
Die Aufgabe politischer Medien ist es, durch Nachrichtenvermittlung, Hintergrundinformationen und Analysen die Mediennutzer im politischen Bereich zu orientieren. Der Begriff „Medium“ kommt aus dem Lateinischen = „Mitte“; der Begriff deutet die machtvolle Stellung der Medien als Vermittler an: Die Nutzer sind oft nicht selber beim Ereignis vor Ort, können sich darum kein eigenes Bild machen und sind in der Beurteilung der Lage von den Vermittlern = Medien abhängig.
Die Medien nehmen also eine höchst machtvolle Stellung ein. In den Zehn Geboten heißt es darum: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden gegen deinen Nächsten“ (2. Mose 20,16). Die damaligen Zeugen als Vermittler vor Gericht sind wie die heutigen Vermittler in den Medien die Scharnierstelle zwischen dem Ereignis und den Beurteilern. Sie sind in der Versuchung, ihre machtvolle Stellung zur Beeinflussung der Sichtweise zugunsten ihrer Interessen zu missbrauchen. Macht und Machtmissbrauch sind siamesische Zwillinge.
Medienunternehmen versuchen ihre machtvolle Zwischenstellung zu kaschieren:
Philippe Debionne, der Chefredakteur vom NORDKURIER und der SCHWERINER VOLKSZEITUNG, vertritt im Banne dieser Objektivität die Meinung, dass ein Journalist eigentlich nicht wählen dürfe; ein Journalist, der eine bestimmte Partei gewählt hat, könne dann kaum noch neutral über diese Partei berichten. Positiv an dieser Aussage ist, dass Debionne offen das Problem der politischen Schlagseite des Journalisten anspricht und in seinen Zeitungen daran arbeitet, dagegenzuhalten. Und doch wird dieser Vorschlag nicht weiterbringen: Denn was ist das für eine Demokratie, wenn eine ganze Berufsgruppe von der Wahl ausgeschlossen wird? Außerdem kann auch ein nichtwählender Journalist politische Vorlieben haben.
Die Bibel weist einen anderen Weg aus dem Dilemma: „Es soll kein einzelner Zeuge auftreten (…), sondern nur durch zwei oder drei Zeugen soll eine Sache gültig sein“ (5. Mose 19,15). Nicht der herausragende, einzigartige neutrale Zeuge ist die Lösung, sondern eine echte Vielfalt der Zeugen.
Zeuge Eins behauptet, die Impfung sei „sicher und nebenwirkungsfrei“. Zeuge Zwei sagt, die Impfung sei unausgegoren. Zeuge Drei wertschätzt die Impfung für Menschen über 60 Jahre.
Zeuge Eins schreibt, der Klimawandel sei 100 Prozent menschengemacht. Zeuge Zwei behauptet, der Klimawandel sei 50 Prozent menschengemacht. Zeuge Drei sieht den Menschen nur zu 5 Prozent in der Verantwortung.
Zeuge Eins behauptet, grenzenlose Willkommenskultur sei optimal. Zeuge Zwei will „Kinder statt Inder“. Und Zeuge Drei steht für qualifizierte Einwanderung.
Mit dieser biblischen Zeugenregel wird die Freiheit des Denkens und die Klugheit des Argumentierens gefördert. Das ist echte Medienkompetenz. Die Mediennutzer werden in ihrer Urteilskraft ernst genommen. Sie werden nicht mehr infantilisiert mit einer einzigen Meinung, die sie dann mit guter Haltung übernehmen müssen inklusive Brandmauer zu allen anderen Meinungen. Sie werden zu mündigen Bürgern, die sich mit kontroversen Meinungen weiterbilden und dann zu ihrer eigenen Entscheidung kommen.
Diese biblische Vielfalt wird am ehesten gewährleistet, wenn ein Mensch sich von zwei oder drei sehr unterschiedlich ausgerichteten Medien inspirieren lässt.