
Sechster Tag der Hauptverhandlung gegen den mutmaßlichen Polizistenmörder von Mannheim – der Angeklagte Sulaiman A. bricht überraschend sein Schweigen.
Er schilderte, wie er sich auf verschiedenen Telegram-Kanälen und mit im Internet verbreiteten Videos über radikal-islamische Ideen informierte, radikalisierte und schließlich den Entschluss fasste, am 31. Mai 2024, den Vertreter der „Bürgerbewegung Pax Europa“ (BPE), Michael Stürzenberger, mit einem Jagdmesser anzugreifen, berichtet die FAZ. „Ich habe mein Messer rausgezogen, ich habe auf Stürzenberger eingestochen. Dann kamen zwei Personen, auf die habe ich auch eingestochen.“
Sulaiman A. beim Angriff auf Mitglieder der „Bürgerbewegung Pax Europa“
Erst habe er angenommen, dass er Stürzenberger getötet habe. Als er sich dessen nicht sicher gewesen sei, habe er noch einmal auf ihn eingestochen. Dann habe er den Polizisten gesehen, also Rouven Laur, und den Entschluss gefasst, weitere Menschen anzugreifen. „Heute muss irgendjemand sterben“, das habe er gedacht, als er auf Laur eingestochen habe. An den anschließenden Tumult auf dem Marktplatz könne er sich nicht mehr erinnern. „Irgendetwas hat in meinem Bauch gebrannt, dann war ich weg.“
Die Polizei hatte auf den Angreifer geschossen und ihn am Bauch schwer verletzt. „Ich wollte den Polizisten nicht töten“, sagte er. „Leider“ habe er diese schreckliche Tat begangen; zu einer umfänglichen Reuebekundung war der Angeklagte nicht fähig, schreibt die FAZ.
Blumenniederlegung und Anteilnahme am Marktplatz, dem Ort des tödlichen Messerangriffs auf Rouven Laur.
Mit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen 2023 habe sich sein Leben verändert. Nie zuvor habe er so häufig geweint wie in dieser Zeit, als er im Internet Bilder des Krieges gesehen habe. Er habe drei Telegram-Kanäle abonniert und dort Reden verschiedener islamistischer Prediger verfolgt. In seinem Geständnis spricht Sulaiman A. immer von „Gelehrten“.
Polizisten nehmen an einem Schweigemarsch teil.
Der sunnitische Muslim, der 2013 im Alter von 14 Jahren mit seinem Bruder mit Unterstützung von Fluchthelfern nach Deutschland eingereist war, kann zu religiösen Fragen keine Aussagen machen. Er beschreibt seine aus Tadschikistan stammende Familie als wenig religiös. Von den islamistischen Predigern im Internet lernte er aber, strikt zwischen Gläubigen und Ungläubigen zu trennen.
Suleiman A. konsumierte vor allem Propagandavideos der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). „Die Taliban hätten mit den Amerikanern keinen Frieden schließen dürfen“, sagte der Angeklagte. Ein Prediger auf einem Telegram-Kanal habe zu ihm gesagt, dass man im Namen Allahs töten dürfe. „Er hat gesagt, man wird belohnt, wenn man einen Menschen tötet. Das ist gar nicht schlimm.“
Der Angeklagte Sulaiman A. sitzt an seinem Platz zum Auftakt des Staatsschutzverfahrens in Mannheim.
Der Vorsitzende Richter fragte mehrfach nach dem Rechtsverständnis des Angeklagten. „Warum haben Sie sich für diese Extremisten interessiert?“ Suleiman A. antworte darauf recht schlicht: „Weil sie Gottes Gesetze praktiziert haben. Man muss Gottes Gesetze umsetzen.“ – „Stehen diese Gesetze denn über staatlichen Gesetzen?“, fragte der Richter. „Ja, genau“, antwortete der Angeklagte.
Der Prozess wird fortgesetzt.
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