
Arnold Vaatz hat eine große politische Karriere hinter sich: vom Mathematiker und Theologen zum früheren Bürgerrechtler; nach der Wende zum Staatsminister in Sachsen und Bundespolitiker der CDU. Zu seinem 70. Geburtstag hielt der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Gunther Weißgerber eine Rede aus Sicht der Bürgerrechtler und mit der Erfahrung eines Parlamentariers:
„Lieber Arnold, liebe Siggi, liebe Familie Vaatz, ganz lieben Dank für diese Einladung in sehr illustrem Kreis. Wir fühlen uns geehrt.
Meine Frau Christiane gab mir mit auf den Weg, den Jahrgang 1955 zu erwähnen. Ein besonderer Jahrgang, wie sie feststellt. Wir drei, Arnold, Christiane und ich, sind 1955er und somit nun 70er. Allein dieses Zusammentreffen zeugt vom Besonderen des Jahrgangs, oder?
Wir sind nun 70 und blicken auf eine interessante Lebensreise bis hierhin zurück. Inzwischen leben wir freiwillig in der Bundesrepublik etwas länger, als wir zwangsweise in der Zone aufwuchsen.
Vor der Zäsur 2015 hätte ich das mit Euphorie erwähnt. Leider geschah in den letzten Jahren zu viel Grässliches mit und in der Bundesrepublik – von unfähiger Menschenhand sozusagen menschengemacht.
Ich mache das an einigen grundsätzlichen Erscheinungen fest.
Im Herbst 1989 und im Verlauf des Jahres 1990 erreichten wir zusammen mit sehr vielen Zonenbürgern:
Wir lernten die Welt kennen uvm.
Rund zwei Jahrzehnte später überkamen uns nachhaltige Kipppunkte:
2011 das Seebeben vor Fukushima, welches 8.750,20 km Luftlinie weiter westlich Deutschlands wirtschaftliche Fundamente durcheinander wirbelte;
2013 warf die Bundeskanzlerin die Deutschlandfahne weg. Seitdem suchen die Deutschen ihre Identität in der grünwoken Wühlkiste;
2015 der Bruch von Dublin III, die Völkereinwanderung erschüttert nicht nur Deutschland bis heute.
Seit 2015 stricken die GrünRotLinken, leider auch unter Einschluss der früher konservativen CDU und der früheren Frei-Demokraten der FDP, die Demokratie der Bundesrepublik in Unseredemokratie um.
Ich sage es mal so: Von der sozialistischen Demokratie dank der Friedlichen Revolution 1989/90 in die Demokratie und von dieser in Unseredemokratie. „Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs’ noch Esel auf!“ prophezeite ein Dachdecker am 15. August 1989.
Was ist denn nun Unseredemokratie:
Wir stehen vor einem Grundgesetz mit einem klimasozialistischen Vorschaltgesetz, sozusagen eine grünsozialistische Präambel, plus der aktuellen Gefahr, das Bundesverfassungsgericht politisch grünsozialistisch zu zementieren.
Haben wir beide uns im Kreis gedreht und sind in einer um die Bundesrepublik vergrößerten DDR angekommen?
Diese Bundesrepublik ist nicht die DDR. Noch werden das Gelbe Elend und Hohenschönhausen nur museal erhalten. Was steht uns noch bevor?
Ich rate allen heutigen Gästen schon mal präventiv, den heutigen wunderbaren Abend ab morgen zu vergessen und die heutige Anwesenheit künftig gegen Jedermann in Unsererdemokratie abzustreiten. Was wir heute reden, kann alles ein Fall für die Meldestellen zum Sammeln von Delikten unterhalb der Strafbarkeitsschwelle sein. Streichen Sie besser gleich Ihre Erinnerungen an mich und meine heutige Rede.
Noch sind die letzten Bemerkungen spaßig bzw. satirisch gemeint. Doch wissen wir, wann der Spaß ernst wird? Sind wir noch in der Lage, dieses mögliche Umkippen zu verhindern?
Lieber Arnold, hier und heute mit diesen Gästen in diesem wunderschönen Restaurant ist die Bundesrepublik von 1990 in ihren Schwarz-Rot-Goldenen Farben noch in Ordnung! Eine tolle gesamtdeutsche Personalschau.
Das ist dein Verdienst. Du, der junge Mann aus der Gruppe der 20, gehörst zu den Kronjuwelen der Bundesrepublik.
Ich bin gern dein Freund – im Politischen, mehr noch im Privaten! Für meine Frau Christiane, überhaupt für unsere Familie gilt das genauso.“
Arnold Vaatz reagierte mit dem Satz:
„Ich bin traurig und muss zugeben: Mein politisches Lebenswerk liegt in Trümmern.“