
Ein Jahr nach der Vergewaltigung eines 12-jährigen, jüdischen Mädchens hat ein Jugendgericht im französischen Nanterre drei jugendliche muslimische Täter verurteilt. Zwei zur Tatzeit 13-Jährige erhielten Haftstrafen von sieben und neun Jahren. Ein dritter Beteiligter, damals zwölf Jahre alt, wurde wegen Beihilfe schuldig gesprochen. Da er strafrechtlich noch nicht verantwortlich gemacht werden kann, soll er für fünf Jahre in einer pädagogischen Einrichtung untergebracht werden.
Das Gericht geht davon aus, dass das Mädchen Opfer einer antisemitisch motivierten Vergewaltigung wurde. Die Tat ereignete sich am 15. Juni 2023 in einem leerstehenden Raum nahe dem Pariser Geschäftsviertel La Défense. Laut Polizeiangaben zwangen die Jungen das Mädchen dorthin, beleidigten sie, schlugen sie und zwangen sie zu Oralverkehr. Einer der Täter filmte das Geschehen.
Nach Aussage des Mädchens beschimpften die Jugendlichen sie als „dreckige Jüdin“, machten abwertende Bemerkungen über Israel und drohten ihr mit dem Tod. Laut der Zeitung Le Figaro war einer der drei Täter mit dem Mädchen befreundet. Da sie nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel in der Schule wegen ihres Glaubens gemobbt wurde, habe sie ihm gegenüber behauptet, muslimisch zu sein. Nachdem er ihre tatsächliche Religion erfuhr, soll er aggressiv geworden sein und Rache geplant haben.
Der Prozess wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Die Tat hatte landesweit für Bestürzung gesorgt, insbesondere wegen der antisemitischen Motivation und des jungen Alters der Beteiligten. Präsident Emmanuel Macron forderte Lehrkräfte dazu auf, mit Schülerinnen und Schülern über Rassismus und Antisemitismus zu sprechen.
Im Zuge des Hamas-Angriffs auf Israel ist in Frankreich ein starker Anstieg antisemitischer Straftaten zu verzeichnen. Nach Angaben des jüdischen Dachverbands Crif vervierfachte sich die Zahl der Taten im Vergleich zum Vorjahr – von 436 auf knapp 1700.