
Nach Schüssen in der bayerischen Stadt Deggendorf hatte die Polizei zwei Syrer festgenommen. Der Großeinsatz am Montagabend sorgte für Aufsehen – Hubschrauber kreisten über der Stadt, Straßen wurden gesperrt. Jetzt kommt heraus: Einer der beiden Tatverdächtigen war schon im April 2024 durch eine Messerattacke aufgefallen.
Am Montagabend gegen 20:20 Uhr meldeten Zeugen in der Deggendorfer Innenstadt Schussgeräusche. Anwohner alarmierten die Polizei, kurz darauf fanden Einsatzkräfte einen verletzten Mann im Bereich des Färbergrabens. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 36 Jahre alten deutsch-rumänischen Staatsbürger mit Wohnsitz in Deggendorf. Die Polizei reagierte mit einem Großeinsatz, ein Hubschrauber kreiste über der Stadt. Noch in der Nacht konnten zwei Tatverdächtige im Alter von 26 und 27 Jahren festgenommen werden, beide stammen aus Syrien.
Das Opfer wurde leicht verletzt und konnte das Krankenhaus noch in der Nacht wieder verlassen. In der Wohnung eines Tatverdächtigen fanden die Beamten eine Schreckschusspistole, mutmaßlich die Tatwaffe.
Montagabend in der Deggendorfer Innenstadt
Die Staatsanwaltschaft Deggendorf bestätigte auf NIUS-Anfrage: Einer der beiden Männer war bereits 2024 in eine Auseinandersetzung mit einem Messer auf dem Michael-Fischer-Platz verwickelt. Damals wurde ein 23-Jähriger mit einem Springmesser verletzt. Der verdächtige Syrer kam jedoch nicht in Haft. Laut Staatsanwaltschaft lagen damals „die rechtlichen Voraussetzungen für einen Haftbefehl nicht vor“.
Jetzt sitzt derselbe Mann in Untersuchungshaft.
Nach dem Schusswaffeneinsatz in der Deggendorfer Innenstadt am Montagabend meldete sich Oberbürgermeister Christian Moser (CSU) zügig mit einem Statement auf Facebook zu Wort. Darin betonte er, dass für die Bevölkerung zu keiner Zeit Gefahr bestanden habe, lobte den schnellen Zugriff der Polizei und nahm Stellung zu kursierenden Gerüchten:
„Bei den Tätern handelt es sich – nach Rückfrage bei der Polizei – NICHT um die gleichen Täter, die im vergangenen Jahr eine Straftat mit einem Messer in der gleichen Straße begangen haben.“
Ein Auszug aus dem Facebook-Post von Bürgermeister Christian Moser
Damit wollte Moser offenkundig klarstellen: kein Zusammenhang mit früheren Gewaltvorfällen. Doch kurz darauf folgte die öffentliche Gegenrede.
Ein Mann meldete sich wenig später in einer lokalen Facebook-Gruppe zu Wort. Er erhebt schwere Vorwürfe:
„Was viele nicht wissen: Einer der Täter hat mich bereits im April 2024 mit einem Messer attackiert und mir dabei drei Stichverletzungen zugefügt. Er war damals nicht mal 24 Stunden in Gewahrsam – und lief seitdem frei herum!“ Weiter schreibt der User in seinem Post „Der Täter – ein arbeitsloser Syrer – war nach dem Angriff nicht mal einen Tag in der Ausnüchterungszelle. Seitdem läuft er frei herum und wurde mehrfach in der Innenstadt gesehen, u. a. vor dem Müller – zwischen Kindern und Passanten.“
Kurz darauf meldet sich auch Oberbürgermeister Moser direkt zu Wort und hält an seiner ursprünglichen Darstellung fest: „Ich habe extra bei der Polizei nachgefragt. Die Täter vom Montag sind NICHT dieselben wie bei der Messerattacke im Färbergraben.“
Was Moser dabei übersah: Der Betroffene sprach nicht von der Tat im Färbergraben, sondern vom Angriff am Michael-Fischer-Platz im Jahr davor. Nach weiteren Kommentaren und Quellenbelegen wird korrigiert:
„[...] Ich habe mich nur im Jahr geirrt. Es war nicht 2024, sondern 2025. Richtig ist auch Ihre Aussage, dass bei einem anderen Vorfall mit einem Messer in der Innenstadt im Jahr 2024 – den Sie beschrieben haben – der Täter von Montag offenbar beteiligt war.“
Die Staatsanwaltschaft Deggendorf bestätigt auf NIUS-Anfrage: „Es trifft zu, dass einer der beiden Beschuldigten auch der Begehung der von Ihnen in dem verlinkten Pressebericht beschriebenen Tat (vom 26.04.2024) verdächtig ist.“ Eines ist klar: Die Schießerei hätte verhindert werden können, wenn beim ersten Vorfall 2024 andere Entscheidungen getroffen worden wären.
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