Mord an Charlie Kirk: Warum nur Reden gegen Hass, Gewalt und Aggression hilft

vor etwa 2 Stunden

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Bildquelle: NiUS

In Deutschland läuft gewaltig etwas aus dem Ruder. Wer sich die Reaktionen auf den Mord an dem christlich-konservativen Influencer und Trump-Unterstützer Charlie Kirk in ihrer ganzen Bandbreite ansieht, wird von bösen Vorahnungen erfüllt: Offenen Jubel gibt es von linker Seite im Netz, in den „Qualitätsmedien“ ist an vielen Stellen Verständnis mit dem Killer spürbar. Kirk habe gewissermaßen die Früchte des von ihm selbst gesäten Hasses verabreicht bekommen.

„Tod eines Brandstifters“, titelte der Berliner Tagesspiegel, wobei schon „Tod“ den nicht ganz zutreffenden Eindruck erweckt, Kirk sei einfach nur gestorben. Dass ein „Brandstifter“ nicht sonderlich vermisst wird, versteht sich ebenfalls von selbst.

Bestes Beispiel für einen verstehenden Ungeist ist die Anmoderation von Dunja Hayali in der ZDF-Hauptnachrichtensendung „heute journal“. O-Ton: „Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen. Auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen. Offensichtlich hat der radikal-religiöse Verschwörungsanhänger aber auch genau damit einen Nerv getroffen.“

Was auf raffiniert verwinkelte Weise Verständnis für den Mord verbrämen soll, lässt einen giftigen Grundgeist in den deutschen Debatten aufscheinen: Wer aus politischen Gegnern gewissermaßen Todfeinde („Nazis“) der Demokratie macht, die ihrerseits den Tod, wenn nicht verdient, so doch provoziert haben, der bricht Brücken ab, die in einer Demokratie niemals brechen dürfen.

Die entscheidende Frage lautet: Wer versöhnt noch im gesellschaftlichen Lagerkampf? Wie kann man über weltanschauliche Grenzen hinweg im Gespräch bleiben? Wie schwer das mitunter fällt, habe ich im Interview mit dem ARD-Filmer Stephan Lamby selbst erlebt, wo man sich bei jedem einzelnen Thema eigentlich gegenseitig einen ganz unterschiedlichen Kosmos erklären müsste. In diesem Sinne hat Kirk im Grunde alles richtig gemacht: eine klare eigene Meinung UND ein ständiges Gesprächsangebot an Kritiker.

Stephan Lamby im Gespräch mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler

Um ein anderes, vielleicht weniger aufgeladenes Beispiel zu wählen: Wenn Luisa Neubauer in Talkshows darüber spricht, dass in ihren Augen demokratische Prozesse zu langsam sind für den Kampf gegen die „Klimakatastrophe“, müsste man zunächst über den Befund des vermeintlich „brennenden Planeten“ sprechen und ob Zweifel an gängigen Klima-Theorien in ihren Augen überhaupt zulässig sind. Danach müsste man darüber reden, warum das Beachten demokratischer Regeln das A und O einer freien Gesellschaft sein muss, wenn Akzeptanz für Politik erhalten bleiben soll.

Das Problem: Ein solcher Dialog kann und wird nicht stattfinden, weil vermeintliche „Klima-Leugner“ erst gar nicht zur Debatte zugelassen werden. Wer wie Dunja Hayali in Charlie Kirk einen üblen Radikalen sieht, mit dem könnte man darüber sprechen, welche Standpunkte Kirks denn so radikal, gefährlich oder übel sind und warum man sich gegenseitig so unversöhnlich wahrnimmt. Auch dieses Gespräch wird es nicht geben. Selbst im kultivierten Rahmen und ohne gegenseitiges Niederbrüllen gibt es in Deutschland kaum noch Podien und Foren, auf denen weltanschauliche Antipoden sich ernsthaft austauschen könnten. Die Gesprächsreihe des PEN-Berlin „Das wird man ja noch sagen dürfen“ im Sommer 2024 war eine löbliche Ausnahme.

Der Moment, in dem Charlie Kirk tödlich getroffen wird

Die Regel ist: Linke bieten „Rechten“ keine Bühne und definieren dieses „Rechts“ so großzügig, dass vom Abtreibungsgegner bis zum Migrationskritiker und Thüringens AfD-Chef Björn Höcke alles darunterfällt. Für „rechte Milieus“ wiederum ist Hayali ein rotes Tuch und würde auch niemals Einladungen in solche weniger geneigten Kreise annehmen. Wir verrennen uns in Sprachlosigkeit.

Die Berichterstattung von Spiegel und anderen über private Feiern von Molkerei-Chef Theo Müller, Gloria von Thurn und Taxis und anderen leistet ebenfalls einen Beitrag dazu, dass man sich bei Strafe gesellschaftlicher Ächtung mit bestimmten Kreisen nicht sehen lassen kann. Denunziation ist das Gegenteil von Akzeptanz.

Mit anderen Worten: Die beste und vielleicht auch einzige Brücke, mit deren Hilfe man die viel beschworene Spaltung der Gesellschaft in immer aggressivere Lager verhindern oder zumindest vielleicht mildern könnte, wird mutwillig abgebrochen. Das gegenseitige Überwinden oder „Besiegen“ wird in gesellschaftlichen Kontexten jedenfalls ganz gewiss nicht gelingen. Gegenseitiges Verstehen wäre eine Alternative.

„Sagt ausgerechnet einer von NIUS!“, werden jetzt die üblichen Verdächtigen rufen. Sie sind hiermit herzlich eingeladen. Ein verlässliches Indiz für eine Beziehungsstörung ist die Feststellung, der andere provoziere doch andauernd … Wenn ich auf sozialen Plattformen lese, der Kulturkampf werde ausschließlich „von rechts“ geführt, ist das exakt die gleiche Tonlage: Man hält sich selbst für „normal“, meist auch noch für repräsentativ, und geht selbstverständlich davon aus, dass die andere Seite sich ändern (am besten anpassen) müsse.

Ich kann zumindest für mich sagen: Ich hasse nicht. Grundsätzlich nicht. Das ist keine Anstrengung oder besondere Selbstdisziplin. Es ist mir einfach nicht eigen. Ich mag Dinge oder Leute mitunter nicht, halte Meinungen für falsch, unsinnig, albern, bedrohlich oder gefährlich, aber ich bestreite nicht die Existenzberechtigung ihrer Inhaber. Aus vierundzwanzig Jahren DDR-Erfahrung kann ich sagen: Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt sind eines der höchsten Güter, die wir haben. Und: Meinungen verschwinden nicht, wenn man sie weghaben, verbieten oder ignorieren will. Es irrt der Mensch, solang er strebt (Goethe), und hoffentlich denkt er auch mindestens genauso lang.

In diesem Sinne könnte ausgerechnet die Deutsche Bank zum Hoffnungsträger werden, die im Laufe der Zeit immer wieder Werbeslogans für mehr Kommunikation gemacht hat: „Sprechen Sie mit uns!“ (1981). „Reden wir darüber!“ (1990). Die Hand der Bürgerlichen ist ausgestreckt.

Lesen Sie auch:Linke Freude über den Mord an Charlie Kirk: Wo jeder ein „Nazi“ ist, werden Mord und Gewalt als Mittel der Politik legitimiert

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