Bei Maischberger: Röttgen und van Aken auf Schmusekurs

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Wie schlimm war eigentlich Oliver Kalkofes erster Schultag? Die verstolperte Wahl des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz vergleicht der ehemalige Kabarettist mit der eigenen Einschulung. Und das muss wirklich ein traumatisches Erlebnis gewesen sein: „Man denkt, man kriegt ’ne Schultüte. Alle freuen sich, dass man kommt. Aber die Familie haut einem selber noch einen in den Nacken und einen Tritt ins Kreuz, und es gibt nur ’ne Tüte Sand.“

Sand ist auch im Getriebe dieser Sendung. Da sitzen zwei Männer von CDU und der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“, und man hört förmlich, wie es knirscht. Aber trotzdem versuchen alle, irgendwie gute Miene zum abgekarteten Spiel zu machen. Denn dass Merz überhaupt nur wegen der tatkräftigen Wahlunterstützung des extrem linken Lagers in sein Amt gekommen ist, lässt sich nun einmal nicht wegdiskutieren.

„Ab jetzt fangen wir an, mal ’n büschen mehr Nummern auszutauschen, weil die brauchen uns ja“, frohlockt Jan van Aken. Der Linken-Chefpöbler („Jetzt halten Sie doch mal Ihren rechten Rand!“) gibt sich nach der Kanzlerwahl von linken Gnaden demonstrativ gelassen. Der Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gegenüber seiner Partei sei ihm völlig egal. „Sie haben sich die Hände gefesselt. Jetzt lagen sie letzten Dienstag auf dem Rücken mit gefesselten Händen.“ Außerdem: Er selbst habe ja schon seit Jahren einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der CDU, aber rein persönlich.

Journalistin Julia Ruhs sieht hingegen auch die Mauerschützen-Nachfolgepartei und ihre neue Posterfrau Heidi Reichinnek kritisch. „Sie will den Kapitalismus stürzen“, sagt die Fernsehautorin, die jüngst mit ihrer Doku-Reportage „Klar: Migration – Was falsch läuft“ Schlagzeilen machte. „Das hört sich stark nach Systemsturz an, was man ja sonst immer der AfD vorwirft. Da würde ich mir schon wünschen, dass man auf der linken Seite genauso hinschaut, wo die Radikalen sind, wenn man auf der rechten Seite förmlich danach sucht.“ Den Unvereinbarkeitsbeschluss aufheben? „Ich wäre stark dagegen“, sagt Ruhs. „Letztendlich muss man sich fragen: Wann braucht man überhaupt noch die Linken beim Abstimmen. Es geht dann meistens um Verfassungsänderungen.“ Und die Deutschen würden im Gegensatz zu anderen Ländern ohnehin viel zu häufig ihre Verfassung ändern. Das solle man vielleicht mal überdenken.

Für Markus Feldenkirchen vom ehemaligen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ sind Brandmauern nach links völlig überflüssig: „Die CDU macht ja jetzt Woche für Woche einen Abgleich mit der Realität und erkennt, dass die Realität wichtiger ist als die eigenen Beschlüsse von anno dazumal“, sagt er. Der Unvereinbarkeitsbeschluss habe „etwas Infantiles“. Feldenkirchen fordert einen „erwachsenen Umgang“ mit der Linken. Man müsse doch „nur noch die Rhetorik anpassen“.

„Das genau ist ja das Problem“, konstatiert Ruhs. „Dass man da plötzlich mit zweierlei Maß misst. Extreme Positionen gebe es schließlich an beiden Enden der Politik.“ Und Regierungskritik sei doch schließlich legitim. Aber Feldenkirchen sieht nur auf dem rechten Auge scharf: „Ich würde durchaus mit zweierlei Maß messen. Das ist vielleicht Geschmacksache.“

Mit einem anderen Satz sichert sich Feldenkirchen sogar eine eigene Erwähnung im nächsten Bericht des Verfassungsschutzes. Anlass: Die jüngste Friedenstournee von Friedrich Merz, Keir Starmer, Donald Tusk und Emmanuel Macron nach Kiew. „Da wurde versucht, wieder mächtig zu sein, und dann aber sofort vor Augen geführt, dass die Macht aber sehr, sehr begrenzt ist“, sagt Feldenkirchen. Und mehr noch: Indem sich Donald Trump sofort wieder selbst ins Spiel brachte, habe er „bewiesen, dass die drei oder die vier aus Europa letztlich auch nur Marionetten unter seiner Führung sind“. Exakt solche Äußerungen – Europa sei ein Büttel der USA ohne eigene Souveränität – wirft der Verfassungsschutz der AfD in besagtem Gutachten auf endlos vielen Seiten vor und leitet daraus eine Delegitimierung der deutschen Regierung ab. Also Obacht, Herr Feldenkirchen!

Röttgen hingegen ist da auf der sicheren Seite: Er sieht die Europäer immer noch als die Macher, die Dinge in Bewegung setzen. Denn den Vieren sei es „gelungen, Trump dazu zu gewinnen“. So geht regierungslegitimierendes Palavern!

Linken-Aken hingegen hat für die Ukraine-Strategie nur Spott übrig: Das sei „alles nur Gerede“. Und „wie Merz das macht, mit Sanktionen zu drohen, da lachen die doch drüber. Es gibt schon 14 Sanktionspakete. Das Fünfzehnte lacht der Kreml auch weg. Da braucht man ’ne andere Idee.“ Aken, der selbst seit Jahren Rheinmetall-Aktien hält und sich über rund 2000 Prozent Gewinn freut, würde am liebsten China mit ins Boot holen wollen, denn „der Westen hat keinen Hebel“.

Interessant übrigens die redaktionelle Bildauswahl, als es um das Thema Ukraine geht. Es wird jene Szene eingespielt, die die „westliche Friedenstruppe“ im Zugabteil zeigt. Macron und Merz verstecken hastig zwei Gegenstände, über die im Netz seit Tagen eifrig diskutiert wird: Waren es ein Päckchen Kokain und ein Kokainlöffel oder nur ein benutztes Taschentuch und eine Popelhilfe?

Egal, im Maischberger-Einspieler wird der Tisch einfach exakt an der interessanten Stelle abgeschnitten. Papiertaschentücher und Popelhilfen haben in der ARD keinen Platz.

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