Macron bei Friedrich Merz: keine Fischbrötchen, aber Schlamm am Tegeler See

vor 3 Tagen

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Die deutsch-französische Freundschaft ist so eine Sache: Sie will gepflegt sein, aber sie zu pflegen, ist nicht einfach ...

Bundeskanzler Scholz glaubte, es sei angebracht, dem französischen Staatspräsidenten Fischbrötchen servieren zu lassen. Das war im Oktober 2023 in Hamburg. Bei einem Spaziergang im Stadtteil Blankenese gab es für Macron und seine Frau Brigitte Brötchen mit Bismarckhering und frisch geschnittenen Zwiebeln. Die Fotos, wie die Macrons Fisch mit rohen Zwiebeln als Staatsessen runterwürgen, sind legendär. Macron macht keine gute Miene zum bösen Spiel – er verzog sichtbar angeekelt sein Gesicht. Wer aus dem Land der Haute Cuisine kommt, kann sich bei Fischbrötchen nicht verstellen.

Genuss sieht anders aus.

Das Treffen mit Kanzler Merz fand in einer Villa am Tegeler See statt, die einst der Industriellenfamilie Borsig gehörte und heute Gästehaus des Auswärtigen Amts ist. Merz ließ seinem Gast Tomatensalat, Helgoländer Meeresfrüchte mit Blumenkohl und Bohnenkernen sowie Sommergemüse, Pfifferlingen und Gnocchi servieren. Merz hatte Macron extra nicht ins Kanzleramt geladen, sondern das alte Anwesen am Stadtrand in Tegel ausgewählt, das in den letzten Jahren im Dornröschenschlaf gelegen hatte. Die Villa war nach Kriegsende von 1946 und 1951 Residenz des Oberkommandierenden der französischen Truppen in Deutschland und Sitz des Hohen Kommissars André Francois-Poncet.

Die besondere Geste, die sich Friedrich Merz ausgedacht hatte, fiel buchstäblich ins Wasser. Macron war vom Berliner Flughafen mit dem Hubschrauber zum Tegeler See geflogen worden. Da es dort stundenlang geregnet hatte, musste Macron durch den zu Schlamm aufgeweichten Rasen zur Villa stapfen – seine Mimik erinnerte an jene, als er von Olaf Scholz gezwungen worden war, Fischbrötchen mit rohen Zwiebeln zu essen.

Macron brachte uns kein gutes Wetter mit. Am Tegeler See wurde gemeinsam durch den Matsch gestapft.

Bei den Gesprächen ging es um gemeinsame Rüstungsprojekte. Paris wirbt für europäische Gemeinschaftsschulden, Berlin lehnt das ab. Auch bei einem gemeinsamen Kampfjet namens FCAS (Future Combat Air System) gibt es Meinungsverschiedenheiten, wer bei dem Projekt die tatsächliche Führungsrolle übernehmen soll.

Und natürlich ging es um den US-Zollstreit: Soll Europa Gegenmaßnahmen ergreifen? Und wenn ja, welche? „Die beiden Seiten sind sich einig, dass sie sich weitere handelspolitisch Instrumente vorbehalten sollen, falls die Verhandlungen nicht zu einem Erfolg führen“, sagte der deutsche Regierungssprecher Stefan Kornelius nach dem gut dreistündigen Gespräch. Merz und Macron seien sogar bereit, „neue Maßnahmen zu entwickeln“.

Wie gesagt: Die deutsch-französische Freundschaft will gepflegt sein, aber sie zu pflegen, ist nicht einfach.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel