Die Restle-Rampe über „AfD und radikale Christen“: Wie ein „Monitor“-Beitrag den Journalismus blamiert

vor etwa 3 Stunden

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Ein Beitrag des ARD-Polit-Magazins „Monitor“ über die AfD und „radikale Christen“ kommt wie eine Parodie auf den investigativen Journalismus daher. Aufgedeckt wird nichts, nur geraunt. Wo eine Gefahr für die Demokratie drohen soll, bleibt das Geheimnis der Staatsfunker. NIUS hat den Beitrag gesehen, damit Sie es nicht tun müssen.

Während Gotteskrieger in Syrien Minderheiten abschlachten, im Gazastreifen Geiseln ihr eigenes Grab schaufeln lassen und in Deutschland Menschen abstechen, verbindet man beim WDR den Begriff eher im Zusammenhang mit radikalen Christen. So hieß der „Monitor“-Beitrag zunächst „Gotteskrieger: AfD und radikale Christen“, jetzt läuft er unter dem Titel „Der Fall Brosius-Gersdorf: Sieg der Glaubenskrieger?“

Fromme Christen sind den Glaubensjournalisten im Ersten schon immer ein Dorn im Auge, zuletzt gab es Ärger um einen Beitrag der „Tagesschau“ über evangelikale Missionsarbeit im Profifußball. Sportler liefern ein religiöses Bekenntnis, ohne den ISIS-Finger zu zeigen? Schlimm.

Aufhänger für zur Gefahr aufgebauschte Verbindungen von Christen und der verteufelten AfD ist der Fall Brosius-Gersdorf nach einer „Kampagne“, so Moderator Georg Restle, „die von rechten Krawallmedien im Netz ordentlich befeuert wurde“. Unnötig zu sagen, dass für die Restle-Rampe NIUS dazugehört. Den „neuen Glaubenskriegern“, so Restle, gehe es um nicht weniger als um „einen Kreuzzug gegen die liberale Demokratie“.

Man ist gespannt, wie das linke Krawallmedium „Monitor“ das belegen will, immerhin ist der Beitrag in der ungekürzten Fassung 16 Minuten und 54 Sekunden lang. In der Machart orientiert er sich an der desaströs gescheiterten Correctiv-Geschichte vom „Geheimplan gegen Deutschland“. Dumpfe Hintergrundmusik, Leute in Zeitlupe, eingeblendete Dokumente, in denen etwas angemarkert wird. Unter Verwendung der Bildsprache kriminalistischer Ermittlungen zeigen Diagramme irgendwelche obskuren Verbindungen, ein Netz aus Logos verschiedener Pro-Life-Organisationen und christlicher Medien.

Verbindungen zwischen legitimen Interessenvertretungen werden von „Monitor“ skandalisiert.

Keines davon ist in irgendeiner Form kriminell, schon gar nicht ist irgendwann in den knapp 17 Minuten von Gewalt die Rede, die man von Gotteskriegern doch eigentlich erwarten kann. Worin genau soll dann die Gefahr für die Demokratie bestehen? Spoiler: Das wird in dem ganzen Bericht nicht einmal ansatzweise deutlich. Wir haben es mit einem Fall von gebührenfinanzierter Propaganda zu tun, die nicht einmal gut gemacht ist, wie wir noch sehen werden.

In einem Stück wie diesem muss ein Schurke auftauchen, in diesem Fall eine Schurkin: die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch, auch bekannt aus Funk und Fernsehen. Irgendetwas wirklich Radikales hat man aus ihrem Mund noch nie vernehmen können, es sei denn, man hält ihre Aussage „Ich war immer gläubige Christin“ für einen Beweis von extremistischer Einstellung, was bei der „Monitor“-Redaktion ja nicht auszuschließen ist.

„Monitor“ arbeitet sich verzweifelt an Beatrix von Storch ab.

Beatrix von Storch betreibt zusammen mit ihrem Mann Sven die „Initiative Familien-Schutz“, inspiriert von einem, ja doch, traditionellen Familienbild, klar definierten Geschlechterrollen (daher Ablehnung des „Selbstbestimmungsgesetzes“) und Widerstand gegen die Frühsexualisierung von Kindern. Das waren mal selbstverständliche Positionen innerhalb der Unionsparteien, heute ist ein erheblicher Teil des christlich-konservativen Milieus politisch heimatlos – oder fühlt sich eher von der AfD vertreten.

Für den WDR offenbar eine unheilvolle Entwicklung, daher versucht man verzweifelt, ein Bedrohungs-Szenario zu konstruieren, das allerdings nicht mit Inhalt gefüllt werden kann.

Die Correctiv-Komplizen nachäffend, die ihr Märchen von der Wannseekonferenz 2.0 wie ein Theaterstück mit Akten und Szenen strukturierten, ist der Beitrag in vier „Kapitel“ gegliedert. Das erste heißt „Das Feindbild“. Alte (!) Aussagen und Texte von Frauke Brosius-Gersdorf zu AfD-Verbot, Impfpflicht und Abtreibung seien in die Kritik geraten: „Vor allem konservative und rechtspopulistische Medien berichten tagelang und aus sachlicher Kritik wird zum Teil überzogene Hetze.“

Kapitel I, genauso sinnlos wie die anderen drei.

Beatrix von Storch („in der christlichen Rechten bestens vernetzt“) fordert Kanzler Merz mit der zugespitzten Frage zur Abtreibung bis kurz vor der Geburt heraus. „Der tappt in ihre Falle.“ Das fatale „Ja“ des Kanzlers wird „als Abkehr von christlichen Werten übersetzt“, und „ein Verein von Abtreibungsgegnern startet einen Aufruf, Mails an Unions-Abgeordnete zu senden“ – offenbar ein unstatthaftes Vorgehen, denn: „Die Postfächer werden überflutet.“

„Eine Kampagne ganz im Sinne von Beatrix von Storch und der AfD, die wie in den USA einen Kampf gegen alles Liberale, Woke führen will. Müssen wir in die USA schauen, um zu sehen, was hier gerade passiert?“

Für „Kapitel II“ („Das Vorbild“) machen sich die Journos ein paar schöne Tage in Amerika, um Material gegen konservative Christen und fundamentalistische Prediger zu sammeln. Letztere mögen schon seltsame Vögel sein, doch erschließt sich nicht, warum von christlichen Influencern und Pastoren, für die Donald Trump ein offenes Ohr hat, irgendeine Gefahr ausgehen soll. Wollen sie uns zwingen, täglich fünfmal den Rosenkranz zu beten oder freitags Fisch zu essen?

Man weiß es nicht, aber dass sie sich mit Trump verstehen, muss gegen sie sprechen. Zu Bildern von Abtreibungsgegnern, die durch die Straßen ziehen, heißt es aus dem Off: „Diese Lobby wettert öffentlichkeitswirksam gegen ihre selbsterklärten Feinde. Gegen Homosexuelle, gegen Rechte von Minderheiten, gegen alles, was als liberal wahrgenommen wird.“

Mit dem Abtreibungsthema mache die religiöse Rechte seit Jahrzehnten Stimmung, hören wir, als wäre es nicht das Recht der Rechten, ebenso für ihre Anliegen zu demonstrieren wie Linke. Jedoch: „Trump nimmt am Marsch für das Leben teil, Hand in Hand mit christlichen Fundamentalisten.“ Die hätten gefeiert, als 2022 der Oberste Gerichtshof „das bundesweite Recht auf Abtreibung gekippt“ habe, wobei die Genossen von „Monitor“ kein Wort darüber verlieren, dass die Regulierung und das Verbot von Abtreibungen damit nur den einzelnen Bundesstaaten überlassen wurde.

Abtreibungsgegner in den USA – das ultimative Feindbild des ÖRR-Rotfunks.

Der amerikanische Autor Jonathan Rauch darf noch sagen: „Die meisten dieser Menschen sind nicht rechtsextrem. Sie sind einfach konservativ.“ Da schiebt die Stimme aus dem Off auch schon nach: „Die meisten einfach konservativ – aber sie wählen radikal.“

Erwähnten wir schon, dass im ganzen „Monitor“-Stück nicht ein einziger der als Radikale diffamierten Menschen zu Wort kommt?

Es bleiben nur noch gut fünf Minuten, um endlich zu zeigen, was denn nun so brandgefährlich an der AfD und den „radikalen Christen“ sein soll. Ob es in „Kapitel III“ doch noch losgeht?

Hier erfahren wir, dass der Marsch für das Leben auch in Argentinien, Rumänien, Polen, Frankreich und auch in Deutschland stattfindet: „Immer wieder dabei: Beatrix von Storch“. Sie sei „bis heute eine zentrale Figur im Netzwerk selbsternannter Lebensschützer“. Selbsternannt, also nicht von Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue als Lebensschützerin nominiert. Und sie habe „enge Verbindungen zu reichen Stiftungen und zu Organisationen, die zum Beispiel für ein radikales Abtreibungsverbot kämpfen“.

Bei Minute 12:38 wird als vermeintlicher Experte Neil Datta eingewechselt. Landet er den entscheidenden Treffer? Nein, aber immerhin sagt er den dämlichsten Satz:„Beatrix von Storch ist eine Schlüsselfigur des religiösen Extremismus in Europa.“

Sie spiele „eine zentrale Rolle in der AfD“ (Donnerwetter!). Und sie pflege „enge Kontakte mit religiös-extremistischen Organisationen“. Welche das sein sollen  und von wem die ganze Anti-Abtreibungs-Bewegung, die „zwischen 2019 und 2023 mindestens 1,18 Milliarden Dollar erhalten“ haben soll, finanziert wird, verrät Neil Datta nicht.

Der Aktivist Neil Datta darf von Storch in den Extremismus-Bereich rücken.

Hier muss zur Einschätzung seiner Aussagen erwähnt werden, dass Datta seit vielen Jahren durch Europa tingelt, um christliche Lebensschutzgruppen als „religiöse Extremisten“ zu diffamieren. Er ist Lobbyist und Generalsekretär der EU-nahen Abtreibungsorganisation „European Parliamentary Forum for Sexual and Reproductive Health and Rights“ (EPF). Die behauptet in dem Bericht „The Next Wave: How Religious Extremism Is Reclaiming Power“, eine „neue Allianz religiöser Extremisten, rechtspopulistischer Populisten und oligarchischer Geldgeber“ versuche, „religiösen Extremismus über Medien, NGOs, politische Parteien und öffentliche Institutionen in die Mainstream-Politik zu schmuggeln“.

Genau der richtige Mann also für die öffentlich-rechtlichen Kulturkämpfer gegen Rechts. „Man muss verstehen: Beatrix von Storch spielt eine Schlüsselrolle. Hinter ihr steht eine viel größere zielstrebige und antidemokratische Bewegung.“ Antidemokratisch? Inwiefern? Sagt Datta leider nicht, und so bleibt es bei der Unterstellung. Datta weiter: „Das ultimative Ziel ist politische Macht. Dafür setzen sie sich mit großem Aufwand ein. Sie versuchen dabei auch gezielt, Einfluss an der Basis und auf die Medien zu nehmen. Dem (!) sollten wir uns immer bewusst sein.“

Ohne uns damit aufzuhalten, dass es „Dessen sollten wir uns immer bewusst sein“ heißen müsste, fragen wir uns, was daran verwerflich sein soll, Einfluss nehmen zu wollen. Das tun die vier „Monitor-“Autoren – viele Köche sind des Hasen Tod – nicht, sie nutzen das Stichwort: „Der Weg zur Macht. Dafür hat die AfD einen Plan.“

Es sind nur noch gut zwei Minuten, und den (Geheim)Plan würde man jetzt schon mal gern kennenlernen. „Kapitel IV“ wird kurz. Aber auch erhellend?

