Musk löscht Epstein-Tweet über Trump

vor 8 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Elon Musk hat einen brisanten Tweet gelöscht, in dem er behauptet hatte, Donald Trump sei „in den Epstein-Akten“ vertreten. Damit scheint sich ein tagelanger, öffentlich ausgetragener Streit zwischen dem Tech-Milliardär und dem US-Präsidenten zunächst zu beruhigen. Ein Zwist, der sich wochenlang aufgebaut hatte, in einem großen Knall eskaliert war und der die enge Allianz der beiden abrupt beendet hat.

Dabei ließ der Präsident es nicht bewenden. In einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office attestierte er Musk gar ein „Trump-Derangement-Syndrom“ und äußerte sich insgesamt „sehr enttäuscht“ über den Unternehmer. Musk schlug recht unmittelbar zurück: in gewohnter Manier über die Plattform X. Ohne ihn hätte Trump die Wahl im vergangenen Jahr verloren, so seine Behauptung. Und: Die Demokraten würden heute das Repräsentantenhaus kontrollieren, im Senat stünde es 51:49. „So viel Undankbarkeit“, kommentierte Musk.

Doch es sollte dann sein nächster Post sein, der weltweit für Aufsehen sorgte. Musk schrieb: „Zeit, die wirklich große Bombe platzen zu lassen: Donald Trump ist in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden. Schönen Tag noch, DJT!“ Belege für diese schwerwiegende Behauptung blieb Musk jedoch schuldig. Trump und der verstorbene Sexualstraftäter Jeffrey Epstein verkehrten in den 1980er und 1990er Jahren in denselben New Yorker Gesellschaftskreisen, gemeinsame Partyfotos sind bekannt. Doch mehr ist öffentlich nicht belegt. Zudem ist es wenig nachvollziehbar, dass Trump belastende Dokumente und Belege bisher noch nicht aus allen Kanonen gefeuert verwendet worden wären.

Im Februar hatte US-Justizministerin Pam Bondi angekündigt, die Epstein-Akten zu veröffentlichen. Die freigegebenen Dokumente enthielten jedoch überwiegend Informationen, die bereits öffentlich bekannt waren. Der Schlagabtausch zwischen Musk und Trump hatte derweil weitere Eskalationsstufen erreicht. Musk kündigte an, er werde sein Dragon-Raumfahrzeug, das für NASA-Missionen zur Internationalen Raumstation eingesetzt wird, außer Betrieb nehmen. Trump wiederum drohte, sämtliche Regierungsverträge mit Tesla und SpaceX zu beenden: „Der einfachste Weg, Milliarden einzusparen, ist es, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu streichen.“ Parallel kursierten Berichte, Trump erwäge sogar, seinen eigenen roten Tesla zu verkaufen oder zu verschenken. An der Börse reagierten die Anleger nervös: Tesla-Aktien stürzten am Donnerstag um 14,3 Prozent ab – ein Verlust von rund 111 Milliarden Pfund an Unternehmenswert.

Der öffentliche Streit spielte sich unter anderem minutiös auf Musks Plattform X ab. Innerhalb weniger Stunden postete Musk mehrfach: Zunächst, dass Trump ohne seine Unterstützung die Wahl verloren hätte. Weiter die Forderung nach einer neuen politischen Partei. Als Reaktion erklärte Trump auf Truth Social, Musk sei inzwischen „abgenutzt“. Darauf folgte Musks explosive Epstein-Behauptung.

Ein Regierungsbeamter sprach in diesem Zusammenhang von einem „klaren Anfall“ Musks. Trumps ehemaliger Berater aus seiner ersten Amtszeit, Steve Bannon, forderte sogar eine sofortige Überprüfung von Musks Einwanderungsstatus und dessen Ausweisung.

Inzwischen hat Musk den umstrittenen Epstein-Post gelöscht. Auch von seiner Drohung, das Raumschiff Dragon stillzulegen, ruderte er auf Nutzeranregung öffentlich zurück: „Guter Rat. Okay, wir werden Dragon nicht außer Betrieb nehmen.“

Ganz beendet scheint der Feldzug des Tesla-Chefs jedoch nicht: Oben auf seinem X-Profil hält Musk weiterhin eine Umfrage angeheftet, in der er für die Gründung einer neuen politischen Partei in den USA wirbt. Seine Botschaft dazu: „Das Volk hat gesprochen. Amerika braucht eine neue politische Partei, um die 80 Prozent in der Mitte zu vertreten! Das ist Schicksal.“

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Die grundsätzliche tiefe Auseinandersetzung über die konträren Ansichten zur „Big Beautiful Bill“ sind nicht aus der Welt.

Wie weit kann aber Donald Trump gehen, um Elon Musk zu treffen? Der Economist beschreibt nüchtern, wie groß das Drohpotenzial des US-Präsidenten gegenüber dem Tech-Milliardär tatsächlich ist. Öffentliche Drohungen wie die Kündigung sämtlicher SpaceX-Regierungsverträge klingen zunächst unrealistisch – die US-Regierung ist massiv von Musks Starlink-Satelliten und SpaceX-Raketen abhängig. Auch die angedeutete Verstaatlichung seiner Firmen oder der Entzug der Staatsbürgerschaft wären rechtlich kaum durchsetzbar.

Doch Trump verfügt über wirksamere Hebel. Schon jetzt sind Musk und seine Konzerne Ziel von 65 anhängigen oder drohenden Verfahren durch elf US-Bundesbehörden; von mutmaßlich falschen Angaben bei Teslas Autopilot über Tierschutzverstöße bei Neuralink bis zu Gesetzesverstößen bei SpaceX-Starts. Solche Verfahren ließen sich mit politischem Willen problemlos verschärfen oder beschleunigen und könnten Musk geschäftlich empfindlich treffen.

Der Milliardär weiß das. Nicht umsonst ruderte er rasch zurück und kündigte an, das Dragon-Raumschiff doch nicht stillzulegen. Ein klares Signal der Deeskalation. Er bewegt sich in einem Geflecht politischer Abhängigkeiten, die ihn verletzlicher machen als er es öffentlich zeigt.

Das Kalkül hinter der Trump-nahen Drohkulisse ist klar: Wer sich loyal verhält, kann auf Schutz hoffen. Wer ausschert, muss mit voller juristischer Härte rechnen. Elon Musk könnte bald erfahren, wie kalt es außerhalb dieses Zirkels werden kann. Für ihn ist es keine Frage politischer Eitelkeit, sondern existenzieller Geschäftssicherung.

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