
Innerhalb und außerhalb der Union ist die Enttäuschung über den ausbleibenden, während des Wahlkampfs angekündigten, „Politikwechsels“ groß. Nun spricht sich der milliardenschwere Schraubenunternehmer Reinhold Würth für einen drastischen Wechsel im Umgang mit der AfD aus.
So forderte der langjährige Leiter und Besitzer des bekannten Würth-Konzerns eine Öffnung der CDU hin zur AfD. Er forderte Merz dazu auf, die angekündigte Wirtschaftswende durchzuführen. „Die Wirtschaftswende gelingt, wenn man Friedrich Merz machen lässt und die SPD nicht blockiert“, so Würth in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Für Mehrheiten im Bundestag sind dem Unternehmer sogar Stimmen der AfD recht: „Mehrheit ist Mehrheit“, so Würth.
Auch eine Minderheitsregierung hält der Unternehmer für möglich: „Ich habe schon kurz nach der Wahl gesagt, dass es vielleicht zu einer Minderheitsregierung kommt. Merz muss sich dann die Mehrheiten für die wichtigen Reformen suchen.“ Eine solche Minderheitsregierung hatten der CDU-Parteivorsitzende und die Union abgelehnt – immerhin wäre die Partei wohl auch auf die Unterstützung der AfD angewiesen.
Würth gilt in der Wirtschaftswelt als einer der größten Gegner der AfD, weshalb seine Wende nun überraschend kommt. In einem Brief im Jahr 2024 hatte sich der Unternehmer an die Mitarbeiter seines Unternehmens gewandt, darin verurteilte er die Partei von Alice Weidel und Tino Chrupalla scharf. Darin hieß es unter anderem: „Wenn man die Zeit zwischen 1930 und 1933 mit heute vergleicht, sind wir genau auf der gleichen Spur.“ Auch heute noch möchte Würth an seiner Kritik an der Partei festhalten.
Auch aus der CDU kommen immer mehr Forderungen nach einem anderen Umgang mit der AfD. Erst vergangene Woche forderte der Verband der CDU Harz, als erster Kreisverband in der Partei, eine Aufhebung des Unvereinbarkeitsbeschlusses zur AfD – und damit das endgültige Ende der Brandmauer.
Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn forderte unterdessen vor einigen Tagen im Gespräch mit der Bild eine teilweise Öffnung der CDU: So solle man in Zukunft wieder Ausschussvorsitzende der Partei zulassen. Unterstützung für diesen Vorstoß erhielt der Bundestagsabgeordnete auch aus der eigenen Partei, etwa durch den Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.