Die Kamera zoomt langsam von draußen in den Sitzungssaal der AfD. „Berlin, am 5. Juli dieses Jahres. Die AfD-Bundestagsfraktion trifft sich zu einer internen Klausur, Strategiesitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit.“ Wie lächerlich kann man sich machen? Kommt schon, Kollegen, natürlich lädt zur Strategiesitzung keine Partei die Öffentlichkeit ein, aber so kriegt das Ganze einen klandestinen Drive. Jetzt kommt mal in die Hufe, Staatsfunker!

„Hier erkennt man die erste Seite der geheimen (!) Präsentation, später wird sie dem Medium Politico zugespielt. Die AfD will demnach neue Potenziale erschließen und das Akzeptanzumfeld vergrößern.“ Typische Bullshit-Phrasen, die man aus jeder Präsentation kennt. „Dafür will man einen Kulturkampf entfesseln und den Druck auf die Union erhöhen.“

Ganz geheimer Plan: Die AfD will neue Wählerpotenziale erschließen!

Überraschung! Die linke Querfront aufbrechen und die Brandmauer zu Fall bringen – das ist die geheime Strategie! Faszinierend. Auch, dass die AfD einen Kulturkampf entfesseln will, den es offenbar noch nicht gibt, schon gar nicht entfesselt von linken Kulturkämpfern. Außerdem will die Partei Stammwähler an sich binden, um bisher eher nicht AfD-wählende Gruppen werben und am Ende Regierungsverantwortung übernehmen. Und: „Man will konfessionelle Christen für sich gewinnen. Ziel: Alice ins Kanzleramt. Verantwortlich für die neue AfD-Strategie: Beatrix von Storch.“

Hier schließt sich der Kreis, der nie einer war. Beatrix von Storch ist Abtreibungsgegnerin (und möchte einen Mann in Frauenkleidern nicht Frau nennen) und da ist sie nicht die Einzige – mehr haben wir aus dem „Monitor“-Beitrag nicht erfahren. Kann es Prof. Gert Pickel, Religionssoziologe an der Universität Leipzig, der sich „mit dem Graubereich zwischen religiösen Fundamentalisten und Rechtsextremisten“ beschäftigt, am Ende noch richten, den Lucky Punch setzen?

„Sie wollen mit den Themen Homosexualität, Bekämpfung von Abtreibung und Transgeschlechtlichkeit natürlich in den politischen Bereich hineinwirken und sie möchten erreichen, dass sich in diesen Bereichen in der Politik etwas verändert. Man könnte auch sagen: zurückdrehen, was in den letzten Jahrzehnten tatsächlich durchgeführt wurde.“

Sie möchten erreichen, dass sich in der Politik etwas verändert – sensationell! Und natürlich brandgefährlich für „unsere Demokratie“.

Prof. Pickel enthüllt: Rechte wollen einen Politikwechsel.

Prof. Pickel sagt dann noch, dass der Erfolg im Fall Brosius-Gersdorf diese Gruppen „zu weiteren Aktionen beflügeln“ werde. Das sei eine „große Gefahr, gerade wenn es zum Schulterschluss mit der AfD, einer, wie wir wissen, rechtsextremen Partei, führt, das kann sehr, sehr weitreichende Folgen haben.“ Und welche? Das erfahren wir nicht mehr. Machen Sie sich schon mal Sorgen, Details folgen später. Oder auch nicht.

Was „Monitor“ mit diesem Kokolores fabriziert hat, ist eine Beleidigung des Journalismus. Statt harter Fakten nur Geraune, Kontaktschuldvorwürfe, Verschwörungstheorien und unbelegte Behauptungen. Eine Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht wurde abgelehnt, und das umstrittene öffentlich-rechtliche Bezahlfernsehen erklärt es nach dem Motto „Je dünner der Schiss, desto breiter kann man ihn treten“. Ganz ehrlich: Für 18,36 Euro im Monat darf man eigentlich erwarten, wenigstens ein bisschen raffinierter verhöhnt zu werden. Das war nix, Schorsch.

Lesen Sie dazu auch:

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel