
Islamische Dating-Apps: Religiöses Patriarchat im modernen Gewand
Eine Werbekampagne in der Berliner S-Bahn sorgt für Aufmerksamkeit: Die muslimische Dating-App „Muzz“ wirbt mit dem Slogan „Muslimischer Mann mit Einkommen statt allein Heim kommen“. Die Botschaft: Eine Frau gehört an die Seite eines versorgenden muslimischen Mannes – sonst bleibt sie allein. Das ist kein Aufruf zur Liebe, sondern ein Rückgriff auf ein patriarchales Weltbild im Gewand der Moderne.
Religiöses Patriarchat statt liberale Emanzipation.Aber Hauptsache der Rubel rollt, liebe @SBahnBerlin?! pic.twitter.com/AweABI1wnO
Diese Werbung hängt in Bahnen der Berliner S-Bahn GmbH, einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn. Also jenes Unternehmen, das sich sonst lautstark zu Queerness, Vielfalt und Gleichberechtigung bekennt. Doch wie passt diese patriarchale Botschaft zur sonst so liberalen Selbstdarstellung?
Auf NIUS-Anfrage teilte ein DB-Sprecher mit: „Zu den inhaltlichen Hintergründen von Werbekampagnen müssen wir Sie an die Urheber/Werbenden selbst verweisen. Die von Ihnen genannte Werbung hat keinen Anlass gegeben, sie abzulehnen.“
In Großbritannien geht die Plattform NikkahGram noch einen Schritt weiter: Dort können muslimische Männer Jungfrauen unter 35 „auswählen“. Die Nutzung ist für Frauen kostenlos, aber an Bedingungen geknüpft. Sie müssen schwören, unberührt zu sein, und offenlegen, ob sie bereit sind, eine von mehreren Ehefrauen zu werden. Männer können zwischen verschiedenen kostenpflichtigen Abomodellen wählen.
Die muslimische Dating-App aus Großbrittanien wirbt explizit mit der Vermittlung von Jungfrauen unter 35 an muslimische Männer.
Wenn eine Stadt wie Berlin sich mit Regenbogenflaggen schmückt und Gleichstellung predigt, dann darf sie nicht gleichzeitig Werbung für Apps zulassen, die ein frauenfeindliches, rückwärtsgewandtes Weltbild fördern. Das ist keine Toleranz, das ist moralische Selbstaufgabe.
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