
Der Berliner Feuerwehr fehlen 413 Millionen Euro, um die Feuerwachen zu sanieren, wie die Berliner Zeitung berichtete. Doch eine Fortbildungsveranstaltung zu kritischer Männlichkeit fand dennoch im Mai statt. Die Fortbildung kostete laut Angaben der Berliner Polizei 1.800 Euro und wurde von Christoph May veranstaltet, der das „Institut für kritische Männerforschung“ gründete. Dabei soll toxische Männlichkeit mit der SS in einen Zusammenhang gebracht worden sein.
Feuerwehrmänner, die das Seminar besucht hatten, berichteten gegenüber der Berliner Zeitung von der Maßnahme. Bereits im März war die Einladungsemail, die vom „Team Diversität und Kulturwandel“ innerhalb der Feuerwehr versendet wurde, von mehreren Medien aufgegriffen worden. In der Einladung hieß es: „Ihr wollt Euren Beitrag für Frauen leisten? Eine Möglichkeit: die eigene Rolle reflektieren!“
Und weiter: „Ziel ist es, den Austausch zwischen Männern und Frauen und allen Geschlechtern zu fördern, um eine diskriminierungsfreie und nachhaltige Arbeitswelt und Zukunft zu gestalten.“ Die Teilnehmer berichteten, dass der Redner toxische Männlichkeit mit der „Banalität des Bösen“ verglichen habe. Das wurde als Tiefpunkt der Feuerwehrmänner wahrgenommen. Mit dem Begriff beschrieb Hannah Arendt die Arbeitsweise von Adolf Eichmann, der den Holocaust maßgeblich mitkoordinierte. Einer der Feuerwehrmänner sagte gegenüber der Berliner Zeitung, dass das „richtig Verärgerung ausgelöst“ habe.
„Er hat quasi den Holocaust und die heutige, aus seiner Sicht, toxische Männlichkeit mit dem Holocaust gleichgesetzt. Ein sexistischer Spruch auf einer Stufe mit der SS?“ Teilnehmer berichteten auch davon, dass der Referent über Donald Trump und Elon Musk hergezogen habe. Beide würden sinnbildlich für toxische Männlichkeit stehen. Das Christentum wurde als „feuchter Männertraum“ bezeichnet, zu anderen Religionen äußerte sich May laut den Feuerwehrmännern nicht. An der Veranstaltung am 28. Mai nahmen 72 Feuerwehrmänner teil.
Der Referent ließ eine schriftliche Anfrage der Berliner Zeitung zu seinen Äußerungen bei der Fortbildung unbeantwortet. Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr teilte mit, dass es bisher keine Meldung an die Behördenleitung gegeben habe. Die Zeitung fragte bei der Feuerwehr, welchen Praxisbezug die Fortbildung zur kritischen Männlichkeit habe. Daraufhin hieß es: „Sie betrifft die innerbehördliche Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen und Kollegen und fördert die Zusammenarbeit im Team bei der Einsatzbewältigung.“
Auf der Webseite des „Instituts für kritische Männlichkeit“ heißt es zum Thema „kritische Männlichkeit“: „Traditionelle Männlichkeiten blockieren Gleichstellung, Diversität und Klimaschutz. Männerbünde bilden das Fundament für Misogynie, Gewalt, Rassismus, Faschismus, Verschwörungstheorien, Hate Speech und Mansplaining“. Männer müssten sich hinterfragen und ihr Verhalten ändern.
Wie eine derartige Fortbildung es Männern erleichtern soll, Brände zu löschen oder bei Verkehrsunfällen zu helfen, ist eine Frage, die nur die Leitung der Feuerwehr beantworten kann. Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner Feuerwehr mit fragwürdigen Aktionen auffällt. Während der Corona-Pandemie hatte die Feuerwehr ihre Mitarbeiter zur Corona-Impfung gezwungen (Apollo News berichtete).