
Der Pressesprecher des Gesundheitsministeriums drohte Journalisten nach einem Hintergrundgespräch, nachdem ein Foto eines internen Dokuments versendet wurde. In einer Mail an die Journalisten, die t-online vorliegt, drohte er mit weniger Informationen bei künftigen Gesprächen und setzte eine Art Kopfgeld aus, um denjenigen zu finden, der das Foto gemacht hat. Letzteres soll ironisch gewesen sein, behauptete der Pressesprecher später in einer weiteren Mail.
Am Dienstagabend hatte um 19 Uhr ein Hintergrundgespräch mit Berliner Journalisten im Gesundheitsministerium stattgefunden. Dabei wurde den Journalisten „ unter 2“ ein zweiseitiges Papier über die geplante Krankenhausreform-Anpassung gegeben. Informationen „unter 2“ dürfen in der Berichterstattung verwendet werden. Allerdings darf keine konkrete Quelle genannt werden, sondern es muss eine allgemeine Formulierung wie „aus Kreisen des Ministeriums“ geben. Die Journalisten hätten also über den Inhalt des Schreibens berichten dürfen.
Ein Journalist machte ein Foto dieses Schreibens und sendete es an das Bayerische Gesundheitsministerium. Daran nahm der Pressesprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Hanno Kautz, Anstoß. Am Mittwochabend um 18:07 verschickte er eine Mail an die Journalisten, die zu dem Hintergrundtreffen eingeladen waren, und drohte ihnen: „Das ist eine Art der Unprofessionalität, die ich nicht mehr dulden werde. Sie schaden sich damit selber.“
„Das heißt in der Konsequenz: weniger Informationen, weniger Zugang, kleinere Hintergrundkreise – keine Unterlagen“, heißt es in der Mail, die t-online vorliegt. Doch Kautz geht noch weiter: „Es wäre mir eine Riesenfreude den oder diejenige zu erwischen, der/die die Unterlagen weiterverbreitet hat.“ Er schätze die Chancen dazu zwar gering ein, doch gehe er davon aus, dass es auffalle, wenn jemand ein Handyfoto mache.
„Deswegen mein Angebot: für Hinweise, die zur Ergreifung des Übeltäters/der Übeltäterin führen, setze ich eine Belohnung in Höhe von Exklusiv-Informationen nicht unter einer Agenturmeldung aus.“ Er verweist darauf, dass diese Mail „unter 3“, also streng vertraulich sei, und schließt mit einem „stinksauer, hak“. Letzteres ist das Kürzel des Pressesprechers. Kautz wechselte 2018 von der Bild ins Gesundheitsministerium. Am Donnerstag ruderte er in einer weiteren Rundmail etwas zurück.
Darin schreibt er: „Die Empörung ist echt. Die Drohung war ironisch gemeint – und ich finde in der Art der Formulierung auch als Ironie zu erkennen“. Obwohl er viel Rückmeldung bekommen hätte auf die Mail vom Vortag, hätten sich angeblich lediglich „wenige“ der Journalisten „am Tonfall der Mail“ gestört, sondern angeblich vielmehr daran, dass die Vertraulichkeit des Hintergrundgesprächs verletzt worden sei.