
Über das real existierende Deutschland erfährt man derzeit am meisten in Ungarn. Klingt komisch, is‘ aber so.
„Fővárosi Büntetés-végrehajtási Intézet“ heißt die zentrale Strafvollzugsanstalt der Hauptstadt Budapest. Dazu gehört das Untersuchungsgefängnis „Budapesti Fegyház és Börtön“. Es liegt im zehnten Bezirk, südöstlich des Zentrums, und ist derzeit die Wohnadresse einer militanten linksextremen Person aus Deutschland. Die Person nennt sich Maja T., kommt aus Thüringen und ist der Öffentlichkeit besser bekannt als „Hammerbanden-Maja“.
Deutschland, seine linke Szene und deren Verhältnis zu brutaler Gewalt kann man im Moment nirgendwo so gut besichtigen wie bei Maja T. in Ungarn.
Diese Bilder stammen aus dem Jahr 2023. Jedes Jahr am 12. Februar feiern Rechtsextremisten, auch Neonazis, traditionell in Ungarns Hauptstadt Budapest den sogenannten „Tag der Ehre“. Doch diesmal überfallen militante Linksextremisten auf offener Straße mehrere Menschen, die sie für Teilnehmer des rechten Treffens halten.
Ob die Opfer tatsächlich Rechtsextremisten sind oder nur normale Touristen, wissen die Angreifer nicht.
Man sieht, wie sie mit Eisenstangen, Hämmern, Schlagstöcken und anderen Waffen auf ihre Opfer einschlagen und sie aus nächster Nähe mit großen Mengen Pfefferspray attackieren. Eine Überwachungskamera filmt den Angriff noch aus einer anderen Perspektive.
Am selben Tag gibt es noch drei weitere Attacken, die nicht gefilmt werden – immer nach demselben Muster: Immer ist es eine Gruppe, die die Überfälle offenbar gut und oft eingeübt hatte, straff organisiert, mit verteilten Rollen. Immer gibt es gezielte Schläge auf die Köpfe. Die Opfer erleiden Gehirnerschütterungen und Platzwunden, Fingerknochen werden zerschmettert, Pfefferspray direkt in die Augen gesprüht. Immer ist nach 30 Sekunden alles vorbei, die Täter flüchten zu Fuß oder auch per Taxi.
Die ungarischen Ermittler und auch das Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland kommen schnell zu demselben Ergebnis: Das ist die Tat der sogenannten „Hammerbande“ – einer gewaltbereiten Antifa-Schlägertruppe, zu der auch Simeon T. aus Thüringen gehört.
Da heißt die Person noch nicht Maja, dazu kommen wir gleich.
Ungarn erlässt gegen die Person und sechs weitere Tatverdächtige einen europäischen Haftbefehl. Im Dezember 2023 spüren deutsche Zielfahnder Simeon T. in einem Berliner Hotel auf und nehmen ihn fest. Ungarn beantragt sofort die Überstellung. In der Untersuchungshaft, die Auslieferung nach Ungarn vor Augen, erklärt Simeon T., sich nicht mehr als Mann, sondern als „non-binär“ zu identifizieren und künftig „Maja“ heißen zu wollen. Till Amelung – selbst transsexuell und eine biologische Frau, die heute als Mann lebt – schreibt dazu:
„Non-Binarität ist denkbar einfach zu deklarieren, da eine kohärente Definition aktiv verweigert wird. Jeder kann mitmachen, indem er sich als non-binär identifiziert, man muss keine optischen oder körperlichen Veränderungen vollziehen. Dies passt zum queeren Paradigma, dass Geschlecht ausschließlich eine Sache der persönlichen Identifikation ist – unabhängig von jedweden körperlichen Gegebenheiten. Wie glaubwürdig das Outing von Simeon/Maja T. ist, kann hier nicht zweifelsfrei geklärt werden. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass eine drohende Haftstrafe wundersame Geschlechtswechsel fördert. Man kennt dieses Phänomen auch als ‚criminal proceedings onset gender dysphoria‘. In diesem Fall möglicherweise begünstigt durch die Tatsache, dass bei einer Verurteilung in Ungarn ein höheres Strafmaß als in Deutschland droht.“
Jedenfalls: Am 27. Juni 2024 entscheidet das Berliner Kammergericht, dass die Person nach Ungarn ausgeliefert werden darf. In den frühen Morgenstunden des 28. Juni 2024 wird die Person aus der Justizvollzugsanstalt Dresden geholt und in einem Hubschrauber über Österreich nach Ungarn gebracht. Am 28. Juni 2024 um 10.00 Uhr vormittags wird die Person an die ungarische Polizei übergeben.
