Marode Fernstraßen: Knapp 25.000 Kilometer sind stark beschädigt

vor etwa 8 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Laut Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion befindet sich ein erheblicher Teil des deutschen Fernstraßennetzes in einem desaströsen Zustand. Auf den Bundesstraßen sind aktuell rund ein Drittel aller Fahrstreifen – das sind etwa 13.600 Kilometer – sanierungsbedürftig. Auf den Autobahnen betrifft es etwa 11.000 Kilometer, was knapp 19 Prozent entspricht. Diese Zahlen liegen der Nachrichtenagentur dpa vor.

Addiert man beide Werte, ergibt sich ein Gesamtumfang von beinahe 25.000 Kilometern beschädigter Fahrbahn auf deutschen Fernstraßen – ein Zustand, der für ein hochentwickeltes Industrieland beschämend ist. Viele Abschnitte ähneln inzwischen eher einer „Buckelpiste‟ bzw. einem „Schlaglochparcours‟ als einer modernen Verkehrsader.

Zwar beschloss das Bundesverkehrsministerium unter der Ampelregierung Ende 2024, künftig jährlich 400 Brücken zu sanieren – angesichts des tatsächlichen Ausmaßes des Sanierungsbedarfs ist das jedoch unzureichend. Einmal mehr zeigt sich, welch geringen Stellenwert der Erhalt der Infrastruktur und die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit für die Ampel hatten.

Auch unter der neuen Bundesregierung wird sich wohl kaum etwas ändern. Zwar hat sich die schwarz-rote Koalition vorgenommen, massiv zu investieren und dafür ein 500 Milliarden Euro schweres, schuldenfinanziertes Sondervermögen aufzulegen, vorgesehen für Bahn, Straßen, Brücken, Bildung, Digitalisierung und Klimaschutz. Doch am Ende wird wohl erneut die grüne Agenda Vorrang vor anderen dringenden Vorhaben haben – ganz wie schon unter der Ampelregierung.

Hintergrund ist folgender: Die Transformation hin zur Klimaneutralität, die in Deutschland bis 2045 erreicht werden soll, wird enorme Geldsummen verschlingen. Laut einer aktuellen Analyse von Agora Industrie und Bertelsmann Stiftung (Juli 2025) – basierend auf Daten des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) – könnte die grüne Wende in den kommenden 20 Jahren insgesamt 13,3 Billionen Euro kosten. Billionen, nicht Milliarden. Die jährlichen Ausgaben werden auf 540 Milliarden Euro geschätzt.

Dass sich die politische Elite längst entschieden hat, worin ihre Prioritäten liegen – nämlich in der grünen Transformation – und dass sie bereit ist, den eigenen Bürgern dafür Einschränkungen zuzumuten, steht außer Frage. Zugunsten einer Ideologie, die einem realitätsfernen Wunschdenken entspringt, opfert Berlin über die Köpfe der Bevölkerung hinweg den deutschen Wohlstand – und das ausgerechnet in einer Zeit, in der dieser an unzähligen Stellen dringend gebraucht wird. Besonders mit Blick auf den katastrophalen Zustand der Infrastruktur im Land.

Wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass die Fernstraßen in Deutschland in einen derart katastrophalen Zustand geraten sind? Die Hauptursache liegt ganz klar im jahrelangen Investitionsstau. Wie schon im Bereich der Schiene, haben die vergangenen Bundesregierungen es versäumt, dringend notwendige Sanierungen und Erneuerungen an Straßen und Brücken umzusetzen.

Dabei zählt Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Verkehrsdichte in Europa – insbesondere durch den intensiven Lkw-Verkehr auf den Autobahnen, der die Straßen stark belastet und schneller verschleißt. Gerade vor diesem Hintergrund hätten sowohl die Ampelkoalition als auch die CDU unter Angela Merkel während ihrer Regierungszeiten deutlich mehr in den Erhalt des Straßennetzes investieren müssen.

Auf ihrer Website betont die CDU/CSU stolz, dass unter der Merkel-Regierung Investitionen geflossen sind: „Betrachtet man den Verkehrsbereich, so können sich die Zahlen auch hier sehen lassen. Ab 2012 wurde auf Initiative der Union zusätzlich eine Milliarde Euro für Verkehrsinvestitionen bereitgestellt. Ab 2013 standen weitere 750 Millionen Euro – vorrangig für Neubauprojekte – zur Verfügung.“

Zwar hat die Ampelregierung während ihrer Amtszeit größere Summen für die Straßensanierung vorgesehen – im Bundeshaushalt 2023 etwa wurden immerhin rund 11,5 Milliarden Euro veranschlagt –, doch auch das bleibt deutlich hinter dem tatsächlichen Bedarf zurück.

Neben dem Investitionsdefizit gibt es ein strukturelles Problem: die lähmende Bürokratie. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat diese den Ausbau und die Sanierung des Straßennetzes zusätzlich ausgebremst. Genehmigungsverfahren für Infrastrukturprojekte sind häufig langwierig und komplex. So müssen beispielsweise Brücken bzw. Straßen und ihre Zufahrten in Deutschland oft getrennt genehmigt und ausgeschrieben werden, was Projekte monate- oder sogar jahrelang unnötig verzögern kann.

Die Bürokratie-Problematik betrifft längst nicht nur den Straßenbau, sondern die gesamte Baubranche. Das deutsche Normenwerk umfasst derzeit rund 33.500 Normen, davon sind etwa 3.900 für den Bausektor relevant – und all diese Vorgaben müssen eingehalten und berücksichtigt werden. Ein Alptraum für Bauherren.

Deutschlands Fernstraßen gleichen immer mehr einem Flickenteppich aus Versäumnissen politischer Ignoranz. Während 25.000 Kilometer Fahrbahn und Tausende Brücken dem Verfall überlassen werden, fließen hunderte Milliarden in ideologisch getriebene Klimafantasien. Statt Investitionen in Erhalt und Sicherheit gibt es falsche Versprechungen, Sondervermögen und Schuldentricks zugunsten einer „grünen Transformation“, die alles verschlingt und nichts übrig lässt. Der Verfall der deutschen Straßeninfrastruktur ist das Ergebnis politischer Prioritäten, die nichts mehr mit dem Wohl des eigenen Landes, geschweige denn dem der eigenen Bürger zu tun haben.

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