
Mercedes-Benz hatte ursprünglich das Ziel formuliert, bereits ab diesem Jahr zu jeder Baureihe auch eine elektrische Variante anzubieten und ab 2030 ausschließlich auf batterieelektrische Fahrzeuge zu setzen. Doch inzwischen ist klar: Der Anteil vollelektrischer und teilelektrischer Modelle wird bis zum Ende des Jahrzehnts wohl nicht über 50 Prozent hinausgehen.
Bereits im letzten Jahr hatte der Konzern signalisiert, die Investitionen in die klassische Verbrennertechnologie wieder hochzufahren. Besonders Hybridfahrzeuge sollen nach den derzeitigen Plänen langfristig eine zentrale Rolle im Portfolio spielen.
Mercedes-Chef Ola Källenius bestätigte diese Strategie jüngst gegenüber dem Branchenmagazin Auto, Motor und Sport und betonte: „Die elektrifizierten Hightech-Verbrenner werden länger laufen, als wir es ursprünglich erwartet hatten.“
Die Kehrtwende bei Mercedes kommt nicht von ungefähr: Ausschlaggebend für die Neuausrichtung ist das schleppende Geschäft mit Elektromodellen. Im Jahr 2024 setzte der Konzern weltweit 23 Prozent weniger vollelektrische Fahrzeuge ab als noch im Vorjahr – besonders in China, aber auch auf dem deutschen Markt brach die Nachfrage drastisch ein.
Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die finanziellen Zielvorgaben aus, die der Konzern im Rahmen seiner Geschäftsstrategie formuliert hatte. Ursprünglich war vorgesehen, bis 2025 in einem stabilen Markt eine bereinigte Marge von bis zu 14 Prozent zu erzielen, während auch in konjunkturell schwierigen Zeiten eine Untergrenze von acht Prozent erreicht werden sollte. Ende 2024 lag die Marge mit 8,1 Prozent lediglich knapp über dieser unteren Schwelle.
Auch beim Konzernergebnis musste Mercedes zurückstecken: Der Gewinn schrumpfte 2024 um rund 28 Prozent und lag schließlich bei 10,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig sank der Umsatz auf 145,6 Milliarden Euro – ein Rückgang von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Strategiewechsel bei Mercedes ist kein Einzelfall, sondern Teil einer größeren Entwicklung innerhalb der globalen Automobilbranche: Immer mehr Hersteller besinnen sich auf technologische Vielfalt bei den Antriebssystemen. Die rigide Fixierung auf batterieelektrische Fahrzeuge wird zunehmend angezweifelt, da sich zeigt, dass sie langfristig weder wirtschaftlich noch marktfähig ist.
Auch BMW verfolgt einen vergleichbaren Kurs und setzt auf ein breit gefächertes Antriebsspektrum: Neben batterieelektrischen Modellen gehören Plug-in-Hybride, als auch klassische Verbrenner zum Portfolio.
Ein weiteres Beispiel liefert Branchenriese Toyota. Während der Konzern zwar auch plant, eine Reihe neuer Elektrofahrzeuge an den Start zu bringen, arbeitet man parallel an der Entwicklung moderner Verbrennungsmotoren, die mit alternativen Kraftstoffen wie E-Fuels, Biosprit sowie Wasserstoff betrieben werden können.
Immer mehr Automobilkonzerne – insbesondere innerhalb Europas – verabschieden sich von der Illusion einer sturen Ausrichtung auf die E-Mobilität. Infolgedessen gerät auch das klimapolitische Konzept der EU zunehmend ins Straucheln. Das für 2035 angesetzte Verbrenner-Verbot könnte schon bald zur Disposition stehen.
Schon jetzt werden erste Aufweichungen der strikten Vorgaben umgesetzt: Die CO2-Flottengrenzwerte, die bereits heute den Druck auf Hersteller erhöhen, ihren Elektroanteil am Absatz stetig zu steigern, wurden im Mai entschärft.
Das EU-Parlament gestand der Industrie zwei weitere Jahre zu, um die aktuell geforderten Werte zu erfüllen. Emissionsüberschreitungen aus dem Jahr 2025 dürfen nun mit den Folgejahren 2026 und 2027 verrechnet werden. Eine Maßnahme, die Herstellern die angedrohten Strafzahlungen vorerst erspart. Bislang hatte die EU-Kommission bei Nichteinhaltung dieser Grenzwerte mit milliardenschweren Sanktionen gedroht.
Doch das ist noch nicht alles: Die Kommission will sogar noch einen Schritt weitergehen und hat angekündigt, das geplante Verbrenner-Verbot Ende 2025 einer Überprüfung zu unterziehen. Es ist möglich, dass die rigide Vorgabe gekippt wird.