Am 28. Juni 2024 um 10.50 Uhr erlässt das Bundesverfassungsgericht eine Einstweilige Anordnung, die die Auslieferung nach Ungarn untersagt. Begründung: Das Berliner Kammergericht habe die Haftbedingungen in Ungarn nicht ausreichend geprüft. Doch das Urteil läuft ins Leere, weil die Person da schon an die ungarische Polizei übergeben worden ist.
Das ist der Punkt, an dem die Antifa-Propagandamaschine sich in Bewegung setzt.
Plötzlich ändert sich in deutschen Medien auf wundersame Weise der Ton der Berichterstattung. Plötzlich ist der sehr wahrscheinlich höchst gewalttätige Schläger Simeon T. irgendwie ein anderes Individuum, heißt jetzt Maja T. und gilt als Opfer staatlicher Repression gegen queere Menschen.
Wobei das sogenannte „Selbstbestimmungsgesetz“, das die Änderung des standesamtlichen Geschlechtseintrags in Deutschland mehr oder weniger beliebig macht, erst im November 2024 in Kraft trat. Da saß unsere Person längst in Ungarn in Untersuchungshaft.
So sehen übrigens die Opfer der Hammerbande nach den Angriffen aus:
Dessen ungeachtet veröffentlicht der unvermeidliche „Spiegel“ eine quasi mit tränenerstickter Feder geschriebene Hommage an Maja T. – die lebensgefährlich verletzten Opfer der Angriffe, die besondere Brutalität und der ideologische Hintergrund bleiben weitgehend unerwähnt.
Aus dem mutmaßlichen Gewalttäter Simeon T. ist plötzlich das Staatsopfer Maja T. geworden.
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Die Person selbst befeuert diese Erzählung nach Kräften und beschwert sich in Briefen über die Haftbedingungen, über Folter durch Isolation, über häufige Leibesvisitationen, über Bettwanzen und über schlechtes Essen.
Aber es handelt sich um eine Untersuchungshaft. Da gelten auch in Deutschlands Gefängnissen andere Regeln als für schon verurteilte Straftäter. Zum Beispiel können Insassen nur stark eingeschränkt an den Gemeinschaftsaktivitäten anderer Häftlinge teilnehmen, Briefverkehr und Besuche sind eingeschränkt. Auch bei uns werden bei U-Häftlingen öfter unangekündigte Leibesvisitationen durchgeführt.
Auch bei uns sind Bettwanzen ein gängiges Problem in Haftanstalten (fragen Sie mal in Berlin nach). Und weltweit sind Gefängnisse nicht eben für eine herausragende Kulinarik bekannt. Ungarn begründet die Isolation von Maja T. ausdrücklich mit deren Selbstzuschreibung als „non-binäre Person“: Man wolle Übergriffe durch andere Gefangene vermeiden. Der Deutschlandfunk meldet dazu: „Das hält die frühere EU-Parlamentarierin Carola Rackete für nicht glaubwürdig.“ Weder die öffentlich-rechtliche Anstalt noch die Ex-Abgeordnete der „Linken“ nennen auch nur das kleinste Indiz, weshalb die offizielle Auskunft aus Ungarn „nicht glaubwürdig“ sein sollte.
Mit Kleinigkeiten wie Faktentreue kann man sich in einer Propagandaschlacht eben nicht aufhalten.
Maja T. spricht von „Misshandlungen“. Für die gibt es allerdings nicht einen einzigen Beleg. Amnesty International hat unter dem Stichwort „Haftbedingungen“ keinen Eintrag zu Ungarn. Auch der Europarat erklärt, dass Gefängnisse in anderen EU-Staaten viel größere Sorgen bereiten – etwa in Frankreich, Polen oder Zypern.
