Der Bundeskanzler von der traurigen Gestalt

vor 24 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Niemand staunt nicht über den Absturz der Union in den Wahlumfragen, man staunt eher darüber, dass er sich gemessen am Bild, das die Union und Kanzlerkandidat Friedrich Merz abgeben, noch so langsam, geradezu in slow motion vollzieht. Doch trotz Zeitlupe: er vollzieht sich unaufhaltsam. In der jüngsten Umfrage für Bild des vertrauenswürdigen INSA-Instituts kommt die Union nur noch auf 24 Prozent. In der Bundestagswahl am 23. Februar, also vor anderthalb Monaten erreichte die Union noch 28,6 % der Stimmen, 22, 6 % für die CDU, 6 % für die CSU.

Nun jedoch liegt die Union nur noch gleich auf mit der AfD, für die ebenfalls 24 % der Stimmen erfragt wurden. Im Vergleich zur Bundestagswahl mit 20,8 % steigert die AfD ihr Ergebnis um 3,2 %, während die Union 4,6 % verlor. Die frühere Volkspartei SPD behauptet tapfer ihre Nische im Vergleich mit der letzten INSA Umfrage von 16 %, die Grünen geben 1 % im Vergleich mit der letzten INSA Umfrage an die Linkspartei ab, die mit 11 % nun gleichauf mit den Grünen liegt. BSW und FDP scheitern mit jeweils 4 % deutlich an der 5 % Hürde.

Stabil bleiben insgesamt beide politischen Lager, 38 % für die drei rotgrünen Parteien, 48 % für die Parteien, die von Bürgern gewählt werden, die sich eine bürgerliche Politik wünschen. Umso schwerer wiegt der Verrat der Union, für eine bürgerliche Politik macht die Union in Merkel-Tradition stramm rotgrüne Politik. Auch wenn die Grünen penetrant rasselnd weiter mit ihrem Ego-Zirkus durch das Land ziehen, stärken sie letztlich nur die SED, die sich jetzt Die Linke nennt.

In der CDU rumort es heftig an der Basis, während im Funktionärsapparat jedoch, um so höher man kommt, Gefolgschaft, Ruhe und zuweilen verkrampfter Optimismus angesagt sind. Augen zu und durch lautet das Motto. Gitta Connemann beispielsweise übt gefühlt im Stundentakt harsche Kritik – allerdings an Donald Trump, nicht an Friedrich Merz, dem besten Sozialdemokraten, über den die SPD derzeit verfügt. Die Funktionäre der Union haben sich, um auf einen früheren Artikel anzuspielen, in Nashörner verwandelt. Nicht einmal Eugène Ionesco ahnte den prophetischen Gehalt seines Theaterstückes, er konnte auch nicht ahnen, als welch Meister des absurden Theaters sich Friedrich Merz entpuppen sollte. Schon am Tag nach der Wahl wirkte der Mann aus dem Sauerland, das man sich inzwischen als deutsches La Mancha vorstellen muss, wie ausgewechselt, als agiere eine Katharina Dröge in hagerer Merz-Gestalt.

Wahlversprechen gebrochen, von der Schuldenbremse die Bremsbeläge abgehauen, die größte Neuverschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik in einem schreiend undemokratischen Akt durch den Bundestag gepeitscht, den Grünen in einem Akt demütigster Unterwerfung statt 50, sogar 100 Milliarden Euro, schuldenfinanziert, spendiert, in einer Fronde gegen das Grundgesetz die Klimaneutralität aufgenommen, wie 1968 die Verfassung der DDR den ostdeutschen Staat als „sozialistischen Staat deutscher Nation“ definierte – das sind die Heldentaten des Christdemokraten von der traurigen Gestalt.

Der Koalitionsvertrag wird zu seinem Heldenepos in der Form einer Farce werden. In ihm wird die Union schließlich zur Blockpartei der SPD, der Grünen und der Linken, zu denen keine Brandmauer mehr existiert, denn, was bisher über die Verhandlungsergebnisse bekannt ist, hat sich die SPD in allen Punkten durchgesetzt – dafür darf Friedrich Merz ins traurige Kanzleramt als Bundeskanzler von der traurigen Gestalt einziehen.

Nun folgt die Union der SPD sogar noch in der Attacke auf die Gewerbetreibenden, die jetzt auch die elektronische Bezahlung anbieten müssen, angeblich um Steuerhinterziehung zu verhindern, in Wahrheit um den SPD-Überwachungsstaat zu vervollkommnen. Äußern will sich zum Verrat an den Gewerbetreibenden von der Union niemand, als habe man sie beim heimlichen Besuch im Bordell überrascht.

Der Preis für den Verrat ist hoch, zu hoch. Die CDU liegt mit ca. 18-19 % nun weit hinter der AfD. Grüne und Rote lieben den Verrat, die Wähler jedoch nicht den Verräter.

Noch nie war eine Koalition – selbst bei den eigenen Anhängern – so unbeliebt wie die, die uns bevorsteht. Obwohl die neue Regierung noch nicht steht, will man sie jetzt schon nicht sehen. Es geht von ihnen der Geruch des Niederganges aus, die letzte Sause von Funktionären auf Kosten Deutschlands.

„Aufbruch und Erneuerung“ will Friedrich Merz möglicherweise seine Koalition nennen – wahrlich, der Mann versteht es zu scherzen.

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