Löwe der Mitte: Wer ist Papst Leo XIV.?

vor etwa 14 Stunden

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Kaum einer hatte mit ihm gerechnet: Sichtlich berührt, trat Robert Francis Prevost, nun Papst Leo der 14. (XIV.), auf den Balkon des Petersdoms in Rom vor die jubelnde Menge. Die meisten Experten und Laien, Katholiken und andere Gläubige hatten mit italienischen Kardinälen, wie Pietro Parolin oder Pierbattista Pizzaballa gerechnet. Vereinzelt glaubte man auch an einen neuen Papst aus Asien oder Afrika. Doch es ist ein Amerikaner geworden: Leo XIV.

Ein Name mit Bedeutung, der letzte Papst, der den Namen Leo annahm, brachte Ende des 19. Jahrhunderts die Geburtsstunde der modernen katholischen Soziallehre. Darin befasste sich Leo XIII. mit der Arbeiterfrage, dem Kapitalismus, dem Sozialismus und dem Recht auf Privateigentum. Er forderte u.a. einen gerechten Lohn, das Recht auf Arbeitervereinigungen und betonte die Verantwortung des Staates gegenüber den Armen.

Es ist also davon auszugehen, dass sein Namensnachfolger den Namen Leo, der übersetzt „Löwe“ bedeutet, bewusst gewählt hat. Wie schon zum Jahrhundertwechsel des 19. auf das 20. Jahrhundert, befindet sich die Welt im Umbruch.

Prevost ist der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri. Er war ein enger Vertrauter und Unterstützer von Papst Franziskus. Geboren 1955 in Chicago, trat Prevost dem Augustinerorden bei und arbeitete über zwei Jahrzehnte als Missionar in Peru, wo er auch die Staatsbürgerschaft annahm. Er spricht mehrere Sprachen und ist bekannt für seine bescheidene und zuhörende Art. Vor seiner Wahl zum Papst leitete er das vatikanische Dikasterium für die Bischöfe und war somit maßgeblich an der Ernennung von Bischöfen weltweit beteiligt.

Er steht für eine Kirche, die sich für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und die Rechte von Migranten einsetzt. In seiner ersten Ansprache betonte er die Bedeutung von Frieden, Einheit und einer offenen Kirche, die alle willkommen heißt. Während Leo XIV. in sozialen Fragen eher kirchlich-links auftritt, steht er in Bezug auf LGBTQ-Themen für eine konservativere Haltung. Als Bischof in Peru lehnte er Gender-Unterricht als „verwirrend“ ab, weil er „Geschlechter erschaffen will, die nicht existieren“. Auch sprach sich gegen die mediale „Sympathie“ für alternative Familienformen aus. In jüngster Zeit verzichtete er darauf, klar Stellung zu beziehen – etwa bei der Diskussion um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Ihm wurde vorgeworfen, Fälle sexuellen Missbrauchs in Chicago und Peru unzureichend behandelt zu haben. Seine Diözesen erklärten, man habe sich an die damals gültigen kirchlichen Richtlinien gehalten. Dennoch bleiben Fragen – gerade in einer Kirche, die weiterhin mit den Konsequenzen jahrzehntelanger Vertuschung kämpft.

Als Kardinal sprach er sich deutlich gegen die Abschiebepolitik der Trump-Regierung aus und widersprach öffentlich Vances theologisch motivierten Argumenten mit den Worten: „Jesus verlangt von uns nicht, unsere Nächstenliebe zu bewerten.“ Sein digitales Sprachrohr – sein X-Account – ließ wenig Zweifel an seiner Haltung: kritisch gegenüber rechtem Nationalismus, offen gegenüber Einwanderern, leise in anderen Fragen.

Zum Thema reproduktive Gesundheit und Schwangerschaftsabbruch hat sich Leo bislang kaum geäußert. Die kirchliche Linie bleibt unverändert – gegen Abtreibung, Leihmutterschaft und künstliche Befruchtung. Ob er an der nuancierten Zurückhaltung seines Vorgängers festhält, bleibt abzuwarten.

Ähnlich wie sein Namensvorgänger auch steht Leo der 14. also für einen Kompromiss zwischen Öffnung der Kirche und Treue zur traditionellen Lehre. Seine Wahl könnte ein Kompromiss zwischen den konservativen und liberalen Lagern innerhalb der Kardinäle und der Kurie gewesen sein.

Nach seiner Approbation wurde Prevost 1985 in die Augustinermission nach Peru entsandt. Dort wirkte er über ein Jahrzehnt in der Ausbildung, Seelsorge und Lehre. In Trujillo war er unter anderem als Prior, Ausbildungsleiter und Gerichtsvikar tätig. Auch übernahm er die pastorale Verantwortung für zwei Pfarrgemeinden in ärmeren Stadtteilen.

1999 wurde er zum Provinzial der Augustiner in Chicago gewählt. 2001 erfolgte die Wahl zum Generalprior des Ordens, 2007 seine Wiederwahl. Nach seiner Rückkehr in die USA ernannte ihn Papst Franziskus 2014 zum Apostolischen Administrator der Diözese Chiclayo in Peru und zugleich zum Bischof. Die Weihe fand am 12. Dezember 2014 statt.

Ab 2015 war Prevost Diözesanbischof von Chiclayo. In der peruanischen Bischofskonferenz war er unter anderem für Kultur und Bildung zuständig. Ab 2019 wurde er in mehrere vatikanische Kongregationen berufen.

2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für die Bischöfe und Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Im selben Jahr wurde er im Konsistorium zum Kardinal erhoben. Als Titelkirche wurde ihm die römische Kirche Santa Monica zugewiesen.

Am 6. Februar 2025 folgte die Erhebung zum Kardinalbischof des suburbikarischen Bistums Albano. Prevost nahm an beiden Sitzungsphasen der Weltsynode zur Synodalität teil und wurde in zahlreiche weitere Dikasterien berufen. Sein Wahlspruch lautet „In Illo uno unum“ (zu Deutsch: „In dem Einen (Gott) sind wir vereint“) – ein Ausdruck augustinischer Theologie und kirchlicher Einheit.

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