Literatur-Nobelpreisträger: Westen trägt Mitschuld am Ukrainekrieg – Kritik an „Schein-Demokratien“ in Europa

vor 12 Tagen

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Bildquelle: Deutschland Kurier

Der österreichische Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke, zu dessen bekanntesten Werken die 1970 erschienene Erzählung „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ gehört, hat Europas Demokratien als „Schein-Demokratien“ kritisiert. Dem Westen wirft er vor, Mitschuld am Krieg in der Ukraine zu tragen.

In Interviews mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) übte der österreichische Schriftsteller beißende Kritik an der politischen und gesellschaftlichen Situation in Europa. Deutliche Worte fand er zum Krieg in der Ukraine.

Der 82-Jährige kritisierte, viele europäische Staaten würden sich zwar demokratisch nennen, seien in Wahrheit aber von kleinteiligen, autoritären Strukturen durchzogen. Besonders Frankreich nannte er als Beispiel: Dort würden Entscheidungen oft unter Berufung auf richterliche Unabhängigkeit gerechtfertigt, während im Alltag viele kleine diktatorische Mechanismen wirksam seien.

Handke sprach von „Schein-Demokratien“ – Systemen, die sich demokratisch geben, aber wenig Raum für echte Mitbestimmung lassen.  In einer echten Diktatur, so die provokante These des Literatur-Nobelpreisträgers, wisse man wenigstens, wogegen man kämpfen könne. Heute hingegen seien viele Einschränkungen subtil und damit schwerer zu hinterfragen.

Westen hat Selenskyj ermuntert

Noch schärfer fiel Handkes Kritik am Umgang Europas mit dem Ukraine-Konflikt aus. Gegenüber der NZZ sagte der Erfolgsautor, es wäre seiner Überzeugung nach lange vor Kriegsbeginn möglich gewesen, eine diplomatische Lösung zu finden.

Handke wörtlich: „Ich hasse mich selber dafür, wenn ich sage ‚ich bin sicher‘, aber ich bin sicher, dass die Europäer Selenskyj zum Krieg ermuntert haben: ‚Mach nur, mach nur. Wir unterstützen dich‘.“ Für ihn sei das Leid der ukrainischen Bevölkerung deshalb auch ein Ergebnis einer verhängnisvollen politischen Ermutigung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durch den Westen.

Peter Handke wurde 2019 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Der gebürtige Kärntner zählt zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart – aber auch zu den am meisten umstrittenen. In den 1990er-Jahren stieß vor allem seine pro-serbische Haltung während der Balkan-Kriege auf heftige Kritik. 1996 sorgte Handke in der Süddeutschen Zeitung (SZ) mit einem Manifest „Gerechtigkeit für Serbien“ für Aufsehen. Darin wandte sich der Erfolgsautor gegen die Darstellung, Serbien sei der Hauptverantwortliche für die damaligen Kriegsverbrechen gewesen.

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