
Sven Liebich galt als Neonazi, wurde im Juli 2023 vom Amtsgericht Halle wegen Volksverhetzung, übler Nachrede und Beleidigung zu anderthalb Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Einer der Gründe: Er hatte Baseballschläger mit der Aufschrift „Abschiebehelfer“ verkauft.
Doch die erbarmungslose Justiz steht mittlerweile vor einem Problem. Denn Sven Liebich gibt es nicht mehr. Noch während des Verfahrens hat er sich zur Frau erklärt und damit vom neuen Selbstbestimmungsgesetz Gebrauch gemacht. So wie die Autorin dieser Zeilen. Sven ist nun Marla-Svenja. Michael ist nun Brunhilde.
Kuriose Folge: Wenn Liebich am 29. August die Haft antritt, wird es ein Frauengefängnis sein. Ihren Einzug in den Knast will sie zum Happening machen, ruft zu einer Unterstützungs-Kundgebung auf, verspricht Rotkäppchen-Sekt und sogar einen Live-Stream ab 20 Uhr auf X. Vor der JVA in Chemnitz könnte es zu einigem Medienrummel kommen.
Die Geschlechtsumwandlung der Aktivistin Liebich findet – ganz unabhängig von ihren früheren politischen Aktivitäten – mittlerweile internationale Beachtung. Vor allem die britische Autorin J.K. Rowling („Harry Potter“) machte den Fall weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. So kommentierte sie die Causa fast ein dutzendmal auf X, wo ihr mehr als 14 Millionen Menschen folgen. Dabei zieht Rowling in Zweifel, dass es sich bei Marla-Svenja um eine Frau handelt. Sehr zum „Ärger“ der Betroffenen, ob nun echt oder gespielt. Liebich postet erbost, dass sie schon immer eine Frau gewesen sei und einfach nur ihr Leben „als Frau und Mutter“ genießen wolle.
Mehr als 500 Menschen und Medienhäuser soll Liebich bereits angezeigt haben, weil sie sie weiterhin einen Mann nennen. J.K. Rowling ist offenbar nicht darunter. Immerhin, weltweite Berühmtheit ist Marla-Svenja mittlerweile sicher. Und vielleicht sogar üppige Einnahmen. Denn der deutsche Gesetzgeber ordnet die Benennung mit dem „falschen“ Geschlecht als Beleidigung ein und sieht exorbitante Strafzahlungen bis zu 10.000 Euro vor.
Ich selbst bin froh, dass meine Geschlechtsumwandlung keine weltweiten Kreise zieht. Ich sorge nur innerhalb meiner kleinen Gemeinde für Aufregung. Und zu lokaler Berühmtheit. So soll meine Lokalzeitung tatsächlich eine Nachricht gebracht haben, dass sich hier im beschaulichen Landkreis ein Mann zur Frau erklärt habe. Hat mir ein Nachbar berichtet. Ich selbst meide Mainstream-Medien. Das Blatt gehört zum Redaktions-Netzwerk Deutschland, und für den typischen RND-Provinzblattleser ist meine Räuberpistole allemal eine Nachricht. Die Leser dürften das Selbstbestimmungsgesetz bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wirklich wahrgenommen haben.
Bestes Beispiel: Mein Nachbar Harald. 75 Jahre alt, ein Mensch von ganz besonderem Schlag: bodenständig, heimatverbunden, konservativ. Aber trotz allem SPD-Wähler aus alter Tradition. Als Handwerker wählt man die Partei der kleinen Leute, auch wenn sie das schon lange nicht mehr ist.
Harald hat ein Abo dieser Lokalzeitung und guckt die Tagesschau. Was dort kommt, ist die Wirklichkeit. Was dort nicht berichtet wird, ist auch nicht wahr. Harald kann bis heute nicht so recht glauben, dass ich jetzt eine Frau sein soll. Ich habe ihm deshalb erlaubt, Bruno zu mir zu sagen. Er nennt mich aber weiter Michael. Ich werde von einer Anzeige absehen.
Die Gemeinde hingegen bemüht sich um ein professionelles Handling der „Causa Brunhilde“, schafft es aber nicht so recht. Dort scheint, obwohl es wirklich ein geradezu idyllisches kleines Gebäude ist, die rechte Hand nicht zu wissen, was die linke tut. Mehrere Monate nach dem Wechsel meines Geschlechtseintrags erreicht mich ein Schreiben, adressiert an den Falschen. „Sehr geehrter Herr“, werde ich ermahnt, die Grundsteuer für mein Haus sei überfällig. Ich schreibe zurück, freundlich aber bestimmt, dass man doch bitte meinem Bäumchen-Wechsel-Dich Rechnung tragen solle. Wie es denn sein könne, dass das Standesamt und die Finanzkasse offenbar nicht miteinander kommunizieren, obwohl sie mutmaßlich nur wenige Türen auseinander liegen. Sogar Finanzämter in anderen Bundesländern und auch die Rentenkasse hatten mich innerhalb weniger Tage unter meinem neuen Namen angeschrieben (siehe Folge 2 dieser kleinen Serie). Freundlich, aber bestimmt, weise ich die Gemeindemitarbeiterin auch darauf hin, welche Strafzahlungen im Raume stehen, wenn ich ihre Anrede als Beleidigung empfinden und zur Anzeige bringen sollte.
