
Passend zum gewünschten „Refugees Welcome“ Narrativ verkündete Marcel Fratzscher, Chef des unabhängigen, nach eigenen Angaben nur zu 58 Prozent direkt staatlich finanzierten DIW, Flüchtlinge würden die Renten der Babyboomer bezahlen. „Ein Flüchtling“, so der DIW-Chef in 2016, „erwirtschaftet spätestens nach sieben Jahren mehr, als er den Staat kostet.“
Da sich die Geschichte vom „die Rente für den Babyboomer erwirtschaftenden Flüchtling“ als das herausgestellt hat, was sie immer war, nämlich als vollkommen realitätsfernes politisch erwünschtes Storytelling, fordert Fratzscher jetzt abermals politisch opportun das Gegenteil. Die Babyboomer, so seine allerneueste Idee, sollen länger arbeiten und als Ausgleich dafür soll die Rentenanpassung an die Inflation sinken. Denn, das ergänze ich jetzt, die Babyboomer müssen ja noch die Rente für die Flüchtlinge erwirtschaften. Und das Bürgergeld, und die zukünftig größte Armee Europas, und den Klimaschutz, und, und, und.
Dem Spiegel, eigentlich ideologisch auf derselben Wellenlänge, ist aufgefallen: „wenn der Top-Ökonom des deutschen Fernsehens über Geld redet, egal zu welchem Thema, kommt mit einiger Wahrscheinlichkeit »100 Milliarden Euro« dabei heraus“. Auf den Beitrag von Alexander Neubacher reagierte Herr Fratzscher äußerst angefasst:
Vor kurzem forderte er noch einen höheren Mindestlohn. Das, so die Logik Fratzschers, würde die Produktivität steigern. „Ein Mindestlohn von 15 Euro dürfte sich gesamtwirtschaftlich positiv für die deutsche Wirtschaft auswirken“, sagte Fratzscher der „Rheinischen Post“: „Viele Menschen im Niedriglohnbereich haben in den vergangenen Jahren unter der hohen Inflation gelitten. Eine Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro würde den Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation kompensieren. Ein höherer Konsum und ein stärkeres Wirtschaftswachstum wären ein weiteres, positives Resultat einer deutlichen Erhöhung des Mindestlohns“, so Fratzscher.
„Deutschland hat heute einen erheblichen Arbeitskräftemangel“, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Die Erfahrung mit dem Mindestlohn in der Vergangenheit zeigt, dass eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns zu einer Verschiebung der Beschäftigung hin zu solchen Unternehmen und Branchen führt, die einen höheren Mindestlohn zahlen können. Dies bedeutet für einzelne Unternehmen, die einen höheren Mindestlohn nicht zahlen können, wirtschaftliche Nachteile, für die gesamte Wirtschaft erhöht die Verschiebung jedoch die Effizienz und die Produktivität.“
Screenshot: DIW
Das wesentlichste deutsche Problem übersieht der Chef des unabhängigen, nur fast zu zwei Drittel direkt vom Staat finanzierten DIW, aber genauso, wie seit langer Zeit die deutsche Politik:
Der Deutsche ist zwar still und geduldig, protestiert dann aber auf seine Art. Er arbeitet eben nicht mehr, sondern weniger.