
Wir sind ein buntes, vielfältiges, weltoffenes, tolerantes Land. Wisster doch. Wir ertragen vieles, ach was: wir begrüßen die Bereicherung, die uns täglich zuteil wird! Wir sind da nicht zu übertreffen. Auch nach dem zigsten tödlichen Angriff mit Haushaltsutensilien würden wir nie von „Messermigranten“ sprechen oder gar das Wort „Remigration“ aussprechen. „Volk“ ist uns suspekt, aber das bunte Völkchen lieben wir, das sich oft und gern zu vielfältigen Spektakeln auf unseren Straßen zusammenfindet.
So etwas würde bei uns nicht passieren. Wir lassen uns das nicht entgehen, jedes Jahr: Die bunten Fahnen und die vielen nackten Hinterteile. Die Jungs mit den Hundemasken und Hundehalsbändern. Und wenn einereineeines der Teilnehmer ein Plakat hochhält mit „CSD statt AfD“, lächeln wir beifällig. So bunt! So bunt! Bunte Vielfalt ohne Nazis, na klar! Und Bärbel Bas mittendrin! Einfach geil.
Der Trend ist nicht aufzuhalten. Auch Politiker bunten mit. Und wer es noch nicht wusste: auch ein so weitgehend unbekanntes Ministerium wie das für „Zentrale Dienste und offene Vermögensfragen“ ist zwar nicht in queerer, aber doch sicher in feministischer Hand: im Vorraum befindet sich die Statue einer Frau, einer nackten Frau, Venus, Göttin der Liebe.
Befindet sich? Nein. Die Statue stand da. Bis die Gleichstellungsbeauftragte der Behörde zu bedenken gab, die Statue „könnte“ als „sexistisch“ empfunden werden. Von wem, verriet sie nicht. Und beim CSD war die gute Frau gewiss auch noch nie.
Nun, die Statue, eine elegante Frauenfigur, die keinerlei Ähnlichkeit mit einer Drag Queen aufweist, ist die Kopie einer im ersten Jahrhundert vor Christus entstandenen „Venus Medici“ und mit ihr „verschwand das einzig Erfreuliche, das die Besucher in der Bundesbehörde erwartete.“
Doch damit ist die Gefahr nicht gebannt. Nun „könnten“ die Besucher des Leipziger Museums Grassi von der Nackten traumatisiert werden, also ungleich viel mehr Menschen als die Besucher der Behörde in Berlin-Weißensee. Denn das Schlimmste ist: die Statue ist nicht bunt und queer – sondern klassisch schön. Ein Schlag ins Gesicht all jener, die das nicht sind.