
Der YouTuber „Clownswelt“ hat innerhalb weniger Tage mehr als 100.000 neue Abonnenten auf der Video-Plattform YouTube gewonnen. Am Freitag hatte das ZDF Magazin Royale von Moderator Jan Böhmermann gemeinsam mit der Zeit die persönlichen Informationen des bis dahin anonymen rechten YouTubers „Clownswelt“ veröffentlicht und damit seine Identität öffentlich gemacht. In seiner Sendung hatte Böhmermann noch von 227.000 Usern gesprochen, die „Clownswelt“ abonniert haben – am Montag zählt der YouTube-Kanal von „Clownswelt“ 331.000 Abonnenten. Die Sendung von Böhmermann wird für den rechten YouTuber zum Publicity-Erfolg.
Am Freitag hatte Böhmermann in seiner Sendung anhand eines Fotos, das der YouTuber von seinem Arm auf Telegram geteilt hat, seine Identität herleiten können. Auf dem Foto war nämlich auch ein goldenes Gitarrenplektrum und ein T-Shirt von einer Metal-Band sichtbar. Böhmermann habe dann „alle verfügbaren Fotos von allen deutschen Metalbands (…) nach einem Gitarristen durchsucht“, wobei man dann auf Bilder von „Clownswelt“ mit eben jenem Gitarrenplektrum gestoßen sei und so seinen Namen herausgefunden habe.
In einer äußerst aufwendigen Arbeit hätten die Journalisten von ZDF Magazin Royale und der Zeit „Bekannte, Familienmitglieder und auch Professoren“ von „Clownswelt“ aufgesucht, um diese nicht nur über die Identität von ihm zu befragen, sondern auch über sein bisheriges Leben. Sie veröffentlichten diese privaten Informationen breit – ohne die Einwilligung von „Clownswelt“ – vor einem Millionenpublikum.
Das Vorgehen erntete heftige Kritik: Nicht nur in den sozialen Medien zeigten sich viele fassungslos über das Vorgehen. Das Video hat offenbar auch auf YouTube mehr „Gefällt mir nicht“ als „Gefällt mir“ Angaben. Der Top-Kommentar unter dem Video, mit mehr als 14.000 Likes, schreibt zu dem Video: „Die Methoden erinnern mich stark an die Zeit vor 1989 in der DDR“.
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Das Reaktionsvideo von „Clownswelt“ hat dagegen mehr als 640.000 Aufrufe – und zählt mehr als 120.000 „Gefällt mir“-Angaben. Böhmermanns Video erreichte Stand Montag nur 42.000 „Gefällt mir“-Angaben.
In dem Video hatte sich der rechte YouTuber zu Böhmermanns Sendung geäußert. Der YouTuber, der mit bürgerlichem Namen Marc-Phillip L. heißt, bezichtigt Böhmermann der Falschdarstellung der Vorgänge: Zeit und ZDF Magazin Royale hätten unter Vortäuschung falscher Tatsachen angerufen und sollen ihm später sogar gedroht haben. Zuerst habe eine Influencer-Agentur mit unterdrückter Nummer bei ihm angerufen, die nach eigenen Angaben durch einen Freund seine Privatnummer bekommen habe.
Ob diese etwas mit der Recherche zu tun haben, ist P. nicht bekannt. Doch ein paar Tage später habe Zeit-Redakteur Christian Fuchs bei ihm angerufen und mit seinem Klarnamen angesprochen. Im Rahmen einer Recherche zu bekannten YouTubern wolle man mit ihm ein Interview führen und bot ihm auch an, ihn dafür bei ihm zu Hause zu besuchen, so die offizielle Anfrage der Zeit.
„Clownswelt“ nahm dieses Angebot als Einschüchterungsversuch wahr. Schließlich war ihm seine Anonymität wichtig. Er begründet seinen Wunsch nach Anonymität mit Attacken von Linken auf Rechte und nennt als Beispiel, dass in der Vergangenheit Linksradikale echten oder vermeintlich Rechten die Autos anzündeten oder sie körperlich attackierten. Trotz seiner Ablehnung eines Gesprächs mit der Zeit folgten weitere „penetrante Kontaktversuche“. Dabei sei auch die Redaktionsleitung des ZDF Neo Magazin Royale beteiligt gewesen.
Da „Clownswelt“ nicht auf die Kontaktaufnahme einging, gingen die Journalisten zu den Eltern des 29-Jährigen, um, wie er sagt, „den Spalt auch tief in meine Familie zu schlagen“. Anschließend erfolgte die Zusendung von zwei Fragenkatalogen, „die sich gelesen haben wie Stasi-Akten“. Auch zu der Band von „Clownswelt“ nahm man Kontakt auf, woraufhin diese sich von ihm trennte.