
In Berlin-Pankow könnte sich die AfD gegen die Grünen durchsetzen. Die Direktkandidatin der Grünen, Julia Schneider, wurde gewählt, nachdem der Politiker Stefan Gelbhaar aufgrund falscher Belästigungsvorwürfe wieder als Direktkandidat abgewählt wurde. Bei Infoständen kommen die Gespräche oft auf das Thema Gelbhaar, wie der Tagesspiegel am Sonntag berichtet, der Schneider bei ihrem Wahlkampf begleitet hat.
Seit 1990 wurden im Bezirk Pankow stets Direktkandidaten der Linken bzw. PDS oder der SPD gewählt. 2021 holte erstmals Stefan Gelbhaar das Direktmandat für die Grünen. Angesichts dessen, wie die Grünen mit den ausgedachten Vorwürfen gegen Gelbhaar umgegangen sind, überlegen viele Grünen-Wähler nun, eine andere Partei zu wählen. Davon profitiert die AfD. Bei der Europawahl im Juni 2024 erzielte die AfD im Norden Pankows, zum Beispiel in Buch oder Blankenfelde, über dreißig Prozent.
In aktuellen Wahlkreisprognosen ist die AfD manchmal an erster, manchmal an zweiter Stelle. Julia Schneider versucht, sich als Option für diejenigen zu präsentieren, die einen AfD-Sieg verhindern wollen, wie der Tagesspiegel schreibt. „Wenn es ein klares Zweierduell gibt, müssen wir als demokratische Partei zusammenhalten“, sagt sie bei einer Podiumsdiskussion. Ihr Gegenkandidat, der AfD-Politiker Ronald Gläser, wird zu Podiumsdiskussionen oft gar nicht erst eingeladen.
Im Dezember berichtete der RBB darüber, dass Frauen gegenüber Stefan Gelbhaar Vorwürfe der sexuellen Belästigung erhoben hätten. Gelbhaar bestritt die Vorwürfe von Anfang an. Aufgrund der Vorwürfe trat er von seinem Platz auf der Landesliste, Platz 2, zurück. Er war schon als Direktkandidat für Pankow gewählt gewesen, jedoch wurde die Abstimmung im Januar wiederholt. Julia Schneider gewann die Abstimmung und bezeichnete ihre Wahl als „unwiderruflich“, obwohl die Ernennung der Direktkandidaten bis zum 20. Januar noch einmal hätte geändert werden können.
In ihrer Rede vor der Direktkandidatenwahl sprach sie davon, für eine Partei zu stehen, „in der Frauen sich wieder sicher fühlen“ (Apollo News berichtete). Wie im Januar herauskam, ist der Hauptvorwurf gegen Gelbhaar gelogen gewesen. Die eidesstattliche Erklärung lief auf den falschen Namen „Anne K.“ und unter falscher Adresse. Die Grünen-Politikerin Shirin Kreße soll die gefälschte eidesstattliche Erklärung verfasst haben und sich bei Telefonaten mit dem RBB als „Anne K.“ ausgegeben haben. Den Listenplatz von Gelbhaar übernahm Audretsch, der Wahlkampfhelfer von Robert Habeck. Gelbhaar behauptete, Beweise dafür zu haben, dass die Vorwürfe eine „Schmutzkampagne“ gegen ihn seien, die von dem Umfeld Audretschs orchestriert worden sei (mehr dazu hier).