
„Ich will, dass er seine Strafe absitzt“: Im Interview mit dem WDR spricht Joanna Steinmann Glogowski, die Mutter des getöteten Philippos T., über den Syrer, der ihren Sohn totgetreten hat, schildert, wie sich das Leben der Familie nach dem Tod ihres geliebten Sohns verändert hat – und wirft der Politik schweres Versagen vor.
„Er konnte seine Taten intensivieren. Da sehe ich irgendwie das Versagen im Staatssystem bei uns und da mache ich den Staat dafür verantwortlich, dass mein Sohn tot ist“, klagt Steinmann Glogowski an, als die Rede auf den 18-jährigen Syrer kommt, der ihren Sohn totgetreten hat. „Ich bin wütend, dass das passiert ist. Momentan habe ich mehr Fragen als Antworten für mich gefunden. Ich habe einfach Fragen an Politik, an das System. Wo gibt es jetzt Lösungen?“
Deutschlands tapferste Mutter und ihr Sohn Philippos – kurze Zeit später war er tot.
Philippos T. hatte im Juni den Abitur-Ball seiner Schwester besucht. Nach der Feier wurden er und ein Freund von etwa zehn Jugendlichen südländischen Aussehens angegriffen, Philippos starb wenig später an schwersten Kopfverletzungen, nachdem er bereits am Tag zuvor von den Ärzten für hirntot erklärt worden war.
Seine Mutter erinnert sich im Gespräch mit dem WDR an die Stunden, bevor ihr Sohn für immer aus dem Leben gerissen wurde: „Wir waren sehr glücklich, dass wir zusammen feiern konnten“. Sie habe zu ihrem Lebensgefährten gesagt, „Mann, das ist das erste Mal, dass ich mit meinem Sohn auf einem Parkett tanze und die Kinder finden das nicht peinlich.“ Das sei schön gewesen.
Joanna Steinmann Tage nach dem Tod ihres Sohns, ein Freund oder Verwandter stützt sie.
Für das, was dann passierte, findet sie kaum Worte. „Ich weiß ich nicht, wie ich das beschreiben soll. Ich wusste in dem Moment, als ich diese Lichter gesehen habe, dass mit meinem Sohn etwas Schreckliches passiert ist. Dieses schreckliche Gefühl... Ich bin dahin gerannt und danach ist alles irgendwie nur schlimm. Unbegreiflich.“
Im Interview mit dem WDR erklärt Steinmann Glogowski, sie wolle, dass der Täter begreife, dass er nicht nur ein Leben genommen habe, sondern auch anderen Leben Schaden zugefügt habe. „Er hat nicht nur Philippos da zertreten, sondern Philippos hat eine Riesenfamilie. Alle leiden darunter.“
Der Syrer Mwafak A. (18) soll Philippos getötet haben.
Da Philippos Organspender war, leben nun mehrere Organe ihres Sohnes in sechs Menschen weiter. „Ein erwachsener Mann läuft wohl mit Philipos Herz rum“, das sei ein komisches Gefühl. „Ich bin nachts irgendwann aufgewacht, ich habe geträumt, Philipps Herz lebt doch – mach dir keine Sorgen, sein Herz schlägt.“
Auch, wie der Täter ihrem Sohn und der ganzen Familie die Zukunft geraubt hat, beschreibt die Mutter mit berührenden Worten: „Ich weiß, ich werde keine Enkel mehr von meinem Sohn kriegen. Ich werde nicht zusehen können, wie er heiratet, Freundinnen kennenlernt. Diese Wahrnehmung, dass er tot ist, das möchte ich einfach noch nicht ... Das kann ich nicht akzeptieren momentan.“
Der mutmaßliche Täter sitzt aktuell in U-Haft und ist wegen Totschlags angeklagt. Wie der WDR berichtet, soll der Prozess am Landgericht Bielefeld am 17. Dezember starten.
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