London, 13. September 2025: Beginn einer europäischen Bewegung

vor etwa 3 Stunden

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Nun kann sich auch die alt-mediale Blase nicht mehr eines gewissen Gähn-Reflexes erwehren. Die „stereotype Berichterstattung“ der Tagesschau von der Großdemonstration in London am Samstag, an der vermutlich über 100.000 Bürger teilnahmen, ist laut dem Londoner Zeit-Korrespondenten Jochen Bittner „mit dafür verantwortlich, was hier gerade passiert“ – und das sei natürlich etwas Gefährliches.

Worin nun diese Gefahr besteht, das kann man einstweilen dahingestellt sein lassen. Aber die Fakten, die Bittner dann nennt, könnten vielen hierzulande noch die Augen öffnen: „Viele der Leute, mit denen ich in Whitehall gesprochen habe, sind frustrierte Ex-Labour-Wähler, die sich schon länger politisch heimatlos fühlen. Sie haben nichts gegen geregelte Immigration. Sie haben aber immer mehr gegen Massenimmigration, deren Folgen sich in ihren Vierteln besonders zeigt.“

Die eigentliche Antwort auf die Frage, warum er inzwischen Reform UK unterstützt, ist dieser Satz: „Labour hat sich früher um die arbeitende Bevölkerung gekümmert, sie haben sich sehr verändert.“ Tommy Robinsons Verdienst sei es zum einen, früh über den Rotherham-Skandal um die Grooming-Gangs gesprochen zu haben, zum anderen sei er heute – gemäß britischer Klassenlogik – in der Lage, die Arbeiterklasse zu mobilisieren.

Ein Demonstrant schrieb einem Labour-Abgeordneten, mit dem er zur Schule gegangen war, seine Gründe für seine Teilnahme: 1. „Die Regierung hört nicht auf uns.“ 2. „Ich möchte wieder stolz auf mein Land sein.“ So einfach, durch das Ignorieren dieser beiden Grundbedürfnisse erschafft man eine Protestbewegung, die durchaus mehrere Milieus überspannen kann.

Und anscheinend hatte dieser Tommy Robinson bedacht, dass viele Medien versuchen würden, die von ihm organisierte Demonstration kleinzureden. Daher gab es Aufnahmen eines Hubschraubers, welche die Frage nach dem Umfang der Demonstration durch Evidenz beantworten sollten. Das scheint gelungen zu sein.

Daneben haben sich auf X Bilder verbreitet, die die Londoner Innenstadt endlich wieder mit britischen Flaggen zeigt. Für sehr viele Londoner und Briten dürfte das eine Erleichterung sein, nachdem immer wieder muslimische Massen mit palästinensischen und anderen Flaggen durch die Londoner Innenstadt gezogen waren.

Der ermordete Podcaster und Aktivist Charlie Kirk wurde mit einer Schweigeminute und einem Dudelsack-Solo („Amazing Grace“) gewürdigt.

Wichtig auch: Es gab keine Vermummungen. Auch das war eine Bitte Robinsons vorab,die den demokratischen, gewaltfernen Charakter der Demonstration unterstreicht. Sicher kam es zu einzelnen Reibereien und Vorfällen. Aber doch erstaunlich wenig, wenn man die große Zahl an Teilnehmern berücksichtigt. Konkret ging es darum, dass der Zielpunkt des Zuges im Regierungsviertel Whitehall eigentlich zu klein für die Menschenmassen war, die sich daher andere Wege suchten. Das aber wollte die Polizei mit Hinblick auf den geplanten Verlauf verhindern. So kam es zu einigen „inakzeptablen“ Szenen, wie die Polizei mitteilte. „Die Beamten sind weiterhin an mehreren Stellen mit Angriffen konfrontiert, insbesondere im Norden der Whitehall, wo sie daran arbeiten, einen sicheren Fluchtweg für die Teilnehmer der ‚Stand Up To Racism‘-Demonstration zu schaffen“, hieß es am späten Samstagnachmittag. Am Ende wurden 24 Personen festgenommen, während selbst die BBC ihre Teilnehmerzahl auf 150.000 erhöht hat. Veranstalter und Augenzeugen gehen von einer Million aus.

Und dann gab es ja noch die internationale Beteiligung: Der französische Journalist, Buchautor und Parteigründer Éric Zemmour sagte (auf Französisch, das dann übersetzt wurde), die „Freiheit unserer Völker“ sei in Gefahr. Über Briten und Franzosen sagte er dann: „Wir sind beide dem gleichen Prozess der großen Verdrängung unserer europäischen Völker durch Völker aus dem Süden und der muslimischen Kultur ausgesetzt.“ Das zwischen beidem ein kausaler Nexus besteht, muss der konservative Patriot Zemmour vermutlich immer weniger Menschen erklären.

Morten Messerschmidt von der Dänischen Volkspartei meinte: „Menschen wie wir hier, die sich Sorgen um Kriminalität, Einwanderung und die Zukunft ihres Landes machen, werden als Kriminelle gebrandmarkt, weil sie es wagen, ihre Meinung zu sagen.“ Dabei mache der „Wunsch nach sicheren Straßen und sicheren Grenzen“ niemanden zu einem Gangster. Die Liebe zum eigenen Land sei kein Verbrechen, sondern eine Pflicht.

