Merz fällt im ersten Wahlgang durch: Wer sind die Verräter?

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist ein Kanzlerkandidat im ersten Wahlgang durchgefallen. Friedrich Merz ist der erste designierte Bundeskanzler, dem seine geplante Regierungsfraktion noch vor Amtsantritt das Misstrauen ausspricht. Insgesamt 18 Abgeordnete aus CDU/CSU und SPD müssen Merz in den Rücken gefallen sein.

Die große Frage lautet nun: Wer sind die Verräter bei Schwarz-Rot?

Es gibt zahlreiche Szenarien und Möglichkeiten, wer die „Heckenschützen“ (dieses Wort geistert durch das politische Berlin) sind, die im Schutz der geheimen Kanzler-Wahl Merz ihre Stimme verwehrt haben. Es könnte sogar sein, dass Friedrich Merz gar nicht das Ziel des Verrats war, Merz nur das Bauernopfer einer ganz anderen Intrige ist.

CDU und CSU zeigen sich demonstrativ geschlossen: „In der Fraktionssitzung gab es Standing Ovations für Friedrich Merz. Die Unionsfraktion steht geschlossen hinter unserem Kanzlerkandidaten und zu der Verantwortung für unser Land“, heißt es auf einer eilig erstellten Kachel, die bei X hochgeladen worden ist.

Klar ist, dass es auch in der Unionsfraktion gerade konservative Politiker gibt, die mit stark rot schimmerndem Koalitionsvertrag, den sieben Ministerien für die 16,4 Prozent-SPD, dem Wortbruch bei der Schuldenfrage und auch mit der sogenannten „Brandmauer“ mehr als unzufrieden sind. Die ersten Punkte lassen Merz – trotz Wahlsieg auf dem Papier – als schlechten Verhandler dastehen, die „Brandmauer“ kettet die Union auf unabsehbare Zeit an linke Parteien, um überhaupt Mehrheiten zu erreichen, was nur Kompromiss-behaftete Regierungskoalitionen ohne bürgerlich-konservative Handschrift zulässt – eine Situation, in der nicht wenige in der Union den unweigerlichen Niedergang ihrer Parteien sehen.

Mehrere Unions-Abgeordnete sagten gegenüber NIUS unabhängig voneinander, dass die zur Schau gestellte Geschlossenheit echt sei und die Fraktion – mit eventuell zwei oder drei Abweichlern – geschlossen hinter Merz stehe und dies auch nochmals bekräftigt habe. Der Finger ist auf die SPD gerichtet.

Bei der SPD gibt es gleich mehrere, denkbare Szenarien: Ganz grundsätzlich gibt es zahlreiche Abgeordnete, die nicht nur mit Friedrich Merz als Person fremdeln, sondern ihm die gemeinsame Abstimmung mit der AfD in der Migrationsfrage übel nehmen – vom „Tor zur Hölle“, welches man aufgestoßen habe, war zum Teil die Rede. Sie bekomme „Brechreiz“, wenn sie an einen Kanzler Merz denke, hatte die ehemalige Abgeordnete Leni Breymaier öffentlich gesagt – sie konnte das ohne Furcht sagen, nachdem sie nicht mehr angetreten ist. Es ist aber denkbar, dass nicht wenige in der SPD hinter vorgehaltener Hand so über Merz sprechen oder wenigstens denken.

Viel offensichtlicher wäre jedoch die Theorie, dass es gar nicht um Merz, sondern vielmehr um Lars Klingbeil geht.

Ist es in Wahrheit die Rache der Saskia Esken an Lars Klingbeil?

Obwohl Klingbeil der Architekt der Wahl-Niederlage der SPD, einer der Haupt-Verantwortlichen für das 16,4 Prozent-Desaster ist, also mindestens genauso „schuldig“ ist wie Co-Parteichefin Saskia Esken, ist es Klingbeil gelungen, zum Allmächtigen in seiner Partei zu werden. Noch in der Wahlnacht organisierte Klingbeil, dass er von Rolf Mützenich als Fraktionschef vorgeschlagen wird. Fortan war er es, der die Verhandlungen mit Friedrich Merz, früh als designierter Vizekanzler feststand und auch darüber entschied, wer für die SPD Minister wird – und wer nicht.

Saskia Esken war die Prügelknabin während dieser Verhandlungen, die Nervige, die besser nicht in Talkshows auftreten sollte und diejenige, die keine Ministerin geworden ist.

Sie könnte die Strippenzieherin hinter dem Verrat sein. Nur wäre dieser Verrat dann nicht gegen Friedrich Merz, sondern gegen Lars Klingbeil gerichtet – und Merz nur das Bauernopfer. In diesem Falle wäre das Risiko, dass Merz auch in einem zweiten Wahlgang durchfiele, umso größer.

Mehr NIUS: Die drei Gründe für das Merz-Desaster

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