
Das Kurzvideoportal TikTok ist für die junge Generation unumgänglich. Alleine in Deutschland benutzen fast 21 Millionen Menschen die App. Auch für politische Kommunikation wird die chinesische Plattform genutzt. Vor allem die AfD erreicht hier viele Nutzer.
Neu ist das Phänomen, dass immer mehr junge Menschen sich dort zu politischen Themen äußern. Sie sprechen aus, dass etwas mit ihrem Land nicht stimmt und beteiligen sich an der öffentlichen Debatte – auch auf die Gefahr hin, in ihrer Altersgruppe angefeindet zu werden, weil sie sich gegen an Schulen und Unis weit verbreitete, linke Narrative stellen. Weder zur Migration, noch zum Zeitgeist schweigt diese neue Generation. Offenbar existiert die Brandmauer bei jungen Menschen auf Social Media nicht (mehr).
Die Anteilnahme nach dem Terrorangriff auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist riesig. Auch im Internet, speziell auf TikTok sprechen sich plötzlich viele Menschen für einen Politikwechsel aus. NIUS dokumentiert diese TikToks.
Das erste von NIUS dokumentierte TikTok-Video stammt von einer jungen Türkin namens Sibel, die auf den Terroranschlag von Magdeburg reagiert, bei dem fünf Menschen getötet und Hunderte verletzt wurden.
Sibel, Mutter von zwei Kindern, zeigt in dem Video ihre tiefe Erschütterung und kann ihre Tränen nicht zurückhalten. Besonders tragisch empfindet sie den Tod des kleinen André, der beim Terror auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt getötet wurde. In dem emotionalen Beitrag gesteht sie vorsichtig, dass sich ihre Meinung über die AfD geändert habe – eine Überlegung, die für sie zuvor nie infrage gekommen sei. Das Video ist mittlerweile nicht mehr auf ihrem Kanal zu finden, vermutlich wurde es gelöscht.
Das zweite Video, das im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt steht, stammt von der dreifachen Mutter Jennifer. In ihrem fast dreiminütigen TikTok-Video äußert die 39-Jährige ihre Sorgen über das nachlassende Sicherheitsgefühl in Deutschland. Mit tränenerstickter Stimme und mehrfachen Unterbrechungen erklärt sie: „Ich mache dieses Video aus Angst, Verzweiflung und absoluter Hilflosigkeit.“ Jennifer stellt die Frage, ob es nicht spätestens jetzt an der Zeit sei, dass sich alle Parteien an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Zum Ende des Videos betont sie ihre Sympathie für die AfD und äußert ihren Unmut darüber, als Deutsche das Gefühl zu haben, nicht stolz auf ihr Land sein zu dürfen.
Das dritte dokumentierte Video sorgt für besondere Aufmerksamkeit. Es stammt von der Influencerin Maxima, die auf TikTok fast eine Million Follower hat. Nach dem Terroranschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt postete sie zwei Bilder: eines, das sie selbst zeigt, und eines mit einem Screenshot eines Artikels über die Tragödie. Zu ihrem Beitrag schrieb Maxima: „Es wird Zeit, dass Deutschland wieder Deutschland wird.“ In der Beschreibung des TikToks äußerte sie zudem: „Ich verstehe nicht, was alles passieren muss, damit die Menschen anfangen zu verstehen, zu reagieren und zu handeln.“ Das Video war jedoch nur kurze Zeit online und wurde anschließend gelöscht. Ob dies durch TikTok oder die Influencerin selbst geschah, bleibt unklar.
In einem spielerischen Ranking von Politikern sorgt eine junge Frau mit ihrem TikTok-Video für Aufsehen. Darin bewertet sie Politiker nach eigenem Ermessen. Gleich zu Beginn setzt sie die AfD-Parteichefin Alice Weidel ohne zu zögern auf Platz eins. Mit den Worten „Direkt mal auf die eins. Das war's auch schon!“ endet das kurze Video abrupt. Der Beitrag vermittelt beim Ansehen den Eindruck, dass es „cool“ sei, die AfD zu unterstützen.
In einem weiteren Video stellt ein Mann das Wahlprogramm der AfD vor und ruft dazu auf, sich zunächst selbst zu informieren, bevor man urteilt. Dabei kommentiert er die Standpunkte aus dem Grundsatzprogramm der Partei. Zu den schnellen Abschiebungen äußert er: „Versteht mich nicht falsch, aber ich finde, das klingt fair.“ Das knapp sechs Minuten lange Video zeigt, wie der Mann wiederholt die Vorschläge der AfD positiv bewertet und sie sogar „feiert“. Der Beitrag hat mittlerweile Hunderttausende Aufrufe erzielt.
Im letzten dokumentierten TikTok-Video zeigt eine junge Frau, die sich früher als non-binär identifizierte, ein Vorher- und ein Nachher-Bild von sich. Sie gibt zu, dass sie sich in den letzten Jahren fehlgeleitet fühlte. Mittlerweile beschreibt sie sich selbst als „einfach nur ein normales Mädchen“, während sie 2021 noch zahlreiche verschiedene Bezeichnungen für sich verwendete. In dem Video erklärt sie, wie ihr klar wurde, dass es falsch für sie war, sich als non-binär zu identifizieren. Der Wendepunkt sei gekommen, als sie begann, sich intensiver mit dem Thema Hormone auseinanderzusetzen. Dies habe dazu geführt, dass sie ihre frühere Identität aufgab.
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