Nach Trudeau-Rücktritt: Kanadas Liberale gewinnen Parlamentswahl

vor etwa 4 Stunden

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Kanada hat gewählt: Premierminister Mark Carney von den Liberalen darf seine erste ganze Amtszeit antreten – seit Dienstagmorgen deutscher Zeit ist klar, dass seine Partei eine relative Mehrheit der Sitze im kanadischen Unterhaus auf sich vereinen wird. Zum dritten Mal hintereinander gewinnen die Liberalen jedoch nicht die absolute Mehrheit der Sitze – aufgrund des Mehrheitswahlrechts in Kanada eigentlich die Ausnahme – und bilden eine Minderheitsregierung.

Noch ist der Wahlsieger, Premierminister Mark Carney, nicht vor seine Unterstützer getreten. Sein Herausforderer, der konservative Pierre Poilievre, hat ihm bereits gratuliert und bei einer Rede vor Unterstützern angekündigt, seine Arbeit als Parteivorsitzender der Konservativen fortzuführen. So oder so ist es insbesondere für Poilievre eine enttäuschende Wahlnacht, nachdem seine oppositionellen Konservativen noch im Januar in Umfragen teilweise einen Vorsprung von rund 27 Prozentpunkten innehatten.

Infolge des Rücktritts des unpopulären Premierministers Trudeau und des Amtsantritts von US-Präsident Donald Trump, dessen Strafzölle gegen Kanada eine diplomatische Krise auslösten, hat sich das politische Klima schlagartig geändert. Carney, der in einer parteiinternen Vorwahl zum neuen Parteivorsitzenden der Liberalen und damit auch zum Premierminister gekürt worden war, konnte sich staatsmännisch geben – und rasant gegenüber den Konservativen aufholen.

Am Ende der Wahlnacht werden die Liberalen Stand jetzt rund 160 der Sitze im Unterhaus innehaben – die Konservativen dagegen nur rund 150. Für eine absolute Mehrheit sind jedoch 172 Sitze notwendig. Die Wahl ist auch von einem Zusammenbruch der kleineren Parteien geprägt: Sowohl der separatistische Bloc Québécois (aus dem französischsprachigen Quebec) als auch die linke New Democratic Party (NDP) haben gegenüber den Liberalen deutlich an Boden verloren und verlieren die meisten von ihnen gehaltenen Parlamentssitze.

Der Vorsitzende der NDP, Jagmeet Singh, der jahrelang Trudeaus Minderheitsregierung im Parlament stützte, zog aus der deutlichen Wahlniederlage seine Konsequenzen und trat nach acht Jahren an der Parteispitze zurück.

Für die Konservativen ist es ein schwacher Trost, dass sie rund 30 Sitze gegenüber der vergangenen Parlamentswahl im Jahr 2021 gewinnen konnten. Derweil muss Parteichef Pierre Poilievre noch um seine politische Zukunft bangen: am frühen Morgen liegt er bei der Auszählung seines Wahlkreises, auch Stunden nach Beginn, immer noch rund vier Prozentpunkte hinter seinem Herausforderer von den Liberalen.

Mark Carney wird Kanada nun voraussichtlich für die nächsten vier Jahre führen. Der langjährige Chef der Bank of Canada und der Bank of England gilt als Wirtschaftsexperte – vor seiner Wahl zum Premierminister hatte er noch nie ein politisches Amt inne. Durch den Wahlsieg hat der Premierminister nun auch die notwendige politische Legitimität, die er benötigt, um seine Politik durchzusetzen. Immerhin hat er eines der größten politischen Comebacks in der Geschichte Kanadas hingelegt.

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