Mord, Vergewaltigung, Hexerei: Auf der Überfahrt eskaliert die Gewalt zwischen Migranten

vor 28 Tagen

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Bildquelle: Apollo News

Auf der Fluchtroute über den Atlantik nach Europa kommt es immer wieder zu Gewalttaten und sexuellen Übergriffen unter den Migranten. Das berichtet Welt in einer umfangreichen Recherche über die tagelange Seereise mit wackligen Booten und die mangelnde Verfolgung der Straftaten durch europäische Behörden.

Vor allem die spanische Atlantikinsel El Hierro steht dabei im Mittelpunkt. Seit dem Ende der Corona-Pandemie kommen hier jeden Monat hunderte bis tausende Flüchtlinge aus westafrikanischen Ländern wie dem Senegal an (Apollo News berichtete). Denn El Hierro ist die südlichste der Kanarischen Inseln und deswegen nach einer sieben bis neun Tage langen und etwa 1.500 Kilometer langen Reise als erste europäische Insel zu erreichen.

2024 landeten 24.000 Flüchtlinge auf El Hierro – das Doppelte der Einwohnerzahl. „Wir werden zum neuen Lampedusa“, warnte deshalb bereits im Herbst 2023 zum Beginn der Flüchtlingsströme nach El Hierro dessen Regierungschef Alpidio Armas. Doch die Boote kamen weiterhin. Und mit ihnen Berichte von exzessiver Gewalt.

Laut Welt erreichte im vergangenen November beispielsweise ein Boot mit 207 Insassen El Hierro. Schnell stellten die Behörden fest, dass einer der Migranten eine Stichverletzung im Brustkorb aufwies. Wenig später teilten die Ermittler sogar mit, einige der migrantischen Männer hätten vier andere Insassen ermordet und über Bord geworfen. Sieben Personen werden festgenommen, allesamt sollen sie zu den sogenannten „Patrones“, also den Wortführern oder Kapitänen gehören.

Es sei das erste Mal, dass gegen derartige Rädelsführer strafrechtlich vorgegangen wird, heißt es in spanischen Medienberichten – ein Einzelfall ist es aber offenbar nicht. Augenzeugenberichte und Informationen der spanischen Behörden offenbaren: Der Zustand der ankommenden Boote, deren Erfolgschancen auf dem Atlantik bei etwa 30 bis 50 Prozent liegen sollen, wird immer schlechter, die Anspannung nimmt zu und damit auch die Gewalt.

Auf jenem Boot äußerte sich das am dritten Tag der Reise, nachdem die Migranten die Orientierung verloren hatten. Augenzeugen berichten der Welt später, die „Patrones“ hätten einen Schuldigen, eine Art „Vampir“ gesucht. Und weil einer der Migranten an Bord im Schlaf unverständliche Worte von sich gegeben haben soll, wurde er offenbar von anderen Männern attackiert – auch mit einer Machete.

Zwei Männer versuchten den Beschuldigten zu beschützen, ein weiterer wurde ebenfalls zum „Vampir“ erklärt und alle vier Männer gefesselt. Während einer noch auf dem Boot erwürgt worden sein soll, wurden die übrigen drei über Bord gestoßen. Dieses Vorgehen ist kein Einzelfall, immer wieder kommt es zu Augenzeugenberichten über derartige Mordtaten. Doch nicht nur gegen Männer, die auf den Flüchtlingsbooten in der Regel weit in der Überzahl sind, auch gegen Frauen kommt es offenbar zu Gewalt – und vor allem zu Sexualdelikten.

Betroffene berichten Welt zufolge von Vergewaltigungen durch alle auf den Booten anwesenden Männer – das können mehrere dutzende Personen sein. Andere wiederum sollen explizit von den „Patrones“ missbraucht worden sein. Im Zuge dessen kommt es einzelnen Augenzeugenberichten zufolge auch zu Gewalttaten gegen die Kinder der Frauen.

Zahlreiche Minderjährige sollen während der Überfahrten über Bord geworfen worden sein – unter anderem, damit die anwesenden Männer sich von der Muttermilch der Frauen ernähren können. Eine Frau soll außerdem aufgrund ihres christlichen Glaubens attackiert worden sein. Sie brachte die Tat zur Anzeige – ob die spanische Polizei weitere Schritte ergriff, ist ungewiss.

Gegen sieben Schleuser, die ein Boot mit letztlich acht Todesopfern geführt haben sollen, nahm die Polizei hingegen Ermittlungen auf. Auf einem anderen Schiff fand die spanische Polizei bereits im August zwei leblose und gefesselte Körper. Sie wurden zwei Tage nach dem Fund beigesetzt, ihre Identitäten und die Todesursachen sind bis heute unklar, auf eine Anfrage der Zeitung reagierte die Guardia Civil nicht.

Auch das einzige Ermittlungsgericht auf El Hierro kann keine Aussagen treffen – der vorsitzenden Richterin soll keine einzige Straftat in Bezug auf die Boote bekannt sein. Ein anonymer Justizbeamter teilt gegenüber Welt mit, nicht auf jedem Boot würden strafrechtlich relevante Bedingungen vorherrschen, aufgrund der unwirtlichen Bedingungen käme es aber immer wieder zur „Gewalt der Verzweiflung“. Auch die Vermutung von Hexerei soll keine Seltenheit sein.

Verfolgt werden die wenigsten der tatsächlich gemeldeten Fälle – das liegt auch am spanischen Strafrecht. Gibt es keine eindeutigen Verbindungen zu dem europäischen Land, werden beispielsweise Fälle, in denen zwei Afrikaner in internationalen Gewässern aneinandergeraten, nicht weiter verfolgt. Mit anderen Worten: die Straftaten können in Europa nicht weiter verfolgt werden. Eine Ausnahme bilden die „Patrones“, die immerhin wegen Beihilfe zur illegalen Einreise angeklagt werden können.

In der Folge werden zahlreiche Todesopfer nicht weiter ermittelt, geschweige denn identifiziert. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Migranten könnten auf der Fluchtroute über den Atlantik umgekommen oder gar ermordet worden sein. Viele von ihnen wurden, folgt man den Schilderungen der Augenzeugen, von den Wellen des Atlantiks verschlungen.

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