Milka, Heinz-Ketchup, Barilla-Pasta sind in Deutschland besonders teuer

vor 21 Tagen

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Deutschland gilt bei Lebensmitteln als Discounter-Land – also als besonders billig. Die Brüder Karl und Theo Albrecht verewigten 1948 den englischen Begriff für Preisnachlass sogar im Firmennamen: Albrecht Discount, kurz Aldi.

Was sie nicht ahnen konnten: Der Begriff ist 2025 zu einer leeren Worthülse verkommen. Das legt eine Studie nahe, die die Preisvergleichs-App Smhaggle für die Süddeutsche Zeitung erstellt hat. Das Ergebnis überrascht, weil viele Bundesbürger glauben, Lebensmittel seien in Deutschland besonders günstig im Vergleich zum Ausland. Doch die neuen Auswertungen zeigen: Die Lebensmittelhändler haben den Kampf um den günstigsten Preis eingestellt. Anders ist es bei unseren europäischen Nachbarn. Dort sind ein und dieselben Lebensmittel oft günstiger als hier. Das lässt sich anhand einzelner Produkte nachweisen.

Ursprünglich hatte es die Idee mit dem Preisnachlass für Lebensmittel in den USA gegeben. Aber im Essener Arbeiterviertel Schonnebeck perfektionierten die Albrecht-Brüder den Gedanken: Wenige sogenannte Eckprodukte wie Mehl und Zucker in Massen günstig einkaufen und sie billiger als die Konkurrenz, mit Preisvorteil für die Kundinnen und Kunden im Karton zum Zugreifen verkaufen. Von Karl Albrecht ist das Zitat überliefert: „Unsere ganze Werbung liegt im niedrigen Preis.“

Der Ursprungsort des Aldi-Imperiums in Schonnebeck

Was für ein Unterschied zu heute! Zurzeit sind bei Edeka gerade „bis zu 12.000 Artikel discountbillig“. Der in Deutschland umsatzstärkste Lebensmittelhändler (75 Milliarden Euro) verspricht: „Jede Woche Preisvergleich mit Aldi, Lidl und Kaufland“. Kaufland hat „mehr als 7000 Discountbillig-Artikel“. Die Supermarktkette Hit ruft den „Dauer-Discount-Preis“ aus. Und wer der Werbung von Rewe glaubt, kann „Tiefpreis-entspannt“ 4000 Produkte „immer discountgünstig“ einkaufen. So viel Discount wie heute war nie.

Die Folge – alle verkaufen jetzt das Gleiche zum gleichen Preis. Alle folgen gleichzeitig dem, der die Preise zuerst runtersetzt, das ist immer noch meist Aldi. Alle ziehen dann nach, und dabei bleibt es. Das Ringen um den niedrigsten Preis gibt es praktisch nur noch im Ausland. Das unterscheidet die Heimat der Discounter inzwischen von anderen Ländern Westeuropas wie Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Belgien oder Spanien, in denen die Kaufkraft pro Kopf vergleichbar ist mit der in Deutschland.

Die App Smhaggle verglich die Regalpreise für identische Artikel im Internet in den sechs Ländern. Daraus ergab sich: In der Discounterheimat Deutschland ist nur eines der Topseller-Produkte am günstigsten (Cola). Die Preise wurden zwischen Ende April und Anfang Mai registriert.

In Deutschland müssen die Verbraucher für eine Squeeze-Flasche Heinz-Tomaten-Ketchup (500 ml) bis zu 50 Prozent mehr zahlen als in anderen europäischen Ländern. Der überall gleiche Preis hierzulande: 3,49 Euro. Bei Auchan in Frankreich ist die Flasche dagegen für 1,49 Euro zu haben. Bei Lidl-Frankreich kostet die 610-Gramm-Flasche Ketchup sogar nur 3,17 Euro.

Bemerkenswert auch die Preise bei der Milka-Alpenmilch-Tafelschokolade (90 Gramm). Der deutsche Überallpreis: 1,99 Euro, in den Niederlanden sind es dagegen 1,12 Euro, in Großbritannien 1,20 Euro, in Belgien 1,21 Euro und in Frankreich 1,23 Euro. In Deutschland kostet die Milka-Schokolade zudem 1,99 Euro – egal, ob darin Nüsse, Vollmilch, Caramel oder Kakaolinsen enthalten sind. Das widerspricht der Argumentation, die Preise für Lebensmittel in Deutschland seien so gestiegen, weil die Rohstoffkosten sich wegen Krieg und Klimakrise erhöht hätten. Dann müssten sich die Preise je nach Zutat unterscheiden.

Diverse Sorten Milka-Schokolade in einem Supermarktregal.

Andere Lebensmittel, die in Deutschland deutlicher teurer sind als in den vergleichbaren Ländern Europas: Barilla-Pasta N.5 (500 Gramm): bei uns um durchschnittlich 32 Prozent teurer; eine Dose Stapelchips Pringles Original (165 Gramm) kostet in Deutschland 14,7 Prozent mehr als in den anderen Ländern.

Fazit: Deutschland gehört heute nicht zu den Ländern, in denen die Lebensmittel-Preise besonders günstig sind – im Gegenteil. Das Heimatland der Discounter ist besonders teuer.

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