
Ein Polizist ist tot – getötet von einem Tankstellenräuber, der ihm die Waffe entreißen konnte und ihn erschoss. Eine Familie verliert ihren Vater, ihren Mann, ihren Sohn, ihren Bruder. Natürlich stellt sich die Frage: Wie kann es dazu kommen, dass sich ein Polizist die Waffe entreißen lässt? Es ist jedoch nicht die drängendste.
Viel entscheidender sind folgende: Rüsten wir die Menschen, die jeden Tag und jede Nacht ihren Arsch für unsere Sicherheit hinhalten, gut genug aus? Bereiten wir sie gut genug auf die Gewalt vor, die in Deutschland inzwischen zum Alltag geworden ist? Bekommen sie auch den gesellschaftlichen Rückhalt, den sie brauchen, um im Ernstfall konsequent und selbstbewusst durchzugreifen?
Ich sage: Nein. Stattdessen wird ihnen mit Respektlosigkeit, immer mehr Gewaltbereitschaft, Misstrauen und pauschalen Vorwürfen – von Polizeigewalt bis Rassismus – begegnet.
In Völklingen müssen Polizisten den Tod ihres Kollegen aufarbeiten.
Das große Problem daran ist: Wenn wir unsere Polizisten nicht schützen und für den Einsatz wappnen, dann schützt uns alle bald niemand mehr. 217.000 Gewaltverbrechen werden in Deutschland laut der Polizeilichen Kriminalstatistik begangen – 20 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die Zahl der Angriffe auf Polizisten und Retter ist regelrecht explodiert.
Bundespolizisten nehmen bei einem Einsatz in Berlin einen Mann in Gewahrsam.
Natürlich machen Polizisten Fehler – vielleicht auch in Völklingen, das werden die Ermittlungen zeigen. Wenn wir aber über Fehler von Polizisten sprechen, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich bei ihnen um Menschen handelt.
Menschen, die den Gewaltanstieg in Deutschland an vorderster, schonungsloser Front erleben und austragen müssen.
Menschen, die sich Schutzwesten anziehen müssen, weil sie in jeder Schicht damit rechnen müssen, in Lebensgefahr zu geraten.
Menschen, die durch ihre Uniform für viele automatisch vom Menschen zum Feindbild werden. Die bepöbelt, bespuckt und beleidigt werden. Die Handykameras in ihren Gesichtern ertragen müssen, deren Besitzer nur darauf hoffen, dass einer der Beamten infolge all der Provokationen die Fassung verliert und ein neuer viraler „Polizeigewalt-Hit“ entsteht.
Begegnung zwischen Polizist und Demonstrant bei einer Anti-AfD-Demo am 15. Februar 2025 in Düsseldorf.
Auf all das müssen wir die Polizei vorbereiten: mit besserer Ausrüstung, mit viel mehr Training für solche Extremsituationen und – das ist wahrscheinlich das Wichtigste und der Ausgangspunkt von allem anderen – mit gesellschaftlicher Rückendeckung, mit Respekt, mit Dankbarkeit.
Denn, wie gesagt: Wenn wir unsere Polizisten nicht schützen, dann schützt uns irgendwann niemand mehr.
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