Luxus adé – Mercedes schaltet einen Gang runter

vor etwa 1 Monat

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Eigentlich gibt es bei dieser Marke nur Superlative: Mercedes steht für Luxus, Zuverlässigkeit, Tradition, Fahrerlebnis. Die ganze Welt kennt die Autos mit dem Stern als Sinnbild für überlegene Technik, modernste Technologie, hochwertige Materialien, außergewöhnliche Handwerkskunst.

Das ganz große Geld verdient Mercedes mit seinen Luxus-Karossen S-Klasse und Maybach – höchste Preise, höchste Margen. Das, so zeigen es die neuesten Zahlen, ist leider vorbei. Luxus adé – Mercedes schaltet einen Gang runter.

Die Top-Modelle stehen für nur 14 Prozent des Absatzes von Mercedes, liefern aber mehr als 40 Prozent des Deckungsbeitrags, berichtet das Handelsblatt. Dazu zählen allen voran die Oberklasse-Limousinen der S-Klasse und EQS, der Geländewagen G-Klasse, die Sportwagen von AMG und die Derivate der ultraluxuriösen Submarke Maybach.

Jedes Fabrikat in der Top-End-Kategorie kostet schon in der Basisvariante mehr als 100.000 Euro. Mercedes-Chef Källenius wollte in diesem Segment rasant wachsen, doch die noble Kundschaft will bei dem Plan nicht so recht mitziehen. 2024 sind die Top-End-Verkäufe von 328.000 auf 281.000 Fahrzeuge um 14 Prozent geschrumpft. Ausgerechnet in China läuft es schlecht, dem wichtigsten Markt für die S-Klasse. Vor allem: Viele Experten glauben nicht, dass Oberklasse-Stromer von Mercedes in China je eine Chance haben werden. Das Fatale: Je tiefer die Stückzahlen fallen, desto unattraktiver wird die Marke für Lieferanten von Schlüsseltechnologien wie Batterien und Chips.

Was haben sich Menschen meiner Generation die Nasen an den Windschutzscheiben der 600er-Mercedes-Klasse flachgedrückt, um wenigstens mal auf den Tacho zu gucken. Wie viel stand da drauf, was machte der (nicht mehr als 200 Stundenkilometer). Und die Sitze – Leder, welche Farbe, beige, rot, schwarz? Diese Karosse war ein Synonym für Luxus und Unbezahlbarkeit. Wer den „Pullman“ (die Luxusausführung) an sich vorbeigleiten sah, wusste, wovon er träumen konnte. Und bis heute träumen kann, denn er fährt immer noch. 18 Jahre lang baute Mercedes den 600er, insgesamt entstehen in dieser Zeit 2.677 Fahrzeuge, davon 487 mit längerer Pullman-Karosserie. Nur 586 bleiben in Deutschland, die meisten Autos gehen in die USA.

Der Mercedes-Benz 600 wurde von 1963 bis 1981 produziert.

Unvergessen für Millionen Deutsche ist diese Werbung: Ein Ehemann kommt grinsend zur Tür rein, spielt mit seinem Autoschlüssel und sagt: „Tschuldigung, Schatz, dass ich so spät komme. Ich hatte eine Panne.“ Sie, überaus skeptisch und ungläubig, erwidert angeekelt: „Mit einem Mercedes?“ Übersetzt hieß das: Mit einem Mercedes hat man keine Panne. Wenn der Ehemann nicht pünktlich zum Essen nach Hause kommt, muss es andere Gründe haben.

Vorbei, vorbei. Diese Werbung gibt es nicht mehr, Mercedes hat andere Sorgen. Im Geschäft mit Verbrennern ist das Unternehmen zwar seit fast 140 Jahren führend. Nahezu alle Elektrofabrikate des Konzerns aber sind bisher gefloppt. 2024 sind die Verkäufe reiner Stromer sogar um 23 Prozent zurückgegangen. Besonders die Zulassungszahlen der elektrischen Spitzenfabrikate EQS und EQS SUV enttäuschen. Die Pendants der Verbrenner-Aushängeschilder S-Klasse und GLS haben im ersten Quartal im weltgrößten Neuwagenmarkt China laut der Autoanalysefirma Marklines nur 207 Käufer gefunden.

In dieser Situation bleibt Mercedes nichts weiter übrig als Sparen – beim Personal und in den Werken. Mein gesunder Menschenverstand sagt nur eines: wie traurig.

Mehr NIUS:Der unheimliche Aufstieg des Autobauers BYD: China überholt Tesla

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel