
Elektroautos rollen zu Hunderttausenden von den Bändern ostdeutscher Werke – doch auf den Straßen zwischen Leipzig und Rostock bleiben Stromer ein relativ seltener Anblick. Woran liegt das? Die Ursachen haben nur teilweise mit Einkommen und Infrastruktur zu tun. Auch Misstrauen spielt eine große Rolle!
In Zwickau montieren Arbeiter der Volkswagen AG Tag für Tag vollelektrische Fahrzeuge. In Dresden laufen in der sogenannten Gläsernen Manufaktur E-Golf-Modelle vom Band. Und in Leipzig setzt BMW ebenfalls auf den Batterie-Antrieb. Ostdeutschland ist längst eine Schlüsselregion für die Elektromobilität – zumindest auf dem Papier. Auf den Straßen zwischen Elbe und Oder ist davon wenig zu spüren.
Bundesweit liegt die Quote im privaten E-Segment bei mageren drei Prozent. Aber im Osten der Republik sind es noch einmal deutlich weniger. Gerade einmal 2,3 bis 2,6 Prozent der privaten Pkw in Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt sind rein elektrisch unterwegs. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil sogar noch niedriger. Das zeigen aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes.
Ein wesentlicher, aber nicht der einzige Grund ist wirtschaftlicher Natur: In den neuen Bundesländern liegt das durchschnittliche Nettoeinkommen weiterhin deutlich unter dem westdeutschen Niveau. Für viele Haushalte ist der Kauf eines Neuwagens jenseits der 40.000-Euro-Marke schlichtweg unrealistisch.
Dorothee Obst, Bürgermeisterin von Kirchberg im Landkreis Zwickau, beschreibt die Lage so: Die Menschen vor Ort produzieren zwar E-Autos, können sich selber aber keine leisten. Ein zweites Problem ist die nach wie vor unzureichende Ladeinfrastruktur.
Und ein Drittes kommt hinzu: Einer YouGov-Umfrage zufolge haben 60 Prozent der Deutschen grundsätzliche Bedenken beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos, das wegen des massiven Wertverlustes deutlich günstiger ist. Diese tief verwurzelte Skepsis ist im Osten besonders ausgeprägt. In vielen ostdeutschen Regionen überwiegt das Gefühl, sich auf eine unsichere, wenn nicht sogar gefährliche Technologie einzulassen – Stichwort Mikrowelle auf vier Rädern.
Rico Hofmann von der Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur beschreibt die Vorbehalte so: Oft würden Emotionen dominieren – gegen solche Bauchgefühle helfe nicht einmal die beste Förderpolitik.
FAZIT: Die Ostdeutschen bauen E-Autos für alle Welt – fahren sie selbst aber kaum. Elektromobilität bleibt im Osten der Republik eine absolute Ausnahmeerscheinung.