Dass Marla-Svenja den ganzen Staat vorführt, dürften jetzt auch die Urheber des Gesetzes bemerken. Sie schlägt ihn mit seinen eigenen Waffen. Die damalige Familienministerin Lisa Paus hatte stets betont, man habe sich viele gute Gedanken gemacht und ein gutes Gesetz geschaffen. Ein Missbrauch sei nicht zu erwarten. Und dann: Marla-Svenja…
Der Staat sitzt in der Zwickmühle. Er muss einer „Rechtsextremen“ etwas erlauben, was doch eigentlich nur für links-woke Gutmenschen gedacht war. Das hat kuriose Folgen. So wurde dem Chef des offiziell stets als „rechts“ und „unlauter“ betitelten Nachrichtenportal Nius, Julian Reichelt, gerichtlich erlaubt, Marla-Svenja weiterhin als Mann zu benennen. Das Landgericht Berlin lehnte einen entsprechenden Antrag Liebichs auf eine einstweilige Verfügung ab. Man kann sich die Aufregung der Richter leicht vorstellen, als sie einem Portal, dem sie normalerweise gar nichts erlauben würden, plötzlich einen Persilschein ausstellten. Aber was eben tun, wenn das falsche Medium über die falsche Frau berichtet? Minus und Minus ergibt Plus. Die Richter urteilten überraschend: Die Bezeichnung als Mann sei durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Seltsam. Der Gesetzestext sagt exakt das Gegenteil.
Bei links verorteten Vorzeige-Transfrauen wäre ein solcher Richterspruch schwer vorstellbar, etwa bei Georgine (ehemals Georg) Kellermann vom WDR oder Tessa (vormals Markus) Ganserer (Grüne). Und die beiden tragen nicht mal einen so schmucken Damenbart wie Marla-Svenja. Sie bemüht sich wirklich nach Kräften, mit Lippenstift, modischen Brillen und großem Hut möglichst feminin zu wirken, statt mit glattrasiertem, tätowierten Schädel und Bordsteinschwalben-Outfit im Bundestag herumzulungern.
Man könnte auf die Idee kommen, dass für Liebich sein Polit-Mimikry nur ein Spiel ist und er sich selbst gar nicht als Frau identifiziert. Aber das ist nur eine Vermutung. 2023 jedenfalls sagte sie, als sie noch ein Er war, auf einer Kundgebung Folgendes: „Wenn man einen Mann als Mann bezeichnet, obwohl er sich selbst als Frau sieht, dann kriegt man ’ne Anzeige, ’ne Unterlassungsanzeige, und Gerichte geben dem Recht. Das ist wirklich induzierter Irrsinn.“
Es sind nur noch wenige Tage bis zum Einzug der Frau Liebich in die JVA Chemnitz. Am 29. August soll es passieren. Mittlerweile postet sie fast stündlich lustige oder nachdenkliche Memes und Beiträge auf X, um ihre mittlerweile 16.700 Mitglieder starke Fangemeinde auf dem Laufenden zu halten. Und setzt die Gefängnisverwaltung schon vorab unter Druck. Auch den Spruch „Free Maja“ hat sie gekapert. Mit diesem Slogan setzt sich die linke Szene bundesweit für die in Ungarn inhaftierte Linksradikale Maja T. ein, die als Mitglied der „Hammerbande“ Säureanschläge und Hammerattacken auf Menschen verübt haben soll, die sie als rechtsradikal einordnete.
Die ehemalige Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) reiste sogar nach Ungarn, um gegen die Haftbedingungen der Gewalttäterin zu protestieren. Mit dem Spruch „Free Marla“ fordert Marla-Svenja Liebich nun kurzerhand dieselbe Unterstützung für sich selbst ein. Ihre Follower bombardieren die Grünenpolitikerin Renate Künast mit Appellen, sich bitteschön für Marla einzusetzen. Hier würden schließlich Frauenrechte verletzt. Und genau das sei doch stets das Thema der Grünen gewesen.
Ich selbst halte den Ball weiter flach. Ich trete nur gegenüber Ämtern als Frau auf, im normalen Leben weiterhin als Mann. Alles andere wäre mir persönlich zu peinlich. Ich möchte Witwenrente für Michael beantragen. Den gibt’s ja schließlich nicht mehr, und ich vermisse ihn doch ziemlich.
Auch die GEZ hatte ich im Visier. Aber die hat den Versand von Gebührenbescheiden schon selbst eingestellt. Schade. Ich habe extra zwei Stempel besorgt: „Empfänger verstorben“ und „Zurück an den Absender“. Dieser Trick hat bei einem Freund bereits vor Jahren gut funktioniert. Dreimal hat er die Rechnungen so abgestempelt und stumpf retourniert, danach war Ruhe. Die Kölner GEZ-Geldeintreiber haben offenbar so viel zu tun, dass sie zumindest Verstorbenen nicht mehr hinterherlaufen.
Oder wie wäre es mit einem Antrag auf Frührente? Irgendein Frauenleiden. Ich habe zum Beispiel keine Gebärmutter mehr. Und dann diese ständige Scheinschwangerschaft. Dicker Bauch, aber gar nicht schwanger. Schrecklich, sage ich Ihnen!
Den nächsten Bier-Abend bei Harald werde ich wohl schwänzen. Einfach mal Menopause machen. Es kommen eh nur Kerle.
Fortsetzung folgt. Erleben Sie, wie ich demnächst erneut mein Geschlecht wechsele. Ich schwanke noch zwischen „Nonbinärer Zeitreisender“ (könnte Kindergeld beantragen!) und „Bipolarer Kühlschrankmagnet“. Wenn ich Energieeffizienzklasse A++++ glaubhaft versichere, bekomme ich vielleicht EU-Fördermittel.
Weitere Vorschläge gern in die Kommentare. Brunhilde liest alles!