64 Prozent für nuklearen Schutzschirm – und mehr Atomwaffen

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Zeitschrift Internationale Politik am 12. und 13. Juni durchführte, offenbart eine bemerkenswerte Einigkeit in der Bevölkerung. Weniger als ein Drittel der Befragten (29 Prozent) lehnt einen europäischen Atomschirm ab. Das Meinungsbild zeigt sich über Parteigrenzen hinweg relativ stabil – eine Seltenheit bei außenpolitischen Fragestellungen.

Vor dem Hintergrund der US-Außenpolitik von Präsident Donald Trump scheint der Wunsch nach europäischer Unabhängigkeit in der Verteidigungspolitik zu wachsen. Bereits vor seiner Amtsübernahme hatte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) angekündigt, Gespräche mit den Atommächten Frankreich und Großbritannien über eine europäische nukleare Abschreckungsstrategie führen zu wollen. Ziel sei es, Europas Sicherheit künftig weniger vom transatlantischen Bündnis mit den USA abhängig zu machen.

Die Befragung fand noch vor der jüngsten Eskalation im Nahen Osten statt, bei der die USA aktiv auf der Seite Israels in den Krieg mit dem Iran eingegriffen haben. Insofern könnte die Zustimmung zu einem europäischen Atomschutz noch weiter zugenommen haben.

Besonders auffällig: Mit 78 Prozent Zustimmung befürworten Wähler der Grünen einen eigenständigen europäischen Schutzschirm. Auch bei den Unterstützern von CDU und CSU (71 Prozent) sowie der SPD (65 Prozent) überwiegt klar die Zustimmung. Selbst bei AfD- (54 Prozent) und Linke-Wählern (52 Prozent) gibt es absolute Mehrheiten, berichtet dazu aktuell die Welt. Ob allen Befragten bewusst war, dass der Aufbau eines europäischen Nuklear-Schutzschirms eine noch höhere Anzahl an Atomwaffen in Europa bedeutet, ist nicht bekannt.

Regionale Unterschiede zeigen sich zwischen Ost- und Westdeutschland. Während im Westen 66 Prozent einen europäischen Atomschirm befürworten, liegt die Zustimmung im Osten bei 52 Prozent – hier lehnen 40 Prozent das Vorhaben ab. Auch in der Altersverteilung ergeben sich Unterschiede: Befragte über 45 Jahren zeigen sich mit 67,5 Prozent besonders offen, während die Zustimmung bei den unter 45-jährigen Befragten mit 58,5 Prozent leicht unter dem Durchschnitt liegt.

Die breite Unterstützung in der Bevölkerung könnte der politischen Debatte einen neuen Schub geben. Die Frage, ob Europa eine eigene atomare Abschreckung entwickeln sollte, wird angesichts globaler Unsicherheiten und transatlantischer Spannungen zunehmend zur sicherheitspolitischen Schlüsselfrage.

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