
Die US-Botschaft in Berlin hat den Messerangriff auf ihren Landsmann John Rudat in Dresden scharf verurteilt und fordert rasche Aufklärung und harte Bestrafung der Täter. Derweil hat sich Bundeskanzler Merz noch immer nicht zu der brutalen Attacke geäußert.
Nachdem der US-Tourist John Rudat in der Dresdner Stadtbahn mit einem Messer verletzt wurde, weil er sich schützend vor eine massiv belästigte junge Frau gestellt hatte, hat sich die US-Botschaft in Berlin auf der Plattform X mit diesem Statement zu Wort gemeldet:
„Wir verurteilen den brutalen Angriff auf einen US-Bürger in Dresden aufs Schärfste. Während er mutig eingriff, um einen Mitreisenden zu schützen, wurde er brutal angegriffen. Wir fordern die deutschen Behörden auf, die Täter rasch vor Gericht zu stellen und sie im größtmöglichen gesetzlich zulässigen Umfang zu bestrafen. Sicherheit ist eine kollektive Verantwortung – niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind.“
Einer der Täter – offenbar nicht derjenige, der zustach – wurde laut Bild 700 Meter weiter an einer anderen Haltestelle wenig später festgenommen. Er ist der Polizei zufolge syrischer Staatsbürger und war mit einem Leih-Scooter geflohen. Majd A. ist polizeibekannt wegen gefährlicher Körperverletzung, räuberischen Diebstahls und unerlaubter Einreise. Gegen ihn und den noch unbekannten Mittäter wird nun unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.
Der Syrer ist allerdings wieder auf freiem Fuß, weil der Bereitschafts-Staatsanwalt nicht ausreichend Haftgründe sah. Ihm könne der Messerangriff nicht zugerechnet werden, und keinen Haftbefehl erließ. Er sei zwar geflohen, doch bestehe weder Flucht-, Verdunklungs- und Wiederholungsgefahr. Außerdem hat Majd A. einen festen Wohnsitz. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an, es werden Zeugen gesucht.
Rudat selbst hatte sich kurz nach der Messerattacke in einem Video auf Instagram so geäußert: „Wenn ihr alle gedacht habt, Europa und insbesondere Deutschland hätten kein Problem mit Migration, dann lasst mich ein bisschen Wissen mit euch teilen.“ Über den Täter sagte er: „Er hat hier überhaupt nichts zu suchen. Er ist ein Einwanderer, ein illegaler Einwanderer, ein Drogendealer und hier sehr bekannt, insbesondere bei der Polizei.“
„Deutschland und die deutschen Bürger haben sich zu solchen Vorfällen eher zurückhaltend geäußert. Sie neigen dazu, eine natürliche politische Konnotation zu haben, die vom eigentlichen Problem ablenkt“, sagte Rudat. Im Interview mit NIUS-Chefredakteur Julian Reichelt, das vom ehemaligen US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, auf X geteilt wurde, sagte John Rudat:
„Niemand sonst ist eingeschritten, um der Frau zu helfen. Ich glaube, für viele Deutsche ist diese Messergewalt Alltag geworden. Und viele Menschen haben Angst, weil sie Freunde haben, die angegriffen, verletzt oder sogar erstochen wurden.“ Und: „Ich war 2022 für ein Jahr in Deutschland. Ich spüre, dass es gefährlicher hier geworden ist. Man hat das Problem zu lange ignoriert.“
Um Haaresbreite hätte er sein Augenlicht verloren, berichtete der Amerikaner aus dem Krankenhaus: „Nur einen Zentimeter weiter und mein Auge wäre sicher nicht mehr zu retten gewesen.“ Die Klinge des flüchtigen Täters streifte noch das Augenlid von Rudat. Dafür wurde seine Nase aufgeschlitzt. Eine 15 cm lange Narbe wird – als Erinnerung an seinen wahrhaft heldenhaften Einsatz – in seinem Gesicht zurückbleiben, was seine Karriere als Teilzeit-Model wohl beenden dürfte. Oder die Narbe wird sein Markenzeichen.
John Rudat arbeitet gelegentlich als Model.
Die brutale Attacke hat auch außerhalb Deutschlands für Aufmerksamkeit gesorgt. „Bloody hell“ (bedeutet so viel wie: „Verdammt nochmal“), schrieb die Tageszeitung New York Post in der Schlagzeile zu ihrem Artikel über die Bluttat. Auch Fox News und die britische Daily Mail berichteten, letztere titelte: „New Yorker Model nach Schutz zweier Frauen vor Messerstecher während Urlaub in Deutschland schrecklich entstellt“
„Er versuchte, zwei jungen Frauen zu helfen, und einer der Angreifer schlug ihm ins Gesicht“, schrieb Rudats Manager Taylor Kelsaw auf Facebook. „Das ist eine abscheuliche Straftat. John hatte gerade erst seine Karriere bei uns begonnen. Wir sind am Boden zerstört, aber dankbar, dass er nicht getötet wurde.“ Bei X zeigten sich viele Menschen dankbar für John Rudats Zivilcourage und kritisierten, dass ihm niemand zu Hilfe gekommen sei, man ihm nur hinterher „ein Taschentuch gereicht“ habe.
Die Freundin seines Bruders hat bei der Online-Spendenplattform GoFundMe einen Spendenaufruf für Rudat, der auch Rettungssanitäter ist, gestartet: „Er steht nun vor einer schwierigen Genesung, sowohl körperlich als auch emotional und sogar finanziell, während er daran arbeitet, sich von diesem Vorfall zu erholen“, heißt es in dem Aufruf. Fast 45.000 Dollar wurden – Stand Dienstagvormittag – bereits gesammelt.
Bei GoFundme wird für den Helden von Dresden gesammelt.
Die US-Botschaft mag auf Bestrafung der Täter „im größtmöglichen gesetzlich zulässigen Umfang“ hoffen, doch kommt die von deutschen Politikern oft beschworene „volle Härte des Gesetzes“ so gut wie nie zur Anwendung, das Strafmaß wird meist nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft – oder die Täter für „psychisch krank erklärt“.
Gleichwohl hat die US-Regierung schon mehrmals die deutsche aufgefordert, endlich das Migrationsproblem in den Griff zu bekommen. Und obwohl Ex-Botschafter (heute Sondergesandter von Präsident Donald Trump) Richard Grenell bei X explizit Merz erwähnt hatte („Merz muss verstehen, dass die Leute die Schnauze voll haben von schwachen, woken Reaktionen“), hat sich der Bundeskanzler noch immer nicht zu der brutalen Tat geäußert. Nach dem tödlichen Messerangriff von Aschaffenburg im Januar hatte Merz selbst erklärt: „Das Maß ist endgültig voll“ und einen Wechsel in der Migrationspolitik angekündigt: „Wir stehen vor dem Scherbenhaufen einer in Deutschland seit zehn Jahren fehlgeleiteten Asyl- und Einwanderungspolitik.“
Seit er im Amt ist, scheint sich Friedrich Merz jedoch auf der außenpolitischen Bühne wohler zu fühlen, die meisten seiner Äußerungen auf X beschäftigen sich mit internationaler Politik, Gaza-Krieg, Ukraine-Krieg, Termine mit Politikern aus aller Welt, wie zuletzt der Empfang von Kanadas Regierungschef Mark Carney. Vielleicht muss ihn seine eigene Partei daran erinnern, dass er nicht als „Außenkanzler“ auftreten sollte, solange die weit überproportionale Gewaltkriminalität von Zuwanderern für die Erosion des Sicherheitsgefühls im öffentlichen Raum sorgt.
„Das Maß ist endgültig voll“ – das sind Merz‘ Worte. Sie mögen ein gutes halbes Jahr zurückliegen, sind aber immer noch aktuell. Der Scherbenhaufen ist noch lange nicht gekittet. Die Menschen erwarten Schutz vor der ausufernden Gewaltkriminalität. Nicht überall stellt sich ein mutiger junger Mann aus Amerika den Tätern in den Weg.
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