekennerschreiben auf, das die Tat detailliert beschreibt und mit radikalen Thesen begründet. Die Gruppe „Kommando Angry Birds“ – offenbar eine Anspielung auf das Videospiel, die aber mit bitterem Ernst aufgeladen ist – gibt an, einen „Eisblock-Timer“ aus ihrem eigenen „Handbuch ‚Kabel Anzünden für Beginner‘“ eingesetzt zu haben, um die Störung zu verursachen. „Eine solche Störung haben wir soeben nördlich des Düsseldorfer Flughafens verursacht“, heißt es wörtlich. Die Saboteure sehen ihre Aktion als Schlag gegen den „Rhein-Alpen-Korridor“, der „einige der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas“ verbindet und in der Region Duisburg-Düsseldorf-Köln eine „Engstelle“ darstellt.
Das Schreiben paraphrasiert und erweitert Ideen des französischen Revolutionärs Emmanuel Sieyès, um die Natur als unterdrückte Kraft darzustellen. „Was ist die Natur? Alles. Was ist sie bis jetzt in der Gesellschaft gewesen? Nichts. Was verlangt sie? Etwas zu werden“, zitieren die Autoren und wenden es auf die moderne Industrie an. Sie argumentieren, die Natur sei „der starke Mensch, dessen einer Arm noch angekettet ist“, und ohne Industrie wäre die Welt „etwas mehr“. Die Gruppe kritisiert scharf die „Mainstream-Umweltbewegung“, deren Mitglieder sich dem „Dienst für die Mächtigen“ widmen müssten. „Vielleicht kann man die stärksten Befürworter der Industrie innerhalb der etablierten Klimabewegung finden“, spotten sie über jene, die „viel Schlauheit und wenig Verdienst“ hätten.
Indymedia, die Plattform für das Bekennerschreiben, ist ein dezentrales Netzwerk linksextremer Aktivisten das seit den späten 1990er Jahren existiert. Ursprünglich aus Protesten gegen Globalisierung entstanden, dient es als Forum für linke und anarchistische Inhalte, oft anonym und ohne Zensur.
Die Tat passt in eine Serie von Anschlägen auf Infrastruktur in Deutschland. In den letzten Jahren haben linksextreme Gruppen wie die „Vulkangruppe“ oder ähnliche Zellen Strommasten, Bahnstrecken und Baustellen angegriffen, oft mit dem Ziel, fossile Energien oder Kapitalismus zu sabotieren. Das „Kommando Angry Birds“ bezieht sich in seinem Schreiben auf frühere Erklärungen und lehnt eine „Versöhnung der Seiten“ ab: „Welche Hoffnung auf Übereinstimmung kann es geben zwischen der Energie der Unterdrückten und der Wut des Unterdrückers?“ Sie feiern die Idee einer „Abwanderung von Unternehmen“ als „Segen“ und vergleichen die Industrie mit einem „Tumor“, der „neutralisiert werden“ müsse.
Ein Strommast mit Brandspuren nach dem Anschlag der „Vulkangruppe“
Experten sehen in solchen Aktionen eine Radikalisierung der Klimabewegung. „Diese Gruppen lehnen Reformen ab und fordern einen Systemumbruch“, sagt der Politikwissenschaftler Andreas Müller von der Universität Duisburg-Essen. Die Behörden warnen vor Eskalation, insbesondere da der Rhein-Alpen-Korridor für die Energiewende und den Gütertransport zentral ist.
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