
Seit 1985 besteht in Dänemark ein Verbot zur Erzeugung von Energie mittels Atomkraft. Doch nun überlegt man in dem Land plötzlich, in Kernenergie einzusteigen. Das Kopenhagener Parlament hat zwar den Antrag der Opposition auf sofortige Aufhebung des Atomkraftverbots erneut abgelehnt, jedoch hat die Regierungsmehrheit einer „Prüfung von Potenzialen, Möglichkeiten und Risiken“ der Kernenergie mit einer deutlichen Mehrheit zugestimmt.
Die sozialdemokratische Regierungschefin Mette Frederiksen erklärt dazu: „Wir sollten das mit offenen Augen angehen. Es ist besser, Atomkraft in Europa zu haben als von russischem Gas abhängig zu sein.“ Klima- und Energieminister Lars Aagaard pflichtet Frederiksen bei. Insbesondere die „technologische Entwicklung mit kleinen SMR-Reaktoren“ sollte man nicht außer Acht lassen. Vizepremier Troels Lund Poulsen spricht hier von „neuen Reaktortypen, die uns billige, CO₂-neutrale Energie liefern können.“
1985, ein Jahr vor der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, markierte ein Parlamentsbeschluss das vorläufige Ende der Atomkraft in Dänemark. Auch noch 2005 hatten die Atomkraft-Gegner in Dänemark klar die Oberhand. Damals mobilisierte man Widerstand gegen das im schwedischen Barsebäck, nahe der Grenze zu Dänemark, geplante Atomkraftwerk. Inzwischen hat sich die öffentliche Stimmung jedoch gedreht.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass sich 40 Prozent der Bevölkerung für den Bau von Atomkraftwerken aussprechen, während nur noch 25 Prozent dagegen sind. Gründe hierfür liegen nicht nur in schwankenden Strompreisen und einer wachsenden geopolitischen Unsicherheit, sondern auch in nationalen Entwicklungen: Viele empfinden das Land und die Küsten als bereits stark durch Windkraftanlagen geprägt. Auch der Ausbau von Solaranlagen stößt auf Kritik.