„Müssen importieren, um die Versorgungssicherheit herzustellen“ – Apothekenverband warnt vor Medikamentenmangel

vor etwa 14 Stunden

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Auch in diesem Winter droht ein Engpass bei bestimmten Medikamenten, wie der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Thomas Preis, im Interview mit Bild am Sonntag sagt. „Das Thema Lieferengpässe bei Arzneimitteln ist ein Dauerthema geworden in den Apotheken“. Bei über 500 Medikamenten gebe es Lieferengpässe, bei einigen wurde offiziell ein Versorgungsmangel festgestellt. „Das heißt, da müssen wir Medikamente aus dem Ausland importieren, um überhaupt die Versorgungssicherheit mit diesen Arzneimitteln sicherstellen zu können.“

Es würde an Asthmamitteln wie Salbutamol, das inhaliert werden kann, oder an Antibiotikasaft für Kinder mangeln. Auch an ADHS-Medikamenten mangele es. „Da müssen wir zurückgreifen auf Ressourcen in anderen Ländern.“ Salbutamol müsse seit über einem Jahr aus Spanien bezogen werden, weil in Deutschland nichts mehr zu bekommen sei, so Preis. Doch Fieber-, Husten- und Erkältungsmittel seien ausreichend vorhanden. Da könne er beruhigen.

Für die Lieferengpässe macht er auch die Abhängigkeit vom Ausland verantwortlich. „Deutschland war früher die Apotheke der Welt, jetzt steht die Apotheke der Welt in China oder Indien.“ Wenn es dort Produktionsprobleme gebe, schlage sich das gleich auf die Versorgung in Deutschland und Europa nieder. „Wir sind bei den preiswerten Medikamenten von China und Indien abhängig und bei den innovativen Arzneimitteln von den USA.“

Das Ziel der Apotheker sei, jeden Patienten zu versorgen. Allein für die Beschaffung von Medikamenten brauche es 40 Arbeitsstunden in der Woche pro Apotheke, die jedoch nicht vergütet würden. Die Kompetenz der Apotheker sei es, „dass wir dann eben auch Medikamente austauschen können in gleichwertige Therapien.“ Und weiter: „Und da ist das Wichtige, das wäre auch eine wichtige Forderung an die Politik, dass wir da mehr Beinfreiheit bekommen, dass wir schneller austauschen können.“

Thomas Preis betonte, dass die öffentlichen Apotheken ein wichtiger Teil der Daseinsvorsorge seien und besonders geschützt werden müssten. Sie würden es ermöglichen, dass man auch dann Medikamente bekomme, wenn man keine Stunde warten könne. Außerdem sehe er eine Gefahr im Versandhandel mit Medikamenten darin, dass gefälschte Medikamente verschickt würden. Dazu verwies er auf eine Mitteilung der Europäischen Arzneimittelbehörde, die vor gefälschten Medikamenten warnt.

Ein Bild-Journalist wandte ein, dass das Argument der Daseinsvorsorge dünn sei. Er selbst brauche keine Beratung, wenn er Ibuprofen kaufe und bei Diabetesmedikamenten beispielsweise würde der Arzt einen beraten, was die Dosierung angeht. Daraufhin erwiderte der Verbandschef, dass Medikamente ein „hochsensibles und, wenn man sie nicht richtig anwendet, gefährliches Produkt“ seien. Als Beispiel erwähnte er Dänemark, wo Nasensprays frei verkäuflich seien. Das habe dazu geführt, dass viele Menschen durch Fehlanwendung abhängig würden, sodass Apotheken fordern, dass die Nasensprays wieder nur in Apotheken verkauft werden dürfen.

„Die Apotheken sind aber seit zwanzig Jahren im Bezug auf die wirtschaftliche Stärkung vernachlässigt worden von der Politik, so gut wie gar nichts hat da stattgefunden“, sagte Preis in Bezug auf das Apothekensterben in Deutschland. Ein Bild-Journalist wies im Gespräch darauf hin, dass es vor fünf Jahren noch 2.000 Apotheken mehr gab. Der Verbandspräsident sagte, dass in den letzten zehn Jahren zwanzig Prozent der Apotheken geschlossen worden seien. Als einen Grund nannte er die Personalkosten, die um 80 Prozent gestiegen seien.

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