
Katharina Dröge ist mächtig stolz auf ihr Verhandlungsgeschick. Das lässt sie in einem aktuellen Interview mit dem Spiegel nicht nur am Rande durchscheinen. „Manche ältere Männer denken, Politik funktioniert nach dem Motto ‚Ich mache jetzt mal eine Ansage‘“, erklärt sie. „Wenn Männer so etwas versuchen oder versuchen, einen zu belehren, muss man das mit denen auch einmal machen. Dann sind sie irritiert.“
Bereits in der Ampelkoalition habe sie 2022 zusammen mit ihrer Co-Vorsitzenden Britta Haßelmann beschlossen, kein Entgegenkommen mehr zu zeigen. „Wir haben das Kooperative aus unserer Verhandlungsstrategie gestrichen. Es ist anstrengend, immer Nein zu sagen“, sagt Dröge. Intern sei diese Haltung umstritten gewesen. „Und wir müssen die Leute wieder für den Klimaschutz begeistern, das ist für uns Grüne essenziell“, fährt sie fort.
Auch bei der Debatte um das Sondervermögen zeigten sich einige Politiker der Grünen angesichts von Dröges Haltung skeptisch. „Zu signalisieren, dass man eh zustimmt, macht überhaupt keinen Sinn. Warum sollte sich dann jemand auf mich zubewegen?“, erklärt sie dazu. Schließlich habe sie erreicht, dass Merz ihr entgegengekommen sei. „Um richtig gut reden zu können, brauche ich einen Gegner“, tönt sie. Den fand sie im CDU-Vorsitzenden, als der bei der Debatte den Grünen 50 Milliarden für den Klimaschutz anbot.
„Ich war so sauer“, sagte sie über diesen Moment. Seit den Verhandlungen empfindet sie Merz nun als freundlicher und nicht mehr als herablassend. Belustigt berichtet sie im Spiegel von einem Moment der Sympathie mit dem CDU-Chef, als dieser beim Betreten des neu angeordneten Sitzungssaals das Wort an sie richtete. „Ich sitze jetzt auf Ihrem Platz“, habe er gesagt. Ihre Antwort: „Sie sind unerwartet nach links gerückt.“ Merz habe gelacht, erzählt sie. Durch das Ausscheiden der FDP grenzt die CDU im Plenarsaal jetzt direkt an die Grünen.
Als „einen der glücklichsten Momente“ in der vergangenen Legislaturperiode bezeichnete die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Spiegel die Verabschiedung des Heizungsgesetzes. „Als ich an dem Tag mit dem Fahrrad nach Hause gefahren bin, dachte ich an die Millionen Tonnen CO2, die dadurch eingespart werden.“ Auch für künftige Grundgesetzänderungen im neuen Bundestag ist der CDU-Vorsitzende auf die Zustimmung der Grünen angewiesen.