Maschinenraum der Weltwirtschaft: Das Warnsignal von UPS

vor 5 Tagen

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Der Logistiksektor liefert uns harte Fakten bei der ökonomischen Vorausschau. Zahlen aus seinem Innenraum helfen, die Dissonanz politisch eingefärbter Konjunkturprognosen und tendenziöser Berichterstattung abzuschwächen. Wenn selbst UPS den Rückwärtsgang einlegt, ist klar: Der Pulsschlag der Weltwirtschaft verlangsamt sich spürbar.

UPS schloss das erste Quartal 2025 mit einem Umsatz von 21,5 Milliarden US-Dollar ab, ein Minus zum Vorjahresquartal von 0,7 Prozent. Zwar meldete der Konzern einen bereinigten Gewinn von 1,49 US-Dollar je Aktie und schlug so die Prognose von 1,39 US-Dollar deutlich. Doch dominierten Stellenstreichungen und aktives Kostenmanagement die Schlagzeilen. Der Geschäftsbericht lieferte belastbare Hinweise auf die Verlangsamung der Konjunktur: 20.000 Stellenstreichungen sind geplant, 73 Standorte werden weltweit in diesem Jahr geschlossen. Und bei der Jahresvorschau zeigte sich die Geschäftsleitung zurückhaltend, ohne klare Guidance zu geben. Die Börse interpretierte die Zahlen dennoch positiv. Die Aktie schloss im nachbörslichen New Yorker Handel mit einem Plus von 2 Prozent.

Auffällig war die Spaltung des Ergebnisses: Während das US-Geschäft um 1,4% zulegte, fiel das Transportvolumen um 3,5%. Im Ausland stieg der Umsatz um 2,7%, allerdings steht der Verdacht im Raum, das Transportvolumen sei außerhalb der USA deutlich rückläufig – genaue Zahlen präsentierte das Unternehmen nicht. Gutes Kostenmanagement rettete also ein positives Resultat im ersten Quartal über die Ziellinie. Doch indiziert der spürbare Rückgang des Versandvolumens ein generelles Abbremsen der Logistikbranche. Die zähen Verhandlungen zwischen der US-Regierung und ihren Handelspartnern im Zollstreit lassen die Hoffnung schwinden, dass sich dieser Trend auf absehbare Zeit umkehren ließe.

Blickt man auf den Logistiksektor in Deutschland, so zeichnet sich auch im dritten Rezessionsjahr keine Erholung ab. Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, lag die Wirtschaftsleistung Deutschlands im ersten Quartal 0,2% niedriger als im Vorjahreszeitraum, wuchs aber um 0,2% zum Schlussquartal 2024. Diese Zahlen geben keinen Anlass zur Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung. Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) ermittelt regelmäßig einen Branchenindex zur Lage der Betriebe und bestätigt diesen Eindruck. Der Index beziffert die allgemeine Geschäftslage mit 85,8 Punkten (Wachstumsgrenze = 100), Erwartungen für das laufende Jahr pendeln bei schwachen 80,8 Punkten. Besonders schwer wiegt der Rückgang der Investitionen in Logistikimmobilien im ersten Quartal von 8%.

Wie steht es um die Arbeitsplätze in der Branche? Konsolidierte Zahlen zu Stellenstreichungen liegen zurzeit nicht vor. Allerdings gibt uns das deutsche Logistik-Schwergewicht DHL eine Idee von der Lage. DHL meldete für 2024 einen Rückgang des operativen Ergebnisses von 7,2% und plant in der Konsequenz für das laufende Jahr 8.000 Stellen zu streichen. Das US-Pendant UPS reagierte auf die nachlassende Konjunktur bereits im vergangenen Jahr mit einem Abbau von 12.000 Jobs.

Gegenwind erhält die Logistikbranche gleich aus zwei Richtungen: Da ist zum einen das geopolitische Konfliktfeld, das sich seit der Erhebung der US-Zölle verschärft hat. Ein Beispiel: etwa 43% des gesamten US-Importcontainerumschlags werden in den Häfen der Ostküste abgewickelt. Sie geben uns quantitative Informationen über die Lage der Logistikbranche in Echtzeit. Der Global Port Tracker der National Retail Federation rechnet auf der Basis erster Schätzungen aus dem April für das zweite Halbjahr mit einem Rückgang des Containervolumens in Höhe von 20%. Tritt die Prognose ein, wäre dies ein dramatischer Einbruch des Außenhandels, der zügige Verhandlungslösungen im Zollstreit erzwingt.

Ein Blick auf die makroökonomischen Frühindikatoren der drei großen Wirtschaftszentren USA, EU und China bestätigt den Eindruck der Logistiker. Gemessen am sogenannten „Purchasing Managers Index (PMI)“, der Kennzahlen wie Auftragseingänge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Lagerbestände konsolidiert, verlangsamt sich die globale Ökonomie deutlich. In den USA näherte sich der Wert im April von 53,5 auf 51,2 Punkte der Stagnationsmarke, während er in der Eurozone von 51,3 auf 49,7 Punkte in die rezessive Zone fiel. China meldete für den gleichen Zeitraum einen Rückgang von 51,4 auf 50,2 Punkte im April.

Diese Werte dürften sich in den kommenden Monaten im Zuge des Zollstreits weiter verschlechtern. Unter der Oberfläche eines nach wie vor stabilen Dienstleistungssektors zeigt sich die Industrie lediglich in den USA expansiv. Hier stieg die Aktivität im April auf 50,7 Punkte, von zuvor 50,2. China mit 49 und die Eurozone mit 48 Punkten verharren unter der Wachstumsgrenze.

Die Frühindikatoren aus der Logistik sprechen eine deutliche Sprache: Wir nähern uns dem Ende des Konjunkturzyklus. Steigende Insolvenzen und Arbeitslosenzahlen werden die Folge sein, Kreditausfälle werden das Bankgeschäft und die Kreditschöpfung belasten. Die heraufziehende Krise trifft auf fiskalisch überlastete Staaten mit zum Teil exorbitanten Schuldenständen, die in der Konsequenz Austeritätspolitik erzwingen würden. Allein die USA mit einer Staatsverschuldung von 120% gemessen am Bruttoinlandsprodukt, Italien mit 140% oder China mit schätzungsweise 100% lassen Zweifel an der Interventionskraft des öffentlichen Sektors aufkommen.

Ist der Weg an den freien Anleihenmarkt aufgrund der öffentlichen Überschuldung versperrt, verzerrt sich das Reaktionsmuster der Wirtschaftspolitik, wie wir es in der Vergangenheit beobachten konnten. Die zusätzlichen Schulden, die sich die Staaten für Konjunkturhilfen aufladen, werden dann von den jeweiligen Zentralbanken übernommen. Gleichzeitig werden Kreditkosten durch Niedrigzinsen und Aufweichung der Reservekonditionen reduziert, in der Hoffnung, der private Sektor steige wieder verstärkt ins Kreditgeschäft ein.

Wir werden sehen, wie weit uns das klassisch-keynesianische Interventionshandbuch in der vor uns liegenden Rezession führen wird. Mit seinem Billionen-schweren Schuldenprogramm scheint Deutschland in den kommenden Jahren die Rolle zuzukommen, Strohfeuer in der blutleeren Eurozonen-Ökonomie zu entfachen. Der Weg der Re-Industrialisierung und Haushaltskonsolidierung, den die Amerikaner eingeschlagen haben, scheint da vielversprechender zu sein.

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