
Organisierte Betrügerbanden machen ein Millionen-Geschäft mit illegalen Einbürgerungen: Tausende gefälschte Sprachzertifikate seien im Umlauf, die Migranten den Weg zur Staatsbürgerschaft ebnen sollen. Anbieter werben auf Plattformen wie TikTok mit vermeintlich echten Dokumenten für Sprachlevel von A1 bis C2 – „ohne Schule, ohne Prüfung“. Die Preise reichen von 750 bis 2700 Euro, geliefert wird oft binnen weniger Tage per Kurier.
Besonders brisant laut den Recherchen von „Stern“ und RTL: Viele dieser Papiere wurden bereits bei Behörden eingereicht und akzeptiert. Ermittler sprechen von professionellen Strukturen und sehen Verbindungen zur organisierten Kriminalität. In Hamburg laufen derzeit Ermittlungen in einem mittleren zweistelligen Bereich, auch in Nordrhein-Westfalen ist das Phänomen bekannt.
CDU-Innenpolitiker Alexander Throm fordert deshalb eine nachträgliche Überprüfung bereits erfolgter Einbürgerungen. Wer nachweislich mit gefälschten Unterlagen den deutschen Pass erhalten habe, müsse diesen wieder verlieren, so Throm. „Das ist ein Ausschlusskriterium – hier darf es keine Kompromisse geben.“ Neue Verfahren müssten notfalls auf Eis gelegt werden, bis Verdachtsfälle geklärt seien. Unterstützung erhält er aus den Reihen der FDP: Bundestagsvizepräsident a.D. Wolfgang Kubicki sprach von einem „handfesten Skandal“ und verlangte von der Bundesregierung lückenlose Aufklärung.
Die Debatte fällt in eine Zeit, in der die Zahl der Einbürgerungen auf Rekordniveau gestiegen ist: Im Jahr 2023 erhielten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 291.955 Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit – ein Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Seit 2015 ist damit ein klarer Trend erkennbar: Während damals etwa 107.000 Menschen eingebürgert wurden, stiegen die Zahlen seither fast kontinuierlich, vor allem durch syrische, türkische und irakische Staatsangehörige. Allein syrische Zuwanderer stellten 2023 mehr als ein Drittel der neuen Staatsbürger.
Kritiker befürchten, dass die steigenden Zahlen in Kombination mit schwach kontrollierten Dokumenten die Integrität des Einbürgerungsprozesses gefährden. Behördenvertreter warnen auch, dass unerfahrene Mitarbeiter die Fälschungen oft nicht erkennen können.