Petr Bystron, EU-Abgeordneter der AfD, sagte: „Eure Feinde sind unsere Feinde, euer Kampf ist unser Kampf. Wir wollen nicht, dass unsere Töchter, unsere Schwestern, vergewaltigt werden. Wir wollen nicht, dass unsere Brüder, unsere Freunde, erstochen werden, wenn sie sie verteidigen.“

Der per Video-Anruf zugeschaltete Elon Musk nannte die Linke „die Partei des Mordes und des Feierns von Mord“. Das seien die Menschen, „mit denen wir es hier zu tun haben“. Daneben sprach Musk über die „massive unkontrollierte Migration“ in viele Länder der westlichen Welt. „Es muss etwas getan werden“, sagte Musk mit Bezug auf Großbritannien, zum Beispiel einer Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Musk fordert seit einiger Zeit den Rücktritt von Keir Starmer.

Tommy Robinson wandte sich unter anderem mit den folgenden Worten an die Menge: „Politiker finden plötzlich den Mut und plappern das nach, was wir seit 15 Jahren sagen. Sie haben uns verteufelt, sie haben uns angegriffen und sie haben uns inhaftiert.“ Doch nun tut auch die Labour-Regierung so, als wolle sie die Migrationspolitik verschärfen. Die neue Innenministerin Shabana Mahmood soll Asylanten aus Hotels in Kasernen verfrachten. Doch Labour hat schon jetzt einen Höchststand an Kanal-Überfahrten gebracht, so sehr, dass einzelne Boote nun schon unbemerkt durch den britischen Küstenschutz anlanden können. Der Kanal scheint überzulaufen.

Derweil „radikalisiert“ sich die britische Mittelklasse zunehmend, wie selbst der eigentlich für solche Tendenzen offene Telegraph schreibt. Das Flaggen von Union Jack und englischer Georgskreuzfahne hat sich stark ausgebreitet. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen Polizisten solche Flaggen ohne Zögern entfernen konnten.

Vorbei sind aber nicht die Zeiten, in denen Tagesschau und andere einen solchen Protest gegen die seit Jahren fast mutwillig eskalierte Migrationspolitik der britischen Regierung als „rechtsextrem“ brandmarken. So spricht eben die Tagesschau von einer „Großdemonstration der rechten Szene“. Hoppla! Die „Szene“ scheint aber rasch zu wachsen, organisiert und angeführt „von dem bekannten britischen Rechtsextremisten Tommy Robinson“.

Der Spiegel haut in dieselbe Kerbe und schreibt: „Ein Rechtsextremist ruft, mehr als 100.000 Menschen folgen“. Also ja, „folgen“, so wie damals mit dem Führer. Viel weiter reicht die Hamburger Phantasie offenbar nicht. Mit rechten Parolen hätten in London „mehr als 100.000 Menschen gegen Einwanderer“ protestiert und versuchten (so der Audio-Kommentar) „bewaffnet mit dem Union Jack durch die Polizeiabsperrung“ zu gelangen. Und fast alle Medien lassen allerdings weg, dass es den Demonstranten vor allem um illegale Migration, nicht Migration per se ging. Sogar Bild stellt „Wurfgeschosse“ in den Vordergrund und wahrsagt etwas von einer Demo „gegen Migranten“ tout court. Dabei liefen die ja zum Teil mit.

Es braucht eigentlich nur einen Kommentar, um dieses ganze Konstrukt eines „rechtsextremen Aufzuges“ zu zerstören. Ein Nachrichtenmann des Senders Sky gab ihn ab. Als das Alarmierendste an dem ganzen Ereignis befand er, „wie normal die breite Mehrheit der Marschierenden war“. Seinen eigenen Eindrücken gemäß urteilend, vergleicht Trevor Phillips die Menge eher mit der, die man in einem Pub auf dem Land trifft oder wenn man sich in der Fußball-Halbzeit vor der Toilette anstellt. Viele farbige, schwarze und braune Gesichter habe er auch gesehen. Zum Abschluss sang eine Gospel-Gruppe gar „Jerusalem“, eine der heimlichen Hymnen des Landes.

Dann warf Phillips noch einen Blick auf das Parteisystem der Insel, das sich offenbar gerade stark verformt – zum Nutzen der Reform-UK-Partei von Nigel Farage. Und gleichzeitig kann eben ein Mann, der von den meisten Medien als rechtsextremer Verbrecher behandelt wird, eine Demonstration organisieren, deren Teilnehmer der gesamten Bevölkerung von Cambridge oder Blackpool entspreche – Städten mit einer Bevölkerung von 141.000 und 147.000 Einwohnern.

Robinson postete derweil auch, dass er und die Seinen „die 20 Millionen, die nicht wählen gehen, für uns gewinnen“ wollten. Ist das schon die Ankündigung einer neuen Partei oder Bürgerbewegung? Immerhin: Der ehemalige Special-Forces-Soldat Ant Middleton kündigte seine Kandidatur für das Londoner Rathaus als Unabhängiger an.

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