
Mit fünf Divisionen begann Israel in den Morgenstunden dieses Dienstags eine neue Offensive auf Gaza-Stadt. Über 130.000 Reservisten hat das Land einberufen, die Operation dürfte mehrere Monate dauern. Das Land setzt damit zum finalen Schlag gegen die Hamas an, der sich im Verlauf dieses Jahres inmitten diverser Verhandlungen und einem 12-Tage-Krieg mit dem Iran lange verzögert hat.
Jetzt will Premier Netanyahu endlich den Krieg, den die Hamas vor nun fast zwei Jahren mit einem brutalen Massaker begann, beenden. Und unter der israelfreundlichen US-Regierung von Donald Trump sieht er jetzt entsprechenden Rückenwind – trotz zunehmender internationaler Attacken auf das Land, wie etwa Ankündigungen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen durch Frankreichs Präsident Macron oder die Verhängung eines Waffenembargos durch Bundeskanzler Friedrich Merz.
Auf Isolation durch israelfeindliche Haltungen im Ausland müsse sein Land aber reagieren, indem es unabhängiger von ebenjenen Ländern werde, erklärte Netanyahu am Montag. Man müsse gerade im Rüstungsbereich ein „Super-Sparta“ werden, das nicht auf andere angewiesen sei und selbst entsprechende Rüstungsgüter herstellen und sich damit verteidigen kann. Nötig sei eine „Wirtschaft mit autarken Eigenschaften“.
Bereits am Montag begannen dann großflächige Luftschläge auf Gaza-Stadt zur Vorbereitung der Offensive. Ziel der Operation ist es nun, auch die letzten Hamas-Gebiete im Gaza-Streifen unter israelische Kontrolle zu bringen. Viele von ihnen sind jedoch urban – was folgt, dürfte ein monatelanger Häuserkampf gegen die verbleibenden Hamas-Terroristen sein.
Wie die Jerusalem Post unter Berufung auf israelische Sicherheitskreise berichtet, hat die Hamas nur noch um die 2.000 bis 2.500 aktive, erfahrene Kämpfer. Zu Beginn des Krieges waren es demnach um die 24.000 – Israel konnte also bereits gut 90 Prozent ausschalten. Dennoch könne die Terrorgruppe nun potenziell auf zehntausende weitere unerfahrene, junge Sympathisanten zurückgreifen, die sie im Zweifel rekrutieren könnte.
Derweil verbleiben nach Schätzungen noch um die 20 lebende israelische Geiseln in den Händen der Hamas. „Ich habe gerade einen Bericht gelesen, wonach die Hamas die Geiseln über die Erde gebracht hat, um sie als menschliche Schutzschilde gegen die israelische Bodenoffensive einzusetzen. Ich hoffe, die Hamas-Führer wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie so etwas tun“, warnte währenddessen US-Präsident Trump auf Truth Social.
Letzte Bemühungen um einen weiteren Waffenstillstand, etwa durch US-Außenminister Marco Rubio, scheiterten zuvor. Klar ist seit Beginn des Krieges, dass ein dauerhafter Waffenstillstand allein aufgrund der unterschiedlichen Ziele der Hamas-Terroristen und Israels kaum möglich ist. Schließlich ist es seit dem 7. Oktober 2023 Israels erklärtes Kriegsziel, eine Wiederholung eines solchen Massakers zu verhindern, indem man der Hamas-Herrschaft im Gaza-Streifen ein Ende setzt. Dazu kommt die Befreiung der israelischen Geiseln.
Mit diesen Geiseln versuchte die Hamas, ihre Vernichtung nun teils zu verhindern, man ließ manchmal einige Geiseln frei im Gegenzug für temporäre Feuerpausen. Aber auch die Hamas wollte nie alle Geiseln freilassen, weil sie sonst jedes Druckmittel gegen Israel verloren hätte. Zugleich war für Israel klar, dass man keine Situation zulassen kann, in der dauerhaft israelische Geiseln in Gaza verbleiben und die Hamas dort an der Macht bleibt.
Die Aussicht, dass der Konflikt so in einer wie auch immer gearteten „diplomatischen Lösung“ anstatt der militärischen Zerstörung der Hamas-Herrschaftsstruktur und Befreiung aller noch lebenden Geiseln endet, war also nie wirklich da. Alles andere war nur ein Versuch der Hamas, sich weitere Zeit zur Neuaufstellung zu kaufen.