Die Person beschwert sich auch darüber, dass die Untersuchungshaft „trostlos“ sei. Man fragt sich unwillkürlich: Wie sollte ein Gefängnisaufenthalt denn sonst sein?
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Der Gerichtsprozess in Budapest beginnt am 21. Februar 2025. Der Person werden schwere Körperverletzung in zwei Fällen und Beihilfe dazu in zwei weiteren Fällen sowie Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Mögliches Strafmaß: zwei bis 24 Jahre Haft, im Fall eines Geständnisses reduziert auf bis zu vierzehn Jahre. Solche Deals kennt auch das deutsche Rechtswesen, es handelt sich also keineswegs um „Erpressung“, wie deutsche Medien schreiben.
Die Person lehnt ab, obwohl die Beweislage erdrückend ist. Stattdessen verliest Maja T. eine Erklärung, die in dem Satz gipfelt: „Ich stehe hier, weil ich eine Antifaschistin bin.“ Das macht die Person zum aktuellen linken Lieblings-Schläger. Medienwirksam tritt sie zudem in einen Hungerstreik, um ihre Rücküberstellung nach Deutschland zu erzwingen.
Und die Kampagne „Free Maja“ nimmt Fahrt auf.
Am 15. Juni 2025 demonstriert in Jena die Antifa für die Freilassung von Maja T., die Polizei meldet 5.000 Teilnehmer. Im Anschluss an die Demo, die sich explizit gegen „rechte Gewalt“ richtet, kommt es zu Ausschreitungen, bei denen drei Polizeibeamte verletzt werden.
Wie wichtig die Person inzwischen für die linksradikale Seele ist, zeigt sich spätestens, als sich die unvermeidliche Katrin Göring-Eckardt einschaltet. Die Ex-Vizepräsidentin des Bundestags hat von Claudia Roth bekanntlich die inoffizielle Rolle als betroffenheitspolitische Sprecherin der Grünen geerbt. Am 28. Juni 2025 pilgert Frau Göring-Eckardt zu Maja T. ins Untersuchungsgefängnis nach Budapest.
Dort wiederholt sie so ziemlich alle Vorwürfe gegen Ungarn bezüglich der Haftbedingungen – wiederum ohne jeden Beleg. „Das Orbán-Regime handelt nicht rechtsstaatlich, das ist offensichtlich“, behauptet die Deutsche.
Warum das so sein soll, sagt sie nicht.
Maja T. wird am 1. Juli 2025 in ein Gefängniskrankenhaus verlegt, am 14. Juli 2025 beendet die Person ihren Hungerstreik. „Free Maja“ schlägt in aufeinander abgestimmten Aktionen am 15. Juli 2025 bundesweit an mehreren Stellen zu. In Berlin blockiert eine Gruppe vorübergehend den Eingangsbereich des ZDF-Hauptstadtstudios. Ebenfalls in der Hauptstadt hängt eine Gruppe mithilfe einer Drohne an der bekannten Metallskulptur „Molecule Men“ ein großes Transparent, auf dem „Free Maja“ steht.
In Kiel besetzen acht „Aktivisten“ kurzzeitig den Landtag. Selbst im beschaulichen oberbayerischen Rosenheim dringt ein vierköpfiger Trupp in die örtliche CSU-Geschäftsstelle ein.
Der Stiefvater der Person beginnt am 17. Juli 2025 einen sogenannten „Hungermarsch“ nach Budapest – obwohl Maja T. ihren Hungerstreik da schon seit zwei Tagen beendet hat, was der Mann natürlich längst weiß. Die „Zeit“ begleitet ihn und schreibt rührselig: „Er demonstriert für die Rückkehr seines Kindes.“
Nicht nur Katrin Göring-Eckardt, auch andere Politiker wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff und der EU-Parlamentarier Martin Schirdewan von der „Linken“ organisieren regelrechte Pilgerreisen zu Maja T. nach Ungarn, als sei sie Johanna von Orléans. Man fragt sich, ob es dieselben Bemühungen für einen deutschen Kinderschänder geben würde, dem in Thailand der Prozess gemacht wird. Dort sind die Haftbedingungen bekanntermaßen tatsächlich sehr uneuropäisch.
Andererseits: Man fragt sich das nicht wirklich. Man kennt die Antwort.
Denn natürlich geht es den vorgeblichen Unterstützern von Maja T. nicht um die Person. Es geht darum, linke Gewalt gegen Rechte mindestens zu relativieren – oder besser: zu rechtfertigen. Denn für die real existierende Linke geht Gewalt schon in Ordnung, sofern sie nur die (aus linker Sicht) Richtigen trifft.
Wenn die Ideologie des Täters den eigenen moralischen Überzeugungen entspricht, dann darf der Rechtsstaat schon mal aussetzen. Der Parteivorsitzende der „Linken“, Jan van Aken, vertritt das ganz offiziell und öffentlich in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“:
Deutschlands neuer Außenminister Johann Wadephul von der CDU begibt sich jetzt auch auf die Bühne – und spielt dort ein doppeltes Spiel. Öffentlich biedert er sich geradezu an die Antifa an und erklärt: „Wir werden in dieser Sache (…) erneut in Ungarn vorstellig werden. (…) Unsere Bemühungen setzen wir intensiv fort.“
In Wahrheit ist Wadephul heilfroh darüber, dass Maja T. in Ungarn ist.
Die Rechtslage ist eindeutig: Die Person kommt nur zurück nach Deutschland, wenn Budapest das will. Berlin hat keinerlei Handhabe, sie zurückzuholen. Wenn die Bundesregierung Maja T. wirklich zurückholen wollte, dann würde sie das diplomatisch still erledigen – und nicht mit einem riesigen Medien-Getöse und öffentlicher Kritik an Ungarn. Wadephul hat sich zwar schon in den ersten drei Monaten seit Amtsantritt als Merz‘ schwächster Mann profiliert – aber so doof, dass er das nicht wüsste, ist er nicht.
Also gibt er ein paar Interviews, simuliert darin Sorge um Maja T., kündigt irgendetwas Blumiges an und kann danach immer darauf verweisen, dass man wirklich alles probiert habe – aber die Ungarn, diese bösen Ungarn, die wollen einfach nicht …
In Wahrheit nutzt Maja T. auch ihren linken „Unterstützern“ in Ungarn viel mehr als in Deutschland.
Denn im Reich des bösen Viktor Orbán kann man die Person prima als Märtyrerin in Szene setzen. Man kann nach Belieben unmenschliche Haftbedingungen behaupten, ohne jemals irgendeinen Beweis dafür antreten zu müssen (den es auch nicht gäbe). Man kann einen linken Gewalttäter als Opfer zeichnen.
In Deutschland dagegen wäre die Person eine stinknormale Angeklagte und würde irgendwann absehbar völlig unspektakulär wegen schwerer Körperverletzung für ein paar Jahre in den Knast wandern. Für die linke Polit-PR wäre das eine, nun ja, denkbar suboptimale Entwicklung.
Doch so macht Ungarn, um mit Friedrich Merz zu sprechen, für die deutsche Justiz die Drecksarbeit – und linke Solidaritätskomitees können „Freiheit für Maja“ fordern und Spenden für irgendwelche Aktionen oder Gruppenfahrten nach Budapest sammeln.
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Inzwischen wird übrigens bekannt, dass Maja T. noch bei einem anderen brutalen Überfall offiziell Tatverdächtige ist. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt gegen die Person offenbar auch wegen des Verdachts, am 23. April 2022 bei diesem Angriff auf ein „Thor-Steinar“-Geschäft in Erfurt dabei gewesen zu sein:
Dabei wurde die Verkäuferin, eine junge Mutter, über 20-mal mit einem Schlagstock traktiert, als sie schon am Boden lag. Gegen sechs Linksextremisten hat die Generalbundesanwaltschaft in diesem Zusammenhang schon Anklage erhoben, unter anderem wegen versuchten Mordes.
Es ist linke Tradition, sich mit Gewalttätern unterzuhaken. Das war bei der Rote Armee Fraktion (RAF) so, das ist jetzt bei der Antifa so. In Deutschland lassen sich viele davon blenden, in Ungarn nicht
Das sagt viel aus über Ungarn. Und leider auch über Deutschland.