Nach Bayern: Thüringen plant Einführung der Verfassungsviertelstunde

vor 16 Tagen

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Thüringen will eine sogenannte Verfassungsviertelstunde an Schulen einführen. Ziel des neuen Unterrichtsformats sei es, das Demokratieverständnis junger Menschen zu fördern und politische Bildung stärker im Schulalltag zu verankern. „Wir wollen unseren Kindern sagen, was die Verfassung ist. Wir müssen alles daransetzen, die Demokratie als positive Erfahrung einzuprägen“, erklärte der thüringische Ministerpräsident, Mario Voigt, bei einer Veranstaltung in Weimar zur Demokratieentwicklung.

Laut dem Bildungsministerium ist die Einführung der Verfassungsviertelstunde Teil eines umfassenderen Konzepts zur Weiterentwicklung der politischen Bildung. Noch werde an der konkreten Ausgestaltung gearbeitet. Geplant ist, das neue Format zunächst in einer Pilotphase an zehn bis fünfzehn Schulen zu erproben. Dabei sollen Regelschulen, Gemeinschaftsschulen sowie Gymnasien beteiligt sein. Die Ergebnisse dieser Erprobung sollen im Anschluss evaluiert werden, um eine fundierte Entscheidung über eine flächendeckende Einführung treffen zu können.

Nach den Plänen des Bildungsministeriums soll die Verfassungsviertelstunde künftig wöchentlich und fächerübergreifend im regulären Unterricht stattfinden. Es wird jedoch weder ein verbindlicher Lehrplan noch eine zentrale Themenvorgabe vorgesehen. Stattdessen soll es unterstützende Materialien und Fortbildungsangebote geben, um die Umsetzung vor Ort zu erleichtern.

Die geplante Maßnahme stößt auf gemischte Reaktionen. Unterstützung kommt von der Landeselternvertretung, die eine stärkere Betonung demokratischer Mitwirkung in Schulen grundsätzlich begrüßt. Gleichzeitig äußert die Elternvertretung Bedenken im Hinblick auf den bereits bestehenden Unterrichtsausfall sowie die Notwendigkeit zusätzlicher personeller Ressourcen. Eine Sprecherin betonte, es müsse auch „die Möglichkeit, zusätzliche Mitwirkende an Schulen tätig werden zu lassen“, geprüft werden.

Der Thüringer Lehrerverband äußert Zweifel an der Umsetzbarkeit im Schulalltag. Landesvorsitzender Tim Reukauf erklärte gegenüber der Thüringischen Allgemeinen, dass sich derzeit schwer abschätzen lasse, wie das neue Format mit dem bestehenden Unterrichtsablauf vereinbar sei. „Der schulische Rhythmus ist auf 45-Minuten-Einheiten ausgelegt – ein entsprechendes Konzept zur Umsetzung liegt uns bislang nicht vor.“ Angesichts des Lehrkräftemangels bleibt zudem offen, wer die zusätzliche Aufgabe übernehmen soll.

In Bundesländern wie Bayern stellte Ministerpräsident Söder bereits im Oktober 2023 eine solche Verfassungsviertelstunde in Aussicht. Seit dem Schuljahr 2024/2025 wurde diese dann auch eingeführt. Auch hier gab es massive Kritik seitens der Lehrerverbände.

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