Mehr als drei Viertel der Automobilzulieferer wollen nicht mehr in Deutschland investieren

vor 23 Tagen

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Mehr als drei Viertel der deutschen Automobilzulieferer wollen geplante Investitionen in Deutschland verschieben, verlagern oder ganz streichen. Das berichtet die Berliner Zeitung, basierend auf der jüngsten Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Damit ist der Trend, Investitionen nicht mehr in Deutschland, sondern im Ausland zu planen, nochmals verstärkt: Der VDA berichtet von nun 20 Prozent der Unternehmen, die geplante Investitionen in Deutschland ganz streichen wollen. Im Februar waren es laut VDA 14 Prozent der Automobilzulieferer gewesen – ein rapider Anstieg, der ein Aussterben einer deutschen Kernindustrie in Aussicht stellt.

Die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen woanders tätigen wollen, liegt derweil jetzt bei 24 Prozent. Die Gegenfrage zeigt, wie deutlich die Krise ist: Nur ein Prozent der Unternehmen will Investitionen in Deutschland erhöhen. Für die Studie wurden insgesamt 136 Unternehmen aus der Branche befragt.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller spricht von „alarmierenden“ Zahlen: „Wir als deutsche Automobilindustrie wollen, dass Arbeitsplätze und Wohlstand erhalten bleiben, und wollen auch künftig hierzulande unsere Produkte und Autos fertigen“, so die Präsidentin weiter. Schon jetzt zeigt sich aber, dass der Trend vor allem einen heftigen Arbeitsplatzabbau bedeuten wird.

So hatten sich in den letzten Wochen und Monaten die Meldungen über den Stellenabbau oder den kompletten Betriebsschluss von Automobilzulieferern gehäuft. Erst vor wenigen Tagen hatte so etwa der bayerische Technologiekonzern Schaeffler die vollständige Schließung seines Lineartechnik-Werks in Homburg beschlossen. Im Zuge dessen sollen rund 200 Arbeitsplätze wegfallen (Apollo News berichtete). Der Automobilzulieferer-Gigant ZF streicht am Saarbrücker Standort bis Ende 2025 1.800 Arbeitsplätze. Reicht das nicht aus, könnten bis 2028 insgesamt 4.500 Arbeitsplätze wegfallen (Apollo News berichtete). Der Autozulieferer aus Friedrichshafen hat im vergangenen Jahr über eine Milliarde Euro Verlust gemacht.

Auch Insolvenzen in der Branche waren zuletzt keine Seltenheit mehr, wie viele Beispiele zeigen: Die Boryszew Kunststofftechnik Deutschland GmbH etwa, ein bedeutender Autozulieferer in Sachsen-Anhalt, hatte im März Insolvenz angemeldet – fast 500 Beschäftigte könnten betroffen sein (Apollo News berichtete). Im thüringischen Wartburgkreis schlossen 2024 gleich zwei Autozulieferer ihre Werke. Betroffen sind der Sitzehersteller Lear sowie der Dienstleister Reichhart Logistik.

In der Umfrage des VDA nennen die Unternehmen dabei vor allem die schwachen Absatzerwartungen in Europa als Grund für ihre Tendenz, Deutschland zu verlassen oder nicht mehr hier zu investieren (58 Prozent der Befragten). 16 Prozent der Befragten verwiesen auf hohe Produktionskosten in Deutschland, 69 Prozent nannten auch die Zurückhaltung ihrer Hausbanken bei der Kreditvergabe als Grund, nicht mehr zu investieren oder umzudenken.

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