Magdeburg soll eine „weltoffene Stadt“ bleiben, mahnt Steinmeier bei einer Gedenkrede

vor 3 Monaten

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Am Donnerstagabend sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Magdeburg über den Anschlag vom 20. Dezember. Er besuchte die Stadt anlässlich des 80. Jahrestages des Bombardements im Zweiten Weltkrieg. Zum Ende seiner Rede bedankte sich der Bundespräsident bei denjenigen, die sich jetzt dafür einsetzen, dass Magdeburg „eine weltoffene Stadt bleibt“. Außerdem betonte er: „Wir stehen zusammen, weil wir in einer friedlichen, toleranten und solidarischen Gesellschaft leben wollen – das ist die Botschaft, die heute von diesem Platz ausgeht. Wir lassen uns nicht auseinandertreiben!“

Eingangs hatte Steinmeier den Betroffenen des Anschlags seine Kondolenz ausgesprochen: „Unser Herz ist heute schwer. Der Schmerz will nicht vergehen. So viel Entsetzen – Fassungslosigkeit.“ Magdeburg sei „im Innersten verwundet“. Deshalb sei er heute in der Stadt. An die Angehörigen der sechs Toten und der mehr als 300 Verletzten gerichtet, bekräftigte er: „Welche Qualen Sie, liebe Angehörige, durchleiden, das ahnen wir alle, und ich habe es vorhin beim Gespräch mit einigen von Ihnen gespürt.“

Tagsüber hatte der Bundespräsident bereits bei der zentralen Gedenkstätte an der Johanniskirche einen Kranz niedergelegt. Seine Rede fand dann am Abend auf dem Alten Markt im Rahmen der Veranstaltung „Magdeburg singt für eine weltoffene Stadt“ statt. Jedes Jahr werden am 16. Januar in Erinnerung an die Bombardierung am 16. Januar 1945 Friedenslieder gesungen.

Steinmeier versprach aber auch Aufklärung bezüglich des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt: Die Bürger hätten ein Recht darauf, dass alle Hintergründe umfassend aufgeklärt und Fehler offen angesprochen werden. „Noch immer sind viele Fragen offen. Friedliche, fröhliche Menschen auf einem Weihnachtsmarkt anzugreifen, zu verletzen, in den Tod zu reißen – wie konnte es zu dieser entsetzlichen Tat kommen?“

Die Warnungen, die deutsche Behörden bereits im Vorfeld des Anschlags über den Täter Taleb al-Abdulmohsen erhalten hatten, sprach Steinmeier hingegen nicht direkt an. Abdulmohsen hatte beispielsweise bereits 2013 mit einem Terroranschlag gedroht. Zudem warnten saudische Behörden den deutschen Geheimdienst vor der Gesinnung des Mannes – der Täter selbst wendete sich sogar in einer E-Mail an das Innenministerium und drohte mit der Tötung von 20 Menschen.

Statt diese Missstände anzusprechen, betonte Steinmeier, die Gesellschaft dürfe sich durch den Anschlag nicht spalten lassen. „Ja, unser Herz ist schwer. Aber wir kommen heute auch zusammen, um zu zeigen: Wir lassen uns nicht von Angst, Wut, Verunsicherung lähmen und überwältigen.“ Weiter sagte er: „Wir sind überzeugt, dass Hass und Gewalt nicht das letzte Wort haben dürfen, und ich bin allen dankbar, die jetzt sagen: Wir wollen, dass Magdeburg eine weltoffene Stadt bleibt, dass die Stadt ein lebens- und liebenswerter Ort bleibt für alle, die hier ihre Heimat gefunden haben.“

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