
Hat Vance Luther Boelter (57) das Politiker-Paar erschossen, weil Hortman mit den Republikanern stimmte? Vance Luther Boelter, ehemaliger Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma, wird verdächtigt, gleich zwei politisch motivierte Anschläge verübt zu haben. Der Verdächtige sei in der Nacht auf Sonntag in Sibley County im Süden von Minnesota in Gewahrsam genommen worden, berichteten auch mehrere US-Medien unter Berufung auf Polizeibeamte.
In den frühen Morgenstunden des vergangenen Samstags (Ortszeit) drang der Täter in das Wohnhaus des Ehepaares Hortman in Brooklyn Park ein und erschoss beide. Melissa Hortman war langjährige Abgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Parlaments von Minnesota. Nahezu zeitgleich kam es zu einem zweiten Anschlag im wenige Kilometer entfernten Champlin: Der demokratische Senator John Hoffman und seine Ehefrau Yvette wurden in ihrem Haus niedergeschossen und schwer verletzt. Sie befinden sich weiterhin in medizinischer Behandlung – ihr Zustand ist kritisch.
Melissa Hortman war die einzige Demokratin im Minnesota House, die für ein republikanisches Gesetz stimmte, das die kostenlose Gesundheitsversorgung für erwachsene undokumentierte Einwanderer im Rahmen des MinnesotaCare-Programms beendete. Das Gesetz (HF 5247) wurde mit 68 zu 65 Stimmen verabschiedet, wobei Hortmans Stimme entscheidend war.
Die Polizei wurde zunächst wegen der Attacke auf die Hoffmans alarmiert und überprüfte anschließend das Haus der Hortmans. Dort trafen Einsatzkräfte auf den als Polizisten verkleideten Täter, der ein Fahrzeug mit Blaulicht nutzte und eine Latex-Maske trug. Als die Beamten ihn zur Rede stellten, eröffnete er das Feuer und flüchtete. Im Gebäude entdeckten sie später die beiden Leichen.
Die Behörden vermuten ein gezieltes, politisches Motiv. Ein im Fluchtfahrzeug gefundenes Manifest enthielt eine Liste namentlich genannter Politiker und Aktivisten – insbesondere aus dem liberalen Lager und mit pro-abtreibungsrechtlicher Haltung. Es bestehe Grund zur Annahme, dass weitere Personen gefährdet sein könnten.
Boelter arbeitete nach eigenen Angaben in Krisengebieten wie dem Westjordanland, Gaza und dem Libanon und wurde teils von US-Militärs ausgebildet. Laut dem Sender CNN war Boelter erklärter Gegner des Abtreibungsrechts. In einer Nachricht an Freunde kurz nach der Tat schrieb er offenbar: „Ich bin vielleicht bald tot. Ich wollte euch nur wissen lassen, dass ich euch liebe und wünschte, es wäre nicht so gekommen.“
Minnesotas Gouverneur Tim Walz sprach von einem „gezielten Akt politischer Gewalt“ und würdigte Hortman als „engagierte Demokratin, deren Herz immer für die Menschen geschlagen hat“. Die demokratische US-Senatorin Tina Smith betonte die zunehmende Bedrohungslage für Politiker: „Es ist entsetzlich, dass Staatsbedienstete sich in ihrer Arbeit für die Demokratie um ihr Leben fürchten